Diplomarbeit
Diplomarbeit
Diplomarbeit
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hasenschwanz geschmückte Mütze. Das Kostüm des Arlecchino war ursprünglich aus<br />
weißem Stoff, der mit vielen bunten Stofffetzen benäht war, und erst später erhält er das<br />
Rautenkostüm und den Zweispitz. 60 Die bunten, weithin sichtbaren Stofffetzen sollen Löcher<br />
in seiner Kleidung verdecken, Arlecchino ist somit ein „armer Schlucker […], aber er<br />
versteckt seine Armut unter lauter lustigen, aufgenähten Flicken“. 61<br />
In Österreich entwickelt sich der Hanswurst zu Beginn des 18. Jahrhunderts als wichtige<br />
Lustige Figur, allerdings des Personentheaters. Auf ihn soll hier dennoch ausführlich<br />
eingegangen werden, da er die Entwicklung der Lustigen Figur, sowohl im Personentheater<br />
als auch auf der Marionettenbühne, maßgeblich beeinflusst. Hanswurst entsteht aus einer<br />
Mischung des Arlecchino der Commedia dell’arte und dem norddeutschen Pickelhäring und<br />
wird durch Josef Anton Stranitzky, den Begründer des Alt-Wiener Volkstheaters, zum<br />
Hanswurst mit typisch wienerischer Spielart. 62<br />
Stranitzky ist zu Beginn seiner Karriere als Marionettenspielunternehmer tätig und arbeitet<br />
gemeinsam mit Johann Baptist Hilverding. Um 1705 kommt er mit seiner Schauspieltruppe,<br />
den „Teutschen Komödianten“, nach Wien, 63 wo er ab 1711 im Theater nächst dem<br />
Kärntnertor die Haupt- und Staatsaktionen mit sich selbst als der Figur des Hanswurst<br />
aufführt. Bereits ab 1708 nennt er sich „Wienerischer Hanswurst“. 64 Stranitzkys Hanswurst<br />
war allerseits beliebt, und Stranitzky selbst als Ur-Hanswurst brachte es zu einigem<br />
Wohlstand. 65<br />
Urbach charakterisiert Stranitzkys Hanswurst wie folgt:<br />
Von Anfang an ist der Wiener Hanswurst Stranitzkys eine äußerlich festgelegte Figur, an<br />
der sich nichts änderte. In jedem Stück blieben Herkunft und Äußeres gleich: Hanswurst<br />
ist ein Sau- und Krautschneider aus dem Salzburgischen, der seinen Beruf nicht mehr<br />
ausübt. Er trägt sein Haar zum Schopf gebunden unter dem spitzen grünen Hut,<br />
schwarzen Vollbart, ein Hemd mit Halskrause unter der offenen Joppe, das Herz und die<br />
Initialen HW auf dem Brustfleck. Er trägt die bäuerliche Tracht als unverkennbar<br />
phantastisches Kostüm. Das Bäuerliche, der Salzburger Dialekt, sind Kennzeichen der<br />
Rolle, nicht der Herkunft. 66<br />
60 Vgl. ebda., S. 88f.<br />
61 Jürgen von STACKELBERG: Metamorphosen des Harlekin. Zur Geschichte einer Bühnenfigur. München:<br />
Wilhelm Fink 1996, S. 21.<br />
62 Vgl. SNOOK, Unser Hanswurst war ein Salzburger, S. 471.<br />
63 Vgl. ROMMEL, Alt-Wiener Volkskomödie, S. 202.<br />
64 Vgl. Beatrix MÜLLER-KAMPEL: Hanswurst – Bernardon – Kasperl. Spaßtheater im 18. Jahrhundert. Paderborn<br />
[u.a.]: Schöningh 2003, S. 32.<br />
65 Vgl. ROMMEL, Alt-Wiener Volkskomödie, S. 209.<br />
66 Reinhard URBACH: Die Wiener Komödie und ihr Publikum. Stranitzky und die Folgen. Wien / München:<br />
Jugend und Volk 1973, S. 23.<br />
15