Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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Kern kein Licht abstrahlen und das von den Atomen ausgehende Licht auf irgendwelche<br />
anderen physikalischen Vorgänge zurückzuführen ist. Er bewies, dass nach Plancks<br />
Vorstellung von der Energiequantelung nur bestimmte Bahnen für die Elektronen zulässig<br />
sind. Um die Stabilität der Atome sicherzustellen, postulierte Bohr eine niedrigste<br />
Bahn, unter die ein kreisendes Elektron nicht fallen kann. Wenn ein Elektron von einer<br />
höheren Bahn auf eine niedrigere Bahn wechselt und dabei Energie verliert, sendet das<br />
Atom, in dem sich das betreffende Elektron befindet, Licht aus, das die verlorene Energie<br />
abführt. Weil nur bestimmte Elektronenbahnen erlaubt sind, können nur bestimmte<br />
Sprünge der Elektronen zwischen den Bahnen stattfinden, und infolgedessen ist die<br />
Energie des ausgesandten Lichts gequantelt. Da die Energie des Lichts mit seiner Farbe<br />
zusammenhängt, kann von den Atomen nur Licht von bestimmten Farben ausgehen. So<br />
begründet Bohrs theoretisches Atommodell die Existenz der geheimnisvollen Spektrallinien.<br />
Die experimentell beobachtete Tatsache, dass jedes einzelne Atom Licht von<br />
einmaliger, unverwechselbarer Farbe abstrahlt, enthüllte die Quantenstruktur der Atome.<br />
Man kann sich die Energieniveaus im Bohrschen Atommodell so vorstellen wie ein<br />
Saiteninstrument, etwa eine Harfe. Jede Saite hat, wenn sie gezupft wird, eine ganz bestimmte<br />
Schwingung, einen bestimmten Klang. Ähnlich kommt es, wenn ein Elektron in<br />
einem Atom die Bahn wechselt, zur Emission einer Lichtwelle von einer bestimmten<br />
Schwingung oder Farbe. Das ist der Ursprung des diskreten Lichtspektrums.<br />
Bohr wandte seine neuen Gedanken beim einfachsten Atom, dem des Wasserstoffs an,<br />
dessen einziges Proton von einem einzigen Elektron umkreist wird. Die Arbeit an einem<br />
so einfachen Atom hat den Vorteil, dass die erlaubten Elektronenbahnen genau berechnet<br />
werden können und damit das Lichtspektrum des Wasserstoffs bestimmt werden kann.<br />
Bohrs Berechnungen des Wasserstoffspektrums auf der Grundlage seines theoretischen<br />
Atommodells entsprachen dem im Versuch beobachteten Spektrum verhältnismäßig gut.<br />
Eine solche Übereinstimmung zwischen Theorie und Versuch konnte kein Zufall sein. Sie<br />
bedeutete, dass die Kombination von Vorstellungen, die Bohr aus der Quantentheorie<br />
entnommen hatte, tatsächlich funktionierte: Die wissenschaftliche Phantasie hatte ihren<br />
ersten erfolgreichen Schritt zur Quantenstruktur der Atome getan. Die alte Fähigkeit des<br />
menschlichen Geistes, sich in einer neuen Umwelt zurechtzufinden, in diesem Fall im<br />
Atomaufbau der Materie, war wieder einmal nachdrücklich unter Beweis gestellt worden.<br />
Theoretische Physiker griffen Bohrs Ideen auf und wandten sie bei komplizierteren<br />
Atomen an. Aber Bohrs Modell warf, wie jeder große wissenschaftliche Fortschritt, viele<br />
neue Fragen auf, die man vorher nicht hatte stellen können. Wann wechselt ein Elektron<br />
die Bahn und führt zur Lichtemission aus dem Atom? Was verursacht einen bestimmten<br />
Sprung? In welcher Richtung wird das emittierte Licht abgestrahlt und warum? Diese<br />
Fragen quälten Einstein. Nach der klassischen Physik bestimmen die Bewegungsgesetze<br />
das zukünftige Verhalten eines physikalischen Systems, z. B. eines Atoms, genau. Aber<br />
die lichtausstrahlenden Atome schienen sich spontan und undeterminiert zu verhalten.<br />
Atome springen. Aber warum und in welche Richtung? Dieselbe Spontaneität ist für die<br />
Radioaktivität charakteristisch, stellte Einstein fest.<br />
Zunächst versuchten Physiker, das Verhalten der Atome in der klassischen Theorie vom<br />
Elektromagnetismus unterzubringen und unternahmen verzweifelte Anstrengungen, das<br />
Rätsel der Quantensprünge ohne Zuhilfenahme der Lichtquanten aufzuklären. 1924<br />
schrieben Niels Bohr, Hendrik Kramers und John Slater einen Artikel, in dem sie diesen<br />
Ansatz unter Aufgabe der Sätze von der Erhaltung der Energie und des Impulses auf<br />
atomarer Ebene befürworteten - ein revolutionärer Vorschlag, denn diese Sätze gehören<br />
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