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Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

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S e i t e | 32<br />

sich geründet― (V. 15). Das Kind ist erwachsen geworden und das Feuer<br />

<strong>der</strong> Liebe kann sich entzünden.<br />

Mit Goethes Worten aus seinem Epos-Fragment „Die Gehe<strong>im</strong>nisse―<br />

(1784/85), wollen wir unsere Gedanken zum TYCHE-Vers abschließen:<br />

Denn alle Kraft dringt vorwärts in die Weite,<br />

Zu leben und zu wirken hier und dort;<br />

Dagegen engt und hemmt von je<strong>der</strong> Seite<br />

Der Strom <strong>der</strong> Welt und reißt uns mit sich fort.<br />

Eines Kommentares zu Goethes 3. Eros-Stanze (ΕΡΩ) wollen wir<br />

uns hier enthalten; je<strong>der</strong> meiner Leser mag Goethes Urwort-Strophe <strong>der</strong><br />

Liebe mit seinen eigenen persönlichen Erinnerungen selbst<br />

nachempfinden.-<br />

3. Stanze ΕΡΩ, Liebe.<br />

Die bleibt nicht aus! – Er stürzt vom H<strong>im</strong>mel nie<strong>der</strong>,<br />

Wohin er sich aus alter Öde schwang,<br />

Er schwebt heran auf luftigem Gefie<strong>der</strong>,<br />

Um Stirn und Brust den Frühlingstag entlang,<br />

Scheint jetzt zu fliehn, vom Fliehen kehrt er wie<strong>der</strong>,<br />

Da wird ein Wohl <strong>im</strong> Weh, so süß und bang.<br />

Gar manches Herz verschwebt <strong>im</strong> allgemeinen,<br />

Doch widmet sich das edelste dem Einen.<br />

So kommen wir denn gleich zur 4. Stanze ΑΝΑΓΚΗ, Nötigung.<br />

ΑΝΑΓΚΗ, Nötigung<br />

Da ist’s denn wie<strong>der</strong>, wie die Sterne wollten:<br />

Bedingung und Gesetz und aller Wille<br />

Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,<br />

Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;<br />

Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,<br />

Dem harten Muß bequemt sich Will’ und Grille.<br />

So sind wir scheinfrei denn nach manchen Jahren,<br />

Nur enger dran, als wir am Anfang waren.<br />

Wir folgen hier zunächst Theologieprofessor D. Otto PIPERs<br />

Kommentar von 1934: „Schon <strong>der</strong> Rhythmus <strong>der</strong> Strophe deutet an, daß<br />

hier ein neues Moment zum Leben hinzukommt. […] Wohl versucht <strong>der</strong><br />

Mensch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>, ausschließlich seiner Neigung zu folgen. Aber er<br />

vermag nichts gegen das Gesetz des Lebens. […] Aber wenn wir uns<br />

auch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> stemmen werden gegen die äußeren Schranken, die<br />

den freien Lauf <strong>der</strong> Liebe aufhalten wollen, wir werden <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

nachgeben [müssen].<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

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