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Deutsche - Global Balance

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Begegnung für alle Beteiligten. Übrigens hat das ZDF gefilmt. Und in der Tat: die Soldaten<br />

verzogen sich, ohne in irgendeiner Weise eingegriffen zu haben. Den Tagesabschluss<br />

bildete ein Fußballspiel zwischen Mannschaften von Beit Jala und Jena.<br />

Mittwoch, 08.07.09: Der Arbeitstag begann mit dem Besuch der Geburtskirche in Bethlehem<br />

mit der Besonderheit, dass uns ein palästinensischer Polizeioffizier führte und Erklärungen<br />

abgab.<br />

Für die meisten von uns gab es eine Neuigkeit:In der Geburtsgrotte liegt gegenüber der nach<br />

christlicher Tradition geglaubten Geburtsstelle ein Stein, welcher nach muslimischer Tradition<br />

Jesu Geburt lokalisiert; denn Jesus ist für die Muslime ein bedeutender Prophet. Danach<br />

empfing uns der Bürgermeister von Bethlehem, der wie alle seine palästinensischen<br />

Kollegen zu den Kindern Abrahams gehört und unser Kommen zur Friedenswoche sehr<br />

begrüßte. Er überreichte mir eine Plakette von Bethlehem, die ich Herrn Schramma<br />

überreichen möge, da Bethlehem und Köln eine langjährige Städtepartnerschaft pflegen.<br />

Im benachbarten Peace Center gab es noch einmal die Power-Point-Präsentation von ARIJ<br />

zu sehen. Das Bethlehem-Peace-Center bemüht sich um Aufklärung über den jeweiligen<br />

Stand der politischen Situation im Bethlehemdistrikt und versucht, über Projekte die<br />

Friedensarbeit im Lande zu unterstützen. Dem Vernehmen nach soll die finanzielle<br />

Unterstützung, die seit Jahren von Schweden geleistet wird, eingestellt bzw. radikal gekürzt<br />

werden, so dass die Zukunft des Peace Centers ungewiss ist. Einen weiteren Empfang<br />

bescherte uns der Bürgermeister von Al Ubiedyeh, einem kleinen Ort am Rande der<br />

judäischen Wüste. Hier befinden sich zwei der ältesten Klöster im Heiligen Land; Touristen<br />

finden jedoch nur selten hierher. Vom Ortsrand aus hat man einen sehr schönen Blick auf die<br />

gebirgige Wüste; im Hintergrund kann man das Tote Meer ausmachen und die jordanischen<br />

Berge (Richtung Berg Nebo).<br />

Sehr eindrucksvoll war der Besuch des Flüchtlingslagers Aida, das bereits 1948 gegründet<br />

wurde und bis heute unter der Obhut der UN steht. Es liegt direkt an der Mauer, die von<br />

Flüchtlingen bemalt und beschriftet worden war: Namen der Herkunftsorte und Worte der<br />

Hoffnung auf Rückkehr sowie eine überdimensionale Ausgabe des Flüchtlingsausweises.<br />

Den Eingang zum Flüchtlingslager bildet ein Tor mit einem riesigen Schlüssel, „dem größten<br />

Schlüssel der Welt“. Dieser Schlüssel steht für die Tatsache, dass die Flüchtlinge damals<br />

beim Verlassen ihrer Häuser den Schlüssel mitnahmen, in der Hoffnung, wieder<br />

zurückkehren zu können. Jeder Schlüssel wird an die neue Generation weiter gegeben.<br />

Ursprünglich wohnten in Aida 500 Menschen, heute sind es bereits 5.000. Sie können, wenn<br />

sie eine Existenzgrundlage haben, das Lager verlassen, allerdings nur in die A-Zone. Das<br />

geschieht jedoch sehr selten, weil ihr Einkommen durch Lohnarbeit nicht ausreicht um Land<br />

zu kaufen und ein Haus zu bauen (Mietwohnungen sind unüblich, wenn es sie überhaupt<br />

gibt). In der A-Zone gibt es kaum erwerbbares Land. Wer Flüchtling ist – bleibt Flüchtling.<br />

Die Palästinenser berichteten von Schwierigkeiten mit ausländischen Medien bzw. deren<br />

Berichterstattung. Deshalb ist für sie der Besuch von Ausländern außerordentlich wichtig: sie<br />

werden in ihrer Situation wahrgenommen; sie werden ernst genommen; ihre Lage wird<br />

verstanden; sie werden im Ausland nicht vergessen, und so hoffen sie, dass wir<br />

Besucher/innen „Botschafter/innen“ in unserem jeweiligen Umfeld werden.<br />

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