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Diplomarbeit

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ersten Stück Soldat wird, trägt er eine Militäruniform statt des Rautenkostüms und einen<br />

Tschako statt seiner Zipfelmütze. Dieser wird auch im Text in einer Regieanweisung erwähnt<br />

(KS 10), hierbei handelt es sich um eine militärische Kopfbedeckung 271 , welche im Fall<br />

Kasperls einen Augenschirm hat.<br />

Als Requisiten hat Kasperl im ersten Stück sein Gewehr (KS 10), im vierten Stück einen<br />

Prügel (KS 32; Abbildung 5), außerdem im fünften Stück eine Zange (KS 37) und im siebten<br />

Stück das Zepter des Königs, welches er als Prügelstock verwendet (KS 53). Mit diesen<br />

verschiedenen Gegenständen verprügelt er seine Gegner. Das Einhorn fängt er hingegen mit<br />

seinem „Krawattl“ (KS 17), mit dem er eine Schlinge formt. Zum Abstauben der Bücher des<br />

Zauberers steht Kasperl auch ein Besen zu Verfügung (Abbildung 8), und die Bestrafung der<br />

Hexe erfolgt mittels einer Zange (Abbildung 10).<br />

Kasperls Alter wird nirgends genannt, er wird jedoch als „junger Herr“ (KS 35) und „guter<br />

Mann“ (KS 53) angesprochen, woraus sich schließen lässt, dass Kasperl kein kleiner Junge<br />

oder Jugendlicher ist, sondern zwischen 20 und maximal 30 Jahren alt ist. Weitere Indizien<br />

für diese Annahme sind, dass er im ersten Stück problemlos zum Militär eingezogen wird (KS<br />

9) und im letzten Stück schließlich die Prinzessin heiratet (KS 56). Kasperl ist in seiner<br />

Entwicklungsgeschichte noch nicht bei der Stufe des Kindes angelangt, er lässt sich<br />

zumindest nach seinem Alter zwischen dem Kasperl Larifari von Franz von Pocci und dem<br />

Kasperl Carlo Böcklins einordnen.<br />

Kasperls Familie wird nur sehr selten erwähnt, an einer Stelle meint er, er würde seiner<br />

Mutter von den Misshandlungen durch die Teufel erzählen (KS 30); an einer weiteren Stelle<br />

wird auch von seinem Vater und Großvater gesprochen, die Leserschaft bekommt aber nur die<br />

Information, dass Kasperl nach seinem Vater und dessen Vater benannt ist (KS 21).<br />

Was Kasperl ganz im Sinne seiner Traditionslinie ausmacht, ist sein chronischer Geldmangel.<br />

Im ersten Stück hat er kein Geld, um sich etwas zu essen kaufen zu können, und fragt sogar<br />

sein Publikum, die Kinder, nach Geld:<br />

KASPERL: […] Hollo—o—o—o! Seids alle do—o—o?<br />

DIE KINDER: Jo—o—o!<br />

KASPERL: Habts a Geld a—a—a?<br />

DIE KINDER: Na—a—a—a!<br />

KASPERL: Na? Ihr habts ka Geld? Ui, da is gfehlt. I hab a nix, gar nixinix. Halt, was hab<br />

i? An riesengroßen Hunger hab i! Kaufts mir mein Hunger o—o—o? (KS 8)<br />

271 Genauere Informationen zur Entwicklung der Uniformen während des ersten Weltkrieges finden sich bei<br />

Laurent MIROUZE: Infanteristen des Ersten Weltkriegs. Düsseldorf: Dissberger 1990.<br />

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