20 Jahre Familienhilfe - Dezember 2011 - Familienhilfe Polyposis ...
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Für die erblich bedingten Erkrankungen<br />
gilt dieses im Allgemeinen<br />
nicht. Wenn man Träger einer bestimmten<br />
genetischen Veränderung<br />
ist, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch,<br />
die entsprechende Krankheit auch zu<br />
entwickeln. Das tatsächliche Erkrankungsrisiko<br />
wird dann durch die Penetranz<br />
der Erkrankung (also die<br />
Häufigkeit der Erkrankung bei einem<br />
Anlageträger) bestimmt. Es ist denkbar,<br />
dass die Penetranz durch äußere<br />
Faktoren modifiziert werden kann.<br />
Bei der FAP ist die Penetranz generell<br />
sehr hoch (fast 100%), das heißt,<br />
dass ein Träger einer Mutation im<br />
Laufe seines Lebens tatsächlich auch<br />
Darmpolypen entwickeln wird, die zu<br />
Darmkrebs entarten können, wenn<br />
keine prophylaktische Therapie erfolgt.<br />
Durch eine rechtzeitige Therapie<br />
ist die Prävention von Darmkrebs<br />
möglich, aber nicht die Prävention<br />
einer FAP.<br />
Nein! Selbst wenn man durch vorgeburtliche<br />
Diagnostik bei allen bekannten<br />
FAP-Patienten verhindern wollte,<br />
dass ein Kind mit einem entsprechenden<br />
Gendefekt zur Welt käme, wäre<br />
die Erkrankung nicht völlig vermeidbar,<br />
weil ein hoher Prozentsatz der<br />
Erkrankten auf sog. Neumutationen<br />
zurückgeht. Das bedeutet also, dass<br />
der für die FAP verantwortliche Gendefekt<br />
auch immer wieder neu entsteht.<br />
Jetzt wäre aber denkbar, dass zwar<br />
der Gendefekt entsteht, die Erkrankung<br />
aber nicht unbedingt ausbricht.<br />
Dies ist bei vielen anderen Erbkrankheiten<br />
tatsächlich der Fall, bei der<br />
FAP aber regelhaft leider nicht. Das<br />
Vorhandensein des Gendefekts führt<br />
bei der FAP praktisch immer zum<br />
Ausbruch der Krankheit. Um dies zu<br />
ändern, müssten also tatsächlich wohl<br />
medikamentöse oder sogar gentechnische<br />
Ansätze gefunden werden, die<br />
den Gendefekt in den Zellen ausgleichen<br />
oder aber zumindest abmildern<br />
könnten. Wie bereits oben dargestellt,<br />
gibt es das derzeit leider noch nicht<br />
und auch meine Erwartungen diesbezüglich<br />
sind nicht sehr groß.<br />
Reiner Caspari