Giftige Wild- und Gartenpflanzen H – R
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Mutterkorn; Purpurroter Hahnenpilz, Ergot; Krähenkorn; Hahnensporn, Hungerkorn, Tollkorn<br />
Claviceps purpurea <strong>–</strong> Toxizitätsgrad: stark giftig<br />
Beschreibung Mutterkorn<br />
Parasitärer Pilz.<br />
Blütezeit: setzt sich während der Getreideblüte an den Ähren fest<br />
Aussehen: ca. 4 cm langes, 3 mm breites, blauschwarzes, kornähnliches Gebilde<br />
Fortpflanzung: asexuell gebildete Pilzsporen (ungeschlechtlich), werden vom Wind <strong>und</strong> Insekten weiter verbreitet<br />
<strong>und</strong> befallen andere, offen blühende Ähre<br />
<strong>Giftige</strong> Pflanzenteile<br />
Mutterkorn enthält Kohlenhydrate, Öle, Mineralstoffe, Aminosäuren, Farbstoffe <strong>und</strong> toxische Alkaloide, die<br />
Mutterkornalkaloide (bis zu 1 % der Masse des Korns). Mutterkornalkaloide gehören zu den Indolalkaloiden, <strong>und</strong><br />
ihr Gr<strong>und</strong>baustein ist das Ergolin. Daraus leiten sich zwei Hauptgruppen ab: Clavinalkaloide <strong>und</strong><br />
Lysergsäurederivate. Bisher sind über 30 Mutterkornalkaloide bekannt.<br />
Hauptwirkstoffe<br />
Viscotoxine (Polypeptide), Viscumin (Lectine), höchster Gehalt an Lectinen im Winter in Blütenknospen <strong>und</strong><br />
Beeren.<br />
Wirkungsmechanismen/ Toxizität<br />
Der Mutterkornpilz produziert giftige Alkaloide (Mutterkornalkaloide, zum Beispiel Ergotamin), die zu der Krankheit<br />
Ergotismus (Antoniusfeuer, Mutterkornbrand) führen können. Durch eine Überdosierung von Ergotamin kommt es<br />
zur massiven Gefässverengung der Blutgefässe <strong>und</strong> in der Folge zu einer Durchblutungsstörung von<br />
Herzmuskel, Nieren <strong>und</strong> Gliedmassen. Die Gliedmaßen sind kalt <strong>und</strong> blass, die Pulse sind meist kaum<br />
nachweisbar. Zudem bestehen Hautkribbeln (Parästhesie), Empfindungsstörungen (Hypästhesie) <strong>und</strong> eventuell<br />
Lähmungserscheinungen (Parese). Eine häufige Folge ist das schmerzhafte Absterben von Fingern <strong>und</strong> Zehen<br />
(Gangrän). Die Vergiftung kann so weit gehen, dass Gliedmassen brandig werden <strong>und</strong> amputiert werden müssen.<br />
Die betroffenen Arme <strong>und</strong> Beine können sogar ohne jegliche Blutung vom Körper abfallen. Zusätzlich bestehen in<br />
der Regel Allgemeinsymptome wie Erbrechen, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen<br />
<strong>und</strong> Durchfall. Akute Vergiftungen können durch Atem- oder Herzstillstand zum Tod führen. 5 bis 10 Gramm<br />
frisches Mutterkorn können für einen Erwachsenen tödlich sein.<br />
Veterinärtoxikologie<br />
Mutterkorn ist giftig für Pferde, Rinder, Kühe, Schafe, H<strong>und</strong>e, Katzen, evtl. Vögel <strong>und</strong> Nagetiere wie<br />
Meerschweinchen, Hasen, Kaninchen, Hamster, Ratten, Mäuse, Chinchillas, Degus <strong>und</strong> Hörnchen. Symptome<br />
treten frühestens 3 Tage nach Beginn der Fütterung mit den Alkaloiden auf, in der Regel aber erst nach 2-<br />
3 Wochen. Chronische Vergiftungen sind häufiger als akute. Vergiftungssymptome sind Appetitlosigkeit,<br />
Abmagerung, Durchfall, Erbrechen, extremer Speichelfluss, Apathie, Desorientierung, Schüttelkrämpfe, Zittern,<br />
Bewegungsstörungen, Gliedmassen, Steife Gelenke, Lahmheit Gangräne (Gewebsnekrose, meist infolge von<br />
Blutunterversorgung) an Gliedmassen, Aborte, Verminderte Fruchtbarkeit, Wehenschwäche, Atemnot bis Tod<br />
durch Atemlähmung.