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Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

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weniger auf durchdachte, logisch und wissenschaftlich stichhaltige<br />

Erkenntnisse und Einsichten, denn auf Ergebnisse <strong>der</strong> Intuition. Seit<br />

alten <strong>Zeit</strong>en äußert sich <strong>im</strong> Spruch <strong>der</strong> „Weise―, <strong>der</strong> Bescheid weiß.―…<br />

Es ist Goethes Leben o<strong>der</strong> seine Lebensanschauung, die hier<br />

gestaltet wird. Das dichterische Bild ist getragen von jenen<br />

Leitgedanken, die Goethes Auffassung von allem Wesentlich-Seienden<br />

durchweg best<strong>im</strong>men, des Wi<strong>der</strong>spruches [Polarität] und <strong>der</strong><br />

Steigerung; die belebenden Gegensätze des Elementarischen<br />

wie<strong>der</strong>holen sich auf höherer Ebene und können sich auf spiralischem<br />

Wege bis ins Unendliche fortsetzen. … In dem <strong>der</strong> Dichter eine<br />

scheinbare Unordnung künstlerisch-symbolisch gestaltet, …läßt er<br />

Fäden hin und wie<strong>der</strong> nach allen Seiten laufen. So kann, ehe wirs uns<br />

versehen, vom Gedanken her eine kleine Welt in ihrer Totalität, mit ihren<br />

eigenen Färbung und Bewegtheit vor uns erstehen, wenn wir auch nur<br />

ein paar Grundzüge dieser Welt vor uns sehen.―<br />

Das war allerdings noch eine Gesamtschau PETSCHs, die wir hier<br />

nochmals rückblickend gebracht haben, um PETSCH jetzt noch zur 1.<br />

Stanze zu hören: „Die erste Strophe schon kann die gleichsam<br />

deutende Überschrift nicht entbehren, wie das mystisch wirkende<br />

„Dämon― erst durch den Inhalt <strong>der</strong> Verse seine tiefere, symbolische<br />

Deutung empfängt. Goethe meint nicht die „psycho-physische<br />

Individualität“ son<strong>der</strong>n etwas viel Höheres, was er sonst gern als<br />

„Entelechie“ bezeichnet.― Doch hier sei PETSCH teilweise<br />

wi<strong>der</strong>sprochen:<br />

Er meint zwar etwas Höheres, aber die „psycho-physische<br />

Individualität―, die Goethe gern auch als „Charakter― bezeichnet gehört<br />

hier untrennbar mit dazu. Denn wie SPINOZA und LEIBNIZ wendet sich<br />

auch Goethe scharf gegen einen DESCARTschen Dualismus von<br />

Körper und Seele. Denn Goethes Neigung zur panthesistischen Natur-<br />

Seele-Schau dürfte nicht zu leugnen sein, wenn es hier auch zwischen<br />

SPINOZA und LEIBNIZ gravierende Unterschiede gibt, auf die wir später<br />

noch zu sprechen kommen. PETSCH: „Goethe hat die astrologischen<br />

Meinungen so wenig „ernst „ genommen wie den Inhalt <strong>der</strong> alten<br />

Weissagungen und Mythen; er bezieht beides auf menschliche Werte<br />

überhaupt. Spielt er doch auch in seinem eigenem „Prognostikon― (am<br />

„Anfang von Dichtung und Wahrheit―: ―Die Konstellation war glücklich;<br />

die Sonne stand <strong>im</strong> Zeichen <strong>der</strong> Jungfrau, und kulminierte für den Tag;<br />

Jupiter und Venus blickten sich freundlich an, Merkur nicht wi<strong>der</strong>wärtig<br />

… usw.―) fast schelmisch mit den Mächten, die gleichsam nach höherer<br />

Best<strong>im</strong>mung seinen „Dämon― beherrschten. … In unserem Spruche<br />

kommt es auf keine persönliche „Nativität― [Stellung <strong>der</strong> Sterne bei <strong>der</strong><br />

Geburt] an, son<strong>der</strong>n auf die Tatsache, daß jede jedem ohne Ausnahme<br />

(und dem hervorragenden Menschen vor allem) die „geprägte Form“<br />

mitgegeben ist, dieses Gefüge <strong>der</strong> Grundneigungen und –bejahungen<br />

von best<strong>im</strong>mter Stärke und in best<strong>im</strong>mter Zu- und Unterordnung; von<br />

dem sich niemand fre<strong>im</strong>achen, das auch we<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> „<strong>Zeit</strong>― vergehen<br />

noch einer fremden „Macht― unterliegen kann, das aber dazu best<strong>im</strong>mt<br />

ist, sich „lebend zu entwickeln“, wie ein „Charakter sich bildet in dem<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

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