20 Jahre Familienhilfe - Dezember 2011 - Familienhilfe Polyposis ...
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18<br />
spiel Lobbyarbeit gegen zusätzliche<br />
Belastungen chronisch Kranker machen.<br />
Die Hauptfunktion einer Selbsthilfegruppe<br />
und natürlich auch der vielen<br />
kleinen SHG ist aber weder die<br />
Vermittlung von möglichst viel Fachwissen<br />
noch von Lobbyarbeit, sondern<br />
vor allem das Auffangen des<br />
einzelnen Patienten mit seinen – in<br />
der Regel – vielen Fragen, Sorgen und<br />
Ängsten.<br />
Insbesondere bei so seltenen<br />
Krankheiten wie der FAP fühlen sich<br />
Patienten, wenn sie nicht über entsprechende<br />
Erfahrungen in der eigenen<br />
Familie verfügen, oft allein gelassen<br />
und nicht selten hilflos. Oft sind<br />
aber auch bei denen, die über Erfahrungen<br />
in der eigenen Familie verfügen,<br />
diese Erfahrungen eher negativ<br />
(z. B. Todesfälle durch die Erkrankung<br />
o. ä.). In solchen Fällen kann der<br />
Kontakt zu anderen Betroffenen äußerst<br />
hilfreich sein; hier wird dann<br />
weniger theoretisches Wissen weiter<br />
gegeben als praktische Erfahrung, im<br />
Umgang bzw. Leben mit der Erkrankung,<br />
im Umgang mit z. B. Operationsfolgen<br />
u.s.w. Wie hilfreich und<br />
stützend dies sein kann, weiß jeder,<br />
der an einem solchen Treffen bereits<br />
teilgenommen hat, und wer diese Erfahrung<br />
noch nicht gemacht hat, sollte<br />
es vielleicht bald einmal ausprobieren.<br />
Waltraut Friedl<br />
Erblich bedingte Erkrankungen treten<br />
relativ selten auf. Viele Ärzte kennen<br />
diese Krankheiten nur aus dem Lehrbuch,<br />
und im ärztlichen Alltag sind<br />
diese Patienten „Exoten“. Somit ist es<br />
illusorisch, zu erwarten, dass jeder<br />
Arzt sich mit der speziellen Problematik<br />
einer seltenen Krankheit auskennt.<br />
Die Patienten fühlen sich daher oft<br />
allein gelassen mit ihren Fragen.<br />
Selbsthilfegruppen für Patienten<br />
mit seltenen Erkrankungen (zu denen<br />
auch die FAP gehört) erfüllen eine<br />
wichtige Aufgabe, die sich im Wesentlichen<br />
auf zwei Bereiche erstreckt:<br />
1. Aufgrund ihrer Organisation haben<br />
Selbsthilfegruppen in ihrem wissenschaftlichen<br />
Beirat Fachleute,<br />
die sich mit den verschiedenen Bereichen<br />
der betreffenden Krankheit<br />
auskennen und die wichtigen Informationen<br />
an die Gruppe weitergeben,<br />
in Form von Informationsbroschüren,<br />
Vorträgen, etc.<br />
2. Selbsthilfegruppen ermöglichen den<br />
Kontakt zwischen Patienten untereinander.<br />
Gerade für Patienten mit<br />
seltenen Erkrankungen ist der Erfahrungsaustausch<br />
mit anderen Betroffenen<br />
wichtig. Es können Fragen<br />
zu Alltagsproblemen im Zusammenhang<br />
mit der Erkrankung ausführlich<br />
besprochen werden, usw. Außerdem<br />
erfahren die Patienten, welche<br />
medizinischen Zentren für die<br />
Problematik der betreffenden Krankheit<br />
besonders spezialisiert sind.