Diplomarbeit
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Es waren feststehende Figuren, deren Bewegungen von Innen heraus mittels Fäden, die<br />
man nicht sehen konnte, ausgelöst wurden, und die sich auch weiterbewegten, wenn an<br />
den Fäden nicht mehr gezogen wurde. Auf keinen Fall konnten es demnach Marionetten<br />
gewesen sein, sondern lediglich mechanische Figurenwerke. 16<br />
Erst im 12. und 13. Jahrhundert finden sich wieder Belege von drei Formen des Puppenspiels:<br />
Tatermane, Mantelpuppen und Handpuppen. Tatermane sind in Hugo von Trimbergs<br />
Lehrgedicht „Der Renner“ belegt, wobei es sich um bewaffnete Gliederpuppen in<br />
Ritterrüstung handelt, die durch das Ziehen von waagrechten Fäden gegeneinander<br />
kämpfen. 17 Des Weiteren wird bereits im „Renner“ eine Hauptfigur im Puppenspiel genannt,<br />
der tocken, welcher „als schlechtes Beispiel für Fressen und Saufen hingestellt wird“. 18 Er<br />
könnte den Beginn der Tradition des dämonischen Lustigmachers ausmachen, welche in der<br />
Figur des Meister Hämmerlein gipfelt, auf welchen später näher eingegangen wird.<br />
Auch von Mantelpuppen wird im „Renner“ berichtet. Hierbei handelt es sich um eine<br />
Zusammenarbeit eines alten, blinden Mannes mit einem Jungen, der unter den weiten Mantel<br />
des Blinden schlüpft und aus einer Mantelöffnung zwei Puppen tanzen lässt, während der<br />
Blinde dazu musiziert. All diese Formen der Unterhaltung sind aber noch nicht Puppenspiel<br />
oder Puppentheater, sondern es handelt sich um musikalisch unterlegte Straßenunterhaltung. 19<br />
Richtiges Handpuppentheater ist erst im 14. Jahrhundert belegt, es handelt sich hierbei um<br />
zwei Abbildungen von Jean de Griese, welche Handpuppentheater vor Publikum darstellen:<br />
Das erste Bild zeigt eine Figur mit einem Knüppel, der das Kennzeichen der Narren ist; auf<br />
dem zweiten Bild sind zwei Ritter zu sehen, die einander mit Schwertern bekämpfen. Es<br />
besteht die Möglichkeit, dass es sich bei der Figur mit dem Knüppel bereits um eine Lustige<br />
Figur handelt, jedoch lässt sich dies nicht mit Bestimmtheit sagen. 20 Offensichtlich ist<br />
allerdings, dass bereits im 14. Jahrhundert „Zank, Streit und Prügelei“ 21 die Hauptmotive des<br />
Puppentheaters bilden.<br />
Aus den beiden erwähnten Abbildungen ist ebenfalls ersichtlich, dass die Puppenbühnen<br />
dieser Zeit die Form von Burgen hatten, die deutschsprachigen Gebiet goltpurgen genannt<br />
wurden. Diese Bezeichnung leitet sich vom mittelhochdeutschen Verb goln ab, was mit<br />
‚Possen treiben’ zu übersetzen ist. Somit ist unter goltpurgen in etwa ‚Possenburgen’ zu<br />
16 PURSCHKE, Entwicklung des Puppenspiels, S. 13.<br />
17 Vgl. ebda., S. 18f.<br />
18 MINUTH, Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte, S. 21.<br />
19 Vgl. PURSCHKE, Entwicklung des Puppenspiels, S. 20f.<br />
20 Vgl. MINUTH, Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte, S. 21f.<br />
21 Ebda.<br />
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