Diplomarbeit
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6. SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />
Im Rahmen der vorliegenden <strong>Diplomarbeit</strong> wurde gezeigt, dass „Siebenmal der Kasperl“ von<br />
Karl Springenschmid kein Instrument politischer Propaganda ist, auch wenn die Biographie<br />
des Autors darauf schließen lässt. Die Kasperlstücke zielen auf die Vermittlung allgemeiner<br />
Werthaltungen und Einstellungen; die Kinder sollen erlernen, warum es wichtig ist, Normen<br />
und Regeln zu akzeptieren, sich in die Gesellschaft einzugliedern und mäßige Konsumenten<br />
zu sein. Außerdem werden Charakterzüge wie Vorsichtigkeit und Willenskraft propagiert.<br />
Abgelehnt werden eine leichtsinnige Lebenshaltung, das Verletzen gesellschaftlicher Normen<br />
beispielsweise durch Diebstahl oder Laster wie der Trunksucht, und schließlich das allgemein<br />
Böse, das sich gegen die Menschen richtet und diese sogar zerstören kann.<br />
Die Frage, ob Springenschmids Kasperlstücke kindgerecht sind, kann bejaht werden.<br />
Problematisch ist allerdings, dass Kasperl als Protagonist und primäre Identifikationsfigur der<br />
Kinder ein übertriebenes Maß an Aggressivität an den Tag legt und seine Gegner meist<br />
äußerst brutal zur Stecke bringt.<br />
Die Kasperlstücke sind für Schulkinder geeignet, was sich aus mehreren Tatsachen schließen<br />
lässt. Wichtig ist hierbei die Biographie des Autors, der selbst als Lehrer tätig war und seinen<br />
SchülerInnen Puppentheater vorgeführt hatte. Auch aufgrund der Kürze der Kasperlstücke,<br />
deren zyklische Zusammenstellung innerhalb der Sammlung und der teilweise mehrsträngigen<br />
Handlung wird deutlich, dass Schulkinder die intendierte Zielgruppe Springenschmids sind.<br />
Die Komik in den Stücken wird hauptsächlich durch sprachliche Mittel erzeugt, wie<br />
beispielsweise durch Reime oder Lieder, diverse Sprachspiele oder die Verwendung dialektal<br />
gefärbter Wörter. Was den Bereich der Situations- und Typenkomik betrifft, ist hauptsächlich<br />
Kasperl diejenige Figur, von welcher die Komik ausgeht. Dies betrifft sowohl sein Aussehen<br />
und seine Charakterzüge, als auch die Handlungen, die er aufgrund seiner Charakterzüge<br />
provoziert. Dies zeigt sich an Überraschungsmomenten oder Verwechslungen, aber auch an<br />
komischen Interaktionen mit anderen Figuren, wenn er diese beispielsweise neckt oder durch<br />
seine Schlagfertigkeit aus der Fassung bringt.<br />
Abschließend lässt sich sagen, dass die Kasperlstücke Springenschmids um 1930 zwar bereits<br />
viele Gemeinsamkeiten mit heutigen Kasperlstücken haben, allerdings ist Kasperl hier noch<br />
nicht völlig pädagogisch instrumentalisiert.<br />
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