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Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

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S e i t e | 2<br />

Erbeinheiten <strong>der</strong> Eltern sich willkürlich spalten und bei <strong>der</strong> Befruchtung<br />

sich jeweils zwei Eltern-Erbhäften <strong>im</strong> Kinde zu einer neuen<br />

Zusammenstellung zusammenfinden. Dabei bleiben diese einzelnen<br />

Erbeinheiten, die wir heute Gene nennen, völlig erhalten und vererben<br />

sich unverän<strong>der</strong>t „sogar durch Generationen hindurch“.Väterliche<br />

und mütterliche Gene verschmelzen nicht, son<strong>der</strong>n kombinieren sich<br />

unabhängig voneinan<strong>der</strong> neu. Dies erklärt ja auch erst die oft große<br />

Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> normalen (zweieiigen) Geschwister hinsichtlich<br />

ihrer körperlichen und geistigen Eigenschaften.<br />

Goethe hat dieses schicksalhafte Spiel, das bei <strong>der</strong> Geburt eines<br />

Menschen beginnt, lebenslänglich an vielen Charakteren (Her<strong>der</strong>, Carl<br />

August, Napoleon) beobachtet und dies in zahlreichen seiner Helden<br />

(z.B. an Götz, Egmont, Werther und an sich selbst in „Dichtung und<br />

Wahrheit―) in ihren individuellen Handlungen als vom Schicksal<br />

Getriebene dargestellt. Die „Urworte― sind eines seiner ganz wenigen<br />

Dichtungen, die in abstrakter Form Aussagen über Allgemeines machen,<br />

das er von allem Beson<strong>der</strong>en entkleidet hat. Auch deshalb hebt sich<br />

dieses Gedicht aus all seinen vielen an<strong>der</strong>en ganz merkwürdig ab.<br />

Goethe war dem Abstrakten, Nichtanschaulichen <strong>im</strong>mer abgeneigt und<br />

begnügte sich fast <strong>im</strong>mer mit seinem „Urphänomen―, das er nicht weiter<br />

analysieren wollte und wohl auch nicht konnte. Über seine Abneigung<br />

gegenüber Mathematik, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Farbenlehre, wird später noch<br />

zu sprechen sein. Aber um den Lebenslauf von Persönlichkeiten, die<br />

Entwicklung von Familien und die Reihung „von Stamm an Stamm“<br />

und sogar „zusammengefundenen Völkerschaften“ auf eine einzige<br />

Reihe zu bringen, hat er sprachgewaltig in prägnantester Form – man<br />

kann sagen – naturphilosophisch, ein gewaltiges Gedicht geschaffen.<br />

Zunächst sei eine kurze Erklärung zur Strophenform <strong>der</strong> sogenannten<br />

Stanze vorangestellt:<br />

Stanze, Oktave, italienisch auch Ottava r<strong>im</strong>a, Ottave r<strong>im</strong>e, eine<br />

ursprünglich italienische Strophenform aus 8 Versen mit durchgehenden<br />

weiblichen Endre<strong>im</strong>en. Ihr Re<strong>im</strong>schema ist ab ab ab cc. Seit <strong>der</strong><br />

Renaissance wird sie beson<strong>der</strong>s in epischer Dichtung verwendet<br />

(ARIOST, CAMÓES, TASSO, MARINO, bei WIELAND <strong>im</strong> Oberon in<br />

sehr freier, bei BYRON <strong>im</strong> Don Juan in strenger Form). Für die deutsche<br />

Stanze wurde W. HEINSE mit dem Wechsel von männlichem und<br />

weiblichem Zeilenausgang vorbildlich. In dieser Form wurde die Stanze<br />

beson<strong>der</strong>s von GOETHE, SCHILLER, LINGG u.a. gebaut, nur mit<br />

klingenden Re<strong>im</strong>en von A. W. SCHLEGEL. Eine Stanze mit <strong>der</strong><br />

Re<strong>im</strong>zahl und –anordnung ab ab ab ab heißt Siziliane (aus: Der<br />

Große Brockhaus, 16. Aufl., 11. Band, 1957).<br />

Hier nun zunächst das ganze Gedicht mit seinen 5 Strophen (Stanzen)<br />

und 40 Versen, sowie davor und dazwischen <strong>der</strong> Kommentar, so wie er<br />

von Goethe veröffentlicht worden ist (1820 erschienen in „Über Kunst<br />

und Altertum―, nach Goethes erstmaliger Veröffentlichung des Gedichtes<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

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