Diplomarbeit

in Europa verbreitet. Um das Stück noch publikumswirksamer zu machen, wurde eine Lustige
Figur, der Pickelhäring, eingeführt, und der Fauststoff immer erweitert. 285 Ab dem 17.
Jahrhundert wurde Faust auch auf Puppenbühnen aufgeführt. Im Puppenspiel Karl Simrocks
von 1846 findet sich auch die Parallele des Zauberspruchs, mit dem die Teufel
herbeigezaubert werden können, auch hier liest Kasperl in einem Zauberbuch des
Mephistoteles:
KASPERLE: […] „Wenn – man – will – die Geister – kommen – lassen – so saget man –
Perlippe.“ […] „Wenn man will – daß die Geister – verschwinden – so sagt man
Perlappe.“ […] Richtig, alle Rattenschwänz fort. Da kann man ja leicht ein Teufelsbanner
werden. Perlippe. (Die Geister erscheinen.) Perlappe. (Die Geister verschwinden.) Das
geht ja wie geschmiert. 286
Mahals Anmerkung zu diesen Zaubersprüchen besagt, dass es mehrere Variationen dieser
Sprüche gibt, und sie in den verschiedenen Stücken die Aufgabe haben, die Teufel zu
kommandieren und zu schikanieren. 287
Auch bei Franz von Pocci findet sich eine Variation des Fauststoffs. Kasperl Larifari wird
zum Famulus des Zauberers, und, ähnlich wie bei Springenschmid, hat er auch hier anfangs
Probleme, seine Arbeitsaufträge zu verstehen und ärgert damit den Zauberer. Dieses Motiv
findet sich in Poccis Kasperlstück „Kasperl’s Heldentaten. Ein Ritterstück aus dem finstern
Mittelalter.“ 288
5.3. Der pädagogische Aspekt der Kasperlstücke
Dass Kasperlstücke eine pädagogische Funktion haben, wurde im Theorieteil bereits deutlich
gezeigt. Nun stellt sich die Frage, was mit den Kasperlstücken Karl Springenschmids in
pädagogischer Hinsicht bezweckt werden soll? Sind diese Mittel und Zweck politischer
Propaganda, welche Werte werden in ihnen vermittelt?
285 Nähere Informationen zur komischen Figur im Volksschauspiel vgl. bei Andreas MEIER: Vom Rüpel zum
Spaßmacher. Die komische Figur im sogenannten Volksschauspiel vom Doktor Faust. In: Peter CSOBÁDI
(Hrsg.): Die lustige Person auf der Bühne. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions 1993. Band II. Anif
/ Salzburg: Müller-Speiser 1994. ( = Wort und Musik. 23.) S. 521-539.
286 MAHAL, Doktor Johannes Faust, S. 23.
287 Vgl. ebda., S. 94.
288 Franz von POCCI: Kasperl’s Heldentaten. Ein Ritterstück aus dem finstern Mittelalter. In: Ders.: Neues
Kasperl-Theater. Nach der Erstausgabe von 1855. Hrsg. von Ulrich DITTMANN und Manfred NÖBEL. München:
Allitera 2007. ( = Pocci-Werkausgabe. Abteilung I. Band 1.) S. 15-30.
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