10.11.2013 Aufrufe

GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hochschulen<br />

Auf Treppen und<br />

Boden: Studierende<br />

bei einer<br />

Didaktik-Vorlesung<br />

in Landau<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 3-4 /2002<br />

oder nur am Rande bei einem Lehrbeauftragten.“<br />

Eine fertige Lehrerin: „Als Mentorin<br />

erlebe ich seit Jahren den Praxisschock<br />

der Lehramtsanwärter, die immer wieder<br />

feststellen, dass ihre Lehrerausbildung<br />

mit den täglichen Anforderun<br />

gen im Schulalltag wenig zu tun hat.“<br />

Prof. Wiechmann, Leiter des „Instituts<br />

für Allgemeine Didaktik“, verteidigt<br />

die Theorie. „Schließlich geht es darum,<br />

Grundlagenwissen bereitzustellen.“<br />

Der „Schul-Schlendrian“ stelle<br />

sich dann ein, „wenn ich das, was ich<br />

tue, nicht wissenschaftlich reflektiere,<br />

aber auch, wenn ich das, was ich wissenschaftlich<br />

reflektiere, nicht praktisch<br />

umsetze“. Es komme darauf an,<br />

methodisch vielfältig zu unterrichten.<br />

Wo aber sollen die künftigen Lehrerinnen<br />

und Lehrer alltagstaugliche<br />

Routinen lernen, wenn nicht in einer<br />

Lehrerausbildungsstätte? Mit Trainingscamps<br />

hält Wiechmann eine wissenschaftliche<br />

Hochschule für überfordert.<br />

Er verweist auf die<br />

Praktika, seinen Beibringbazar<br />

und kritisiert<br />

dann doch noch die universitären<br />

Verhältnisse in<br />

Landau: „Wir sind seit<br />

Jahren total überlastet,<br />

zu wenig Räume, zu wenig<br />

Personal, und müssten<br />

einen NC verfügen,<br />

um halbwegs vernünftig<br />

arbeiten zu können.“<br />

Zwei Professoren, vier<br />

Mitarbeiter, zwei davon<br />

mit einer halben Stelle,<br />

betreuen zur Zeit didaktisch<br />

3 800 Studierende, also alle an<br />

der Universität, die ein Lehramt anstreben.<br />

Im Team eigenverantwortlich<br />

arbeiten<br />

Im „Institut für Grundschulpädagogik<br />

(1 400 Studenten) an der Landauer<br />

Universität geht man neue Wege. Für<br />

dessen geschäftsführenden Leiter, Prof.<br />

Dr. Hanns Petillon, muss die Lehrkräfteausbildung<br />

„nachhaltig“ sein wie<br />

auch das Lernen in der Schule, „d.h.<br />

langfristige Speicherung und langfristige<br />

Abrufbarkeit von Wissen“, vor<br />

allem aber: „die gelernten Methoden<br />

müssen praxisrelevant sein. Die Studierenden<br />

müssen das Gefühl haben, das<br />

ist für meine künftige Unterrichtsarbeit<br />

bedeutsam.“ Nachhaltigkeit mit<br />

Vorlesungen, Buch und Tafel zu erreichen,<br />

hält Petillon für kaum machbar,<br />

damit könne man nur einen „theoretischen<br />

Bezugsrahmen“ schaffen. Er<br />

Neuer Erfolg für jugendschutz.net<br />

Im Kampf gegen rechtsextremistische<br />

Propaganda im Internet kann die länderübergreifende<br />

Mainzer Stelle<br />

jugendschutz.net, die vom rheinlandpfälzischen<br />

Jugendministerium federführend<br />

für alle Länder betreut wird,<br />

einen neuen Erfolg vermelden. Erstmals<br />

ist es den Internet-Fahndern gelungen,<br />

einen Provider im Ausland, der Internet-Angebote<br />

kommerziell vertreibt,<br />

zur Herausnahme einer Website mit<br />

rechtsextremistischem Inhalt zu bewegen.<br />

