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Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

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S e i t e | 22<br />

nehme ich nie an:/ zudem weiß ich ja gar wohl wem das Lob und <strong>der</strong><br />

Danck gebührt, denn zu deiner Bildung in Mutterleibe da alles schon <strong>im</strong><br />

Ke<strong>im</strong> in dich gelegt wurde dazu habe ich warlich nichts gethan –<br />

Vielleicht ein Gran Hirn mehr o<strong>der</strong> weniger und du wärstes ein gantz<br />

ordinerer Mensch geworden und wo nichts drinnen ist da kan nichts raus<br />

kommen – da erziehe du das können alle Pilantopine in gantz Europia<br />

nicht geben – gute brauchbahre Menschen ja das laße ich gelten hir ist<br />

aber die Rede vom auserordendtlichen. Da hast du nun meine Liebe<br />

Frau Aja mit Fug und Recht Gott die Ehre gegeben wie das recht und<br />

billig ist, jetzt zu meinem Licht das auf dem Leuchter steht und denen<br />

Profeßern lieblich in die Augen scheint. Meine Gabe die mir Gott<br />

gegeben hat ist eine lebendige Darstellung aller Dinge die in mein<br />

Wißen einschlagen, großes und kleines, Wahrheit und Mährgen u.s.w.<br />

so wie ich in einen Circul komme wird alles heiter und froh weil ich<br />

erzähle. Also erzählte ich den Profeßsoren und Sie gingen und gehen<br />

vergnügt weg – das ist das gantze Kunstück. Doch noch eins gehört<br />

dazu – ich mache <strong>im</strong>mer ein freundliches Gesicht, das vergnügt die<br />

Leute und kostet kein Geld: sagte <strong>der</strong> Seelige Merck.―(…) Alle Freunde<br />

sollen gegrüßt werden. Obst die Hüll und die Füll, mein kleines Gärtgen<br />

hat reichlich getragen – zum Eßen wars zu viel zum Verkaufen zu wenig<br />

– da habe ich denn brav in Bouteillien eingemacht – Ich und Liese Eßen<br />

daß uns die Backen weh thun. Meine Liebe Tochter – den Lieben Augst<br />

grüße herzlich von<br />

Eurer<br />

treuen Muter u Großmutter<br />

Goethe.―<br />

Am Schluß dieser einführenden „Aphorismen― und Briefstelle <strong>der</strong><br />

„Mutter Aja― jetzt nochmals Goethe selbst am Ende seiner<br />

Autobiographie „Dichtung und Wahrheit―, wo er am Ende die<br />

dämonischen Worte aus seinem „Egmont“ spricht, als <strong>der</strong> aufgepackte<br />

Wagen vor <strong>der</strong> Tür stand und <strong>der</strong> Postillion das gewöhnliche Zeichen<br />

<strong>der</strong> Ungeduld erschallen ließ: „Kind, Kind! nicht weiter! Wie von<br />

unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> mit<br />

unsers Schicksals leichtem Wagen durch; und uns bleibt nichts, als<br />

mutig gefaßt die Zügel festzuhalten und bald rechts bald links, vom<br />

Steine hier, vom Sturze da, die Rä<strong>der</strong> abzulenken. Wohin es geht, wer<br />

weiß es? Erinnert er sich doch kaum, woher er kam.―<br />

(„Dichtung und Wahrheit― Schlußsätze (4. Teil, 20. Buch) und textgleich<br />

<strong>im</strong> „Egmont― (2. Aufzug).<br />

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Nachfolgend nun einige Kommentare von Interpreten, die meine mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger große Zust<strong>im</strong>mung fanden. Sie stammen meist von<br />

geisteswissenschaftlicher Seite.<br />

„Goethe knüpft hier an den alten allegorischen Lehrsatz vom „Faden des<br />

Schicksals― an, durch den <strong>der</strong> Mensch eng verknüpft und fest verbunden<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

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