Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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gleichzeitig den Ort und den Impuls des Elektrons und druckt als Messergebnis zwei<br />
lange Zahlen aus. Bei jeder einzelnen Messung, sagen wir der ersten, können die beiden<br />
ausgedruckten Zahlen beliebig lang und damit auch beliebig genau sein. Ich kann mir<br />
vorstellen, dass ich gleichzeitig sowohl den Ort als auch den Impuls des Elektrons mit<br />
unglaublicher Genauigkeit gemessen habe. Um mir aber eine Vorstellung vom Fehler<br />
oder der Unsicherheit in dieser ersten Messung zu verschaffen, wiederhole ich die Messung<br />
und drücke noch einmal auf den Knopf. Wieder werden zwei lange Zahlen ausgedruckt,<br />
die Ort und Impuls des Elektrons angeben. Bemerkenswerterweise sind sie nicht<br />
identisch mit den Zahlen aus der ersten Messung; vielleicht stimmen nur die ersten sieben<br />
Stellen jeder Orts- und Impulsmessung überein. Wenn ich immer wieder auf den Knopf<br />
drücke, bekomme ich immer mehr solche Messungen zusammen. Dann kann ich die<br />
Unschärfe des Orts und des Impulses des Elektrons durch ein statistisches Mittelungsverfahren<br />
über die ganze Menge von Messungen berechnen, so dass die als Δq bezeichnete<br />
Größe die Streuung oder Unschärfe der Ortsmessungen um einen Mittelwert<br />
herum und gleichermaßen Δp die Streuung der Impulsmessungen um einen Mittelwert<br />
herum darstellen. Die Unschärfen Δq und Δp haben nur dann eine Bedeutung, wenn<br />
man sehr viele Messungen durchführt und damit auch die Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Messungen vergleichen kann. Die Heisenbergsche Unschärferelation besagt<br />
nun, dass es nicht möglich ist, einen Apparat zu bauen, für den die so über eine lange<br />
Reihe von Messungen berechneten Unschärfen der Anforderung nicht genügen, dass das<br />
Produkt der Unschärfen (Δq) ∙ (Δp) größer als die Plancksche Konstante h oder ihr<br />
gleich ist. Das wird mathematisch durch folgende Beziehung ausgedrückt:<br />
(Δq) ∙ (Δp) ≥ h.<br />
Eine ähnliche Unschärfebeziehung findet sich für die Energieunschärfe ΔE eines<br />
Teilchens und die Unschärfe der verstrichenen Zeit, Δt:<br />
ΔE ∙ ∆t ≥ h.<br />
Heisenberg leitete diese Formeln direkt aus der neuen Quantentheorie ab.<br />
Um zu sehen, was hinter diesen Beziehungen steckt, wollen wir versuchen, den Ort<br />
eines Elektrons mit beliebig hoher Genauigkeit zu messen. Das bedeutet, dass unsere<br />
Unschärfe beim Ort des Elektrons Null ist, Δq = 0; wir kennen den Ort genau. Aber die<br />
Heisenbergsche Unschärferelation besagt, dass das Produkt aus Δq und Δp, die Unschärfe<br />
im Impuls, größer als eine feste Größe, die Plancksche Konstante, sein muss.<br />
Wenn Δq Null ist, muss folglich Δp unendlich sein, d. h. die Unschärfe in unserer<br />
Kenntnis des Teilchenimpulses ist unendlich. Wenn wir hingegen genau wissen, dass sich<br />
das Elektron im Ruhezustand befindet, so dass die Unschärfe im Impuls Null ist, Δp = 0,<br />
muss die Unschärfe des Ortes, Δq, unendlich sein - wir wissen überhaupt nicht, wo sich<br />
das Teilchen befindet. Wie Heisenberg bemerkte, sind die Unschärfe in Ort und Impuls<br />
wie »der Mann und die Frau im Wetterhäuschen. Wenn einer herauskommt, geht der<br />
andere hinein.« Wenn die Plancksche Konstante h in der wirklichen Welt gleich Null und<br />
nicht eine niedrige Zahl wäre, dann könnten wir gleichzeitig sowohl den Ort als auch den<br />
Impuls eines Teilchens messen, weil die Unschärferelation dann Δq ∙ Δp ≥ 0 wäre und<br />
sowohl Δq als auch Δp Null sein könnten. Aber weil die Plancksche Konstante nicht<br />
Null ist, geht das nicht.<br />
Ich finde, die nassen Samenkerne einer frischen Tomate stellen die Heisenbergsche<br />
Beziehung sehr schön dar. Wenn man einen Tomatenkern auf dem Teller anschaut, kann<br />
man sich einbilden, dass man sowohl seinen Ort als auch seinen Ruhezustand festgestellt<br />
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