Jugend-Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig<br />

betonte: „Damit hat die<br />

Arbeit von jugendschutz.net eine neue<br />

Stufe erreicht. Bereits in der Vergangenheit<br />

konnten mehrere Provider, die die<br />

Verbreitung im Internet kostenlos anbieten,<br />

davon überzeugt werden, rechtsextremistische<br />

Inhalte von ihrer Plattform<br />

zu verbannen. Nun ist es erstmals<br />

gelungen, einen Provider zu diesem<br />

Schritt zu veranlassen, obwohl dies eigentlich<br />

dessen ureigensten wirtschaftlichen<br />

Interessen zuwiderläuft.“<br />

Die intensive Weiterarbeit von jugendschutz.net<br />

bei der Fahndung nach<br />

jugendgefährdenden, pornografischen<br />

und extremistischen Inhalten im Internet<br />

sei unerlässlich, sagte Hofmann-<br />

Göttig weiter. Nachdem die Mainzer<br />

plädiert für wesentlich mehr Praxistraining.<br />

Seine Studenten gehen deshalb sehr<br />

früh in die Kindergärten, veranstalten<br />

Elternabende, hospitieren und setzen<br />

Förderprogramme in den Grundschulen<br />

um. In einem seiner Seminare mit<br />

60 - 80 TeilnehmerInnen geht es um<br />

Schulreife und den Übergang vom<br />

Kindergarten in die Grundschule. Beraten<br />

von Petillon, hatten sich im Vorfeld<br />

des Seminars studentische Kleingruppen<br />

sowohl mit alten Tests befasst,<br />

die auf Selektion ausgerichtet sind, als<br />

auch mit Verfahren moderner Förderdiagnostik.<br />

Recherchen in Bibliotheken<br />

verbanden sich mit praktischen Erfahrungen<br />

im Kindergarten und in der<br />

Grundschule. Cecile und Wibke stellen<br />

das „Kieler Einschulungsverfahren“<br />

vor. In einer Stationenarbeit versetzen<br />

sich acht Studentengruppen in die Rolle<br />

der Fünf- und Sechsjährigen, erfassen<br />

Mengen, bestimmen einzelne<br />

Wörter und überprüfen so unterschiedliche<br />

kindliche Kompetenzen.<br />

Anschließend tragen zwei Sprecher die<br />

Erfahrungen und die Kritik am Verfahren<br />

aus ihrer jeweiligen Gruppe vor.<br />

Für Christoph ist das, was hier stattfindet,<br />

nicht unbedingt typisch für die<br />

Lehrkräfteausbildung an der Landauer<br />

Uni. „Bei uns wird das Wissen<br />

durchgeknetet und verarbeitet.“ Anke<br />

erinnern die meisten Lehrveranstaltungen<br />

an den Frontalunterricht ihrer früheren<br />

Schule. Ihr Fazit, nachdem sie<br />

Petillon kennen gelernt hat: „Bei ihm<br />

arbeiten wir im Team eigenverantwortlich<br />

und methodisch sehr variabel, genau<br />

das will ich später meinen Schülern<br />

beibringen.“<br />

Paul Schwarz<br />

Jugendministerin Doris Ahnen bei ihren<br />

Kolleginnen und Kollegen in den<br />

anderen Bundesländern erreicht habe,<br />

dass die Förderung für die in Mainz<br />

ansässige Stelle mit mehr als 200 000<br />

Euro pro Jahr fortgesetzt werde, liege<br />

nun erfreulicherweise auch vom Bund<br />

eine Finanzierungszusage vor. Damit<br />

kündige die Bundesregierung an, dass<br />

sie im laufenden Jahr 160000 Euro für<br />

die Arbeit von jugendschutz.net bereitstelle.<br />

Weitere Informationen zur Arbeit<br />

von jugendschutz.net finden sich im<br />

Internet unter der Adresse:<br />

www.jugendschutz.net .<br />

pm<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!