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Deutsche - Global Balance

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Im Kontext von Konflikten und Versöhnung kann die Soziale Arbeit einen wichtigen Beitrag<br />

leisten und eine präventive, vermittelnde, begleitende, unterstützende Rolle übernehmen. Dabei<br />

gilt es – ausgehend vom Verständnis, dass Konflikt in menschlichen Beziehungen normal ist und<br />

gar als ein Motor von Wandel wirkt – einen konstruktiven Umgang mit Konflikten und gewaltfreien<br />

Konfliktlösungsstrategien zu fördern.<br />

Konzept der Reconciliation<br />

Es gibt keine Standarddefinition für Reconciliation. Wichtige Elemente, die die Referierenden im<br />

Verlauf der Woche thematisiert haben, sind: Dialog, Wahrheit, Reue und Schuldbekenntnis,<br />

Vergebung, Gerechtigkeit und Wiederherstellung von Vertrauen. Reconciliation wird als<br />

zeitaufwändiger, langsamer und arbeitsintensiver, auf die emotionale Ebene zielender Prozess<br />

beschrieben und steht im Gegensatz zu den oft geforderten "Instant-Lösungen". Ein weiterer<br />

Faktor von Reconciliation ist die Durchdringung eines Konfliktes von unten und von oben.<br />

Konflikteskalation wie auch Reconciliation beinhalten die Verschränkung der Mikro-, Meso- und<br />

Makroebene. (...) Die Versöhnung auf der Ebene der Individuen kann nicht verordnet werden.<br />

Versöhnung und somit Heilung wird jedoch nur möglich, wenn auch auf der Ebene der<br />

Gemeinschaft und der Makroebene des Staates Wahrheitsfindung stattfindet und das Interesse<br />

an Versöhnung besteht.<br />

In unseren Diskussionen hat sich die Wahrheitsfindung, das Selbstverständnis von Recht und<br />

Unrecht als eine zentrale Problematik herausgestellt. Aber auch die Bedeutung und der Einfluss<br />

der unterschiedlichen Machtebenen sowie der strukturellen Rahmenbedingungen, die auf das<br />

Individuum wirken, wurden sichtbar.<br />

Ein wichtiges und wiederkehrendes Thema der Winter School war Trauma und Heilung, denn bei<br />

gewaltsam ausgetragenen Konflikten, wie Kriegen und Bürgerkriegen, finden massenweise<br />

Verletzungen gegen die Menschlichkeit statt, die sich in Traumatisierungen ausdrücken. Ohne<br />

die Phänomenologie und die Folgen von Traumatisierungen zu kennen, kann keine Versöhnung<br />

stattfinden.<br />

Reconciliation in der Weltgesellschaft<br />

Eröffnet wurde die Woche mit dem Blick auf den globalen Rahmen, in dem sich Konflikte<br />

abspielen. Im Vordergrund standen die Frage nach Zusammenhängen zwischen der sozialen<br />

Ungleichheit und sozialen Spannungen, die Analyse von Strategien und Mechanismen von<br />

Ausgrenzung und sozialem Ausgleich. Zivilgesellschaftliche Ansätze postulieren eine sozial<br />

verträgliche <strong>Global</strong>ität, die Ausgrenzung verhindert und den sozialen Ausgleich fördert – global<br />

und regional. Diese Auseinandersetzung vollzieht sich auf der Makro-, Meso- und Mikroebene –<br />

also international, national und intern – und in verschiedenen Bereichen.<br />

Ethnische Konflikte<br />

Die Referierenden zum Thema der ethnischen Konflikte zeigten für unterschiedliche<br />

Konfliktregionen auf, dass es Machthabern immer wieder gelingt, ethnische Differenzen für<br />

eigene politische oder wirtschaftliche Motive zu instrumentalisieren und die Abschottung und den<br />

Aufbau von stereotypen Vorurteilen zu fördern. Was auf der Makroebene inszeniert wird, sickert<br />

mit der Zeit auf die Mikroebene des Individuums. In der Analyse von Konflikten in Afrika, von<br />

Bosnien und Herzegowina und im Gazastreifen zeigte sich, dass ethnische, religiöse und<br />

kulturelle Unterschiede selten die eigentlichen Ursachen von Konflikten sind.<br />

Angesichts der Komplexität der Konfliktkontexte und -geschichte wurde deutlich, vor welch<br />

grossen Herausforderungen Reconciliationsbemühungen in heterogenen Gesellschaften stehen.<br />

Nur wenn die Opfer-Täter-Dynamik auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene durchbrochen<br />

werden kann, ist es möglich, die Konfliktspirale zu stoppen. In verschiedenen Beiträgen führten<br />

die Referierenden aus, dass Reconciliation auf der Bereitschaft zum Dialog, zur Analyse der<br />

Geschichte des Konflikts und der Wahrheitsfindung basiert.<br />

Ein Schwerpunkt in den Referaten und Workshops bildete das Analysieren der Gewaltspirale und<br />

die Frage, welche Wege aus dieser Gewaltspirale hinaus führen und wie sich alternative,<br />

gewaltfreie Verhaltensmuster erlernen lassen. Kritisch debattiert wurde die Frage, inwieweit das<br />

Konzept der „Reconciliation“ bei häuslicher Gewalt angemessen ist und welche Voraussetzungen<br />

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