06.11.2013 Aufrufe

Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

Festgefügtes im Strome der Zeit - GeneTalogie Arndt Richter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

S e i t e | 16<br />

„Unter an<strong>der</strong>n Betrachtungen bei Miltons „Verlorenem Paradiese― war<br />

ich auch genötigt, über den freien Willen, über den ich mir sonst nicht<br />

leicht den Kopf zerbreche, zu denken; er spielt in dem Gedicht, sowie in<br />

<strong>der</strong> christlichen Religion überhaupt, eine schlechte Rolle. Denn sobald<br />

man den Menschen von Haus aus für gut ann<strong>im</strong>mt, so ist <strong>der</strong> freie Wille<br />

das alberne Vermögen, aus Wahl vom Guten abzuweichen und sich<br />

dadurch schuldig zu machen; n<strong>im</strong>mt man aber den Menschen natürlich<br />

als bös an o<strong>der</strong>, eigentümlicher zu sprechen, in dem tierischen Falle<br />

unbedingt von seinen Neigungen hingezogen zu werden, so ist alsdann<br />

<strong>der</strong> freie Wille freilich eine vornehme Person, die sich anmaßt, aus Natur<br />

gegen Natur zu handeln.―<br />

Der Historiker Hans F. HELMOLT, 1865-1925, kommentiert dazu:<br />

„Letzteres erschien dem großen Pantheisten, <strong>der</strong> als Dämonischer aus<br />

seinem Innersten heraus <strong>im</strong> Einklang mit Gott-Natur handelt, als<br />

unmögliche Anmaßung. Sein <strong>im</strong> tiefsten Grunde religiöses<br />

Abhängigkeitsgefühl, seine geschlossene Einheitlichkeit und die<br />

Selbstverständlichkeit, das Gute nicht aus Pflichterfüllung, son<strong>der</strong>n aus<br />

innerer Notwendigkeit und Neigung zu tun, verboten es ihm von<br />

vornherein, aus Natur gegen die Natur zu handeln. Für den freien Willen<br />

Kants, das Erzeugnis eines atomisierenden, subjektivistischen und<br />

moralisch pess<strong>im</strong>istischen Verstandes, gab es in dem sinnlichen Anund<br />

Zusammenschauen des objektiven und grundsätzlichen Opt<strong>im</strong>isten<br />

Goethe keinen Raum.―<br />

Hier unterscheidet sich Goethes Lebensweisheit fundamental von <strong>der</strong><br />

SCHILLERs.<br />

Der Schriftsteller und Goethe-Biograph Eduard ENGEL, 1851-1938,<br />

schreibt dazu:<br />

„Daß Goethe mit seinem Glauben an die Einheit <strong>der</strong> Welt sich niemals<br />

von <strong>der</strong> Willensfreiheit des Menschen überzeugen ließ, ist<br />

selbstverständlich. Sie erschien ihm ein Unding, ja eine Lästerung <strong>der</strong><br />

Gott-Natur. Sein wie<strong>der</strong>holt erwähnter Glaube an die unhe<strong>im</strong>liche Kraft<br />

des Dämonischen hängt hiermit zusammen. Nicht min<strong>der</strong> seine<br />

Überzeugung von <strong>der</strong> Unabän<strong>der</strong>lichkeit des auf die Welt mitgebrachten<br />

Schicksals.―<br />

Und hier zitiert auch Engel die DÄMON-Strophe <strong>der</strong> Urworte und fährt<br />

weiter fort:<br />

„Daher auch seine große Duldsamkeit gegen Andre, die gleich ihm<br />

unterm Zwange ihrer unentrinnbaren Natur handelten, - <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu dem viel unduldsameren SCHILLER mit seinem Glauben an die<br />

menschliche Willensfreiheit.― (Goethe. Der Mann und das Werk,<br />

Bd. 2, 1926).<br />

Wie sagt Goethe doch so schön in seinem Fragement: „Die Natur“:<br />

―Man gehorcht ihren Gesetzen, auch wenn man ihnen wi<strong>der</strong>strebt: man<br />

wirkt mit ihr, auch wenn man gegen sie wirken will.― (siehe unter Kap.<br />

2, Anfang!)<br />

<strong>Festgefügtes</strong> <strong>im</strong> <strong>Strome</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!