Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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eine völlig unglaubwürdige Handlung. Wer hätte sich je vorstellen können, dass aus dem<br />
Krieg der Natur, aus Hungersnot und Tod die höchsten, kompliziertesten Lebensformen<br />
entstehen? Der Gedanke der <strong>Evolution</strong> ist so abwegig, dass ihn schlechterdings niemand<br />
erfinden konnte. Er musste durch sorgfältige Beobachtung der natürlichen Welt entdeckt<br />
werden.<br />
Man könnte ein ganzes Wissenschaftlerleben mit der Untersuchung der Molekülarchitektur<br />
zubringen. Mit Hilfe von Computern und anderen neuen technischen Geräten<br />
werden die Wissenschaftler im nächsten Jahrhundert neue Molekülgebäude nach Maß<br />
errichten, die sich durch Funktion und Zweckbestimmtheit auszeichnen. Die Mikrowelt<br />
der Moleküle ist eine neue Grenze, an deren Erschließung wir jetzt erst herangehen.<br />
Obwohl diese Grenze für uns eine große Herausforderung darstellt, müssen wir als Entdecker<br />
auf der Reise in die Materie vorläufig davon ablassen und weiter in das Innere der<br />
Materie vordringen. Unser nächster Schritt führt uns zum Baustoff der Moleküle, den<br />
rund acht Dutzend verschiedenen Atomen, aus denen sie alle bestehen. Und mit dem<br />
Atom gelangen wir auch in die Welt der Quanteneigenart.<br />
Atome<br />
Ernest Rutherford bestimmte 1911 erstmals den Atomaufbau in einem Experiment und<br />
tat damit den ersten großen Schritt zum Verständnis des Atoms. Rutherford stellte fest,<br />
dass einzelne Atome einen winzigen, positiv geladenen Kern aufweisen, dessen Größe<br />
nur ein Zehntausendstel des ganzen Atoms beträgt. Die Größe des Atoms wurde an Hand<br />
der im Verhältnis größeren Elektronenwolke bestimmt, die den winzigen Kern umgab.<br />
Fast die gesamte Masse des Atoms und damit der gewöhnlichen Materie konzentriert sich<br />
in dem winzigen Kern; die Elektronenwolken wiegen fast nichts. Aber die Eigenschaften<br />
der Elektronen auf ihren Bahnen um den Kern bestimmen die Wechselwirkungen zwischen<br />
den Atomen und damit die Gesetze der chemischen Kombinationen zur Bildung<br />
von Molekülen. Die Entdeckung dieser chemischen Gesetze aus einer Atomtheorie dauerte<br />
nach Rutherfords Arbeiten noch über zwei Jahrzehnte.<br />
Es bedurfte zweier großer Schritte in der Atomtheorie, bis diese chemischen Gesetze<br />
gefunden waren. Den ersten Schritt tat Niels Bohr, der die alten Quantenvorstellungen<br />
von Planck und Einstein auf Rutherfords Atommodell übertrug. Bohrs theoretisches<br />
Atommodell erklärte das Lichtspektrum des Wasserstoffatoms zufriedenstellend, warf<br />
jedoch viele grundsätzliche Fragen über die Anwendung der klassischen Physik in atomaren<br />
Systemen auf. Der zweite große Schritt war die Erfindung der neuen Quantentheorie,<br />
die die klassische Physik aus den Angeln hob, die mathematische Grundlage für<br />
das vollkommene Verständnis der Eigenschaften von Atomen lieferte und eine Umwälzung<br />
in unserem Bild von der materiellen Realität auslöste.<br />
Wenn wir diese wissenschaftliche Leistung aus dem Abstand eines halben Jahrhunderts<br />
würdigen, können wir sehen, dass hier ein »Geschenk der Natur« den Fortschritt ermöglichte<br />
- die Existenz des Wasserstoffatoms. Der Wasserstoff ist das einfachste Atom und<br />
besteht aus einem einzelnen Proton als Kern und einem einzelnen Elektron, das ihn umkreist.<br />
Weil die Natur den Physikern ein so einfaches System an die Hand gegeben hatte,<br />
an dem sie ihre Vorstellungen ausarbeiten und überprüfen konnten, ging es mit der Entdeckung<br />
der Gesetze des Atoms auch so rasch vorwärts. Das vom Wasserstoff ausgesandte<br />
Lichtspektrum ist regelmäßig, und diese Regelmäßigkeit wurde in Bohrs Modell<br />
erklärt. Stellen Sie sich vor, um wie viel mühsamer das alles gewesen wäre, wenn das<br />
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