20 Jahre Familienhilfe - Dezember 2011 - Familienhilfe Polyposis ...
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Wie haben sich Diagnostik und Therapie der FAP<br />
in den letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n weiterentwickelt?<br />
Waltraut Friedl<br />
Aufgrund des hohen Risikos, an<br />
Darmkrebs zu erkranken, besteht die<br />
Therapie in den meisten Fällen in der<br />
Entfernung des Dickdarms. Bei einem<br />
kleinen Teil der Patienten kann das<br />
Polypenwachstum auch mittels medikamentöser<br />
Therapie kontrolliert und<br />
dadurch die Kolektomie hinausgeschoben<br />
werden.<br />
Für eine erfolgreiche Therapie<br />
spielt die Früherkennung, also die Diagnose<br />
der Erkrankung in einem frühen<br />
Stadium, bevor Krebs entsteht,<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Aufgrund des autosomal-dominanten<br />
Erbgangs der FAP werden Kinder<br />
einer erkrankten Person mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit von 50% ebenfalls<br />
an FAP erkranken. Da man zunächst<br />
nicht zwischen Anlageträgern und<br />
Nicht-Anlageträgern unterscheiden<br />
konnte, wurde die Darmspiegelung<br />
zur Früherkennung von Polypen für<br />
alle Kinder eines Patienten ab dem<br />
Alter von 10–12 <strong>Jahre</strong>n empfohlen.<br />
Ein erster Schritt zur Erkennung<br />
der Anlageträger unter den Risikopersonen<br />
war die Entdeckung von charakteristischen<br />
Augenhintergrundveränderungen<br />
(congenitale Hypertrophie<br />
des retinalen Pigmentepithels, CHRPE)<br />
bei einem Teil der Patienten. Allerdings<br />
konnte das Fehlen von CHRPE<br />
eine Anlageträgerschaft nicht ausschließen.<br />
Ein wesentlicher Fortschritt für die<br />
Diagnostik war die Entdeckung des<br />
APC-Gens. Für uns als Humangenetiker<br />
war es faszinierend, die Entwicklung<br />
im Bereich der Molekulargenetik<br />
am Beispiel des APC-Gens mitzuerleben.<br />
Das APC-Gen wurde 1987 auf<br />
Chromosom 5 lokalisiert und 1991 –<br />
vor genau <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n – wurde schließlich<br />
die Gensequenz entschlüsselt.<br />
Veränderungen (Mutationen) im APC-<br />
Gen konnten somit erstmals als Ursache<br />
der FAP eindeutig identifiziert<br />
werden. Damit wurde die Grundlage<br />
für die molekulargenetische prädiktive<br />
Diagnostik in FAP-Familien geschaffen.<br />
Das bedeutet: Wenn die Veränderung<br />
im APC-Gen bei einer erkrankten<br />
Person identifiziert werden konnte,<br />
so kann für alle Angehörigen dieser<br />
Person (Kinder, Geschwister) eindeutig<br />
festgestellt werden, ob sie Träger<br />
der APC-Mutation sind oder<br />
nicht. Eine klinische Vorsorgeuntersuchung<br />
(Darmspiegelung) kann dadurch<br />
auf die tatsächlichen Anlageträger<br />
beschränkt werden.<br />
Ein weiterer Fortschritt (<strong>20</strong>02) war<br />
die Entdeckung einer autosomal-rezessiv<br />
erblichen Polypenerkrankung,<br />
die durch Veränderungen im MUTYH-<br />
Gen verursacht wird. Die Entdeckung