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Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

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S e i t e | 8<br />

Der Wortlaut st<strong>im</strong>mt überein (abgesehen von einer bedeutenden, noch<br />

zu besprechenden Ausnahme) mit dem ersten Druck des Gedichts von<br />

1819 (1820) in Goethes <strong>Zeit</strong>schrift „Zur Morphologie“ 1 (2), 97; <strong>der</strong><br />

Schluß <strong>der</strong> ersten Strophe lautet also noch:<br />

Das än<strong>der</strong>n nicht Sybillen, nicht Propheten;<br />

Und keine <strong>Zeit</strong> und keine Kraft zerstückelt<br />

Geprägte Form, die sich entwickelt.<br />

Im zweiten Druck, <strong>der</strong>, mit einem erläuternden Aufsatz versehen<br />

[siehe oben!], sehr bald nach dem ersten 1820 in „Kunst und<br />

Altertum“ 2 (3), 67 erschien, lauten die drei Verse abweichend:<br />

So sagten schon Sybillen, so Propheten;<br />

Und keine <strong>Zeit</strong> und keine Macht zerstückelt<br />

Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.<br />

Es ist zu beachten, daß die Än<strong>der</strong>ungen „Macht“ für „Kraft“ in Vers<br />

7 sich bereits, lange vor dem ersten Druck, in <strong>der</strong> an Sulpiz<br />

BOISSERÉE am 21. Mai 1818 gesandten Abschrift findet (Goethes<br />

Briefe 29, 181, 19).<br />

Daß Goethe auf diese Än<strong>der</strong>ungen beson<strong>der</strong>en Wert legte, beweist<br />

sein ausdrücklicher Hinweis auf sie <strong>im</strong> nächstfolgenden Heft von „Kunst<br />

und Altertum― 3 (1), 57: ―Meiner aufmerksamen kritischer Freunde willen<br />

bemerke nur mit wenigem: daß in <strong>der</strong> ersten Strophe <strong>der</strong> „Orphischen<br />

Worte― ich einiges verän<strong>der</strong>t habe, welchen Varianten ich Beifall<br />

wünsche―.<br />

Später, vor Erscheinen des dritten Drucks, 1827 in <strong>der</strong> Ausgabe letzter<br />

Hand <strong>der</strong> Werke 3, 101, hat Goethe noch eine Än<strong>der</strong>ung vorgenommen<br />

und zwar in Vers 39: „Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle<br />

Zonen―, <strong>der</strong> in Druck 1 und 2, wie auch in unserer Handschrift lautet: „Ihr<br />

kennt sie wohl, sie schwärmt nach allen Zonen“.<br />

Was nun unsere Handschrift beson<strong>der</strong>s wertvoll und interessant<br />

macht, ist die Art, wie Goethe hier und nur hier, offenbar mit Rücksicht<br />

auf die fürstliche Empfängerin, die in den fünf Strophen dichterisch<br />

erklärten fünf „Urworte― in den Überschriften ausdrückt, abweichend<br />

sowohl von den drei an<strong>der</strong>en Handschriften, als auch von allen drei<br />

Drucken. Eine Nebeneinan<strong>der</strong>stellung verdeutlicht den Sachverhalt am<br />

besten; Spalte 1 gibt die Überschrift in den bisher bekannten<br />

Handschriften und in Druck 1, Spalte 2 die Überschrift in Druck 2 und<br />

Spalte 3 die Überschriften in unserer Handschrift.<br />

1 2 3<br />

ΔΑΙΜΩΝ Δαιμων, Dämon. Individualität, Charakter.<br />

ΣΤΥΗ Στχη, das Zufällige. Zufälliges.<br />

ΕΡΩ Ερωσ, Liebe. Liebe, Leidenschaft.<br />

ΑΝΑΓΚΗ Αναγκη, Nötigung Beschränkung, Pflicht.<br />

ΕΛΠΙ Ελπισ, Hoffnung. Hoffnung.<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

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