13.11.2013 Aufrufe

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gleichzeitig den Ort und den Impuls des Elektrons und druckt als Messergebnis zwei<br />

lange Zahlen aus. Bei jeder einzelnen Messung, sagen wir der ersten, können die beiden<br />

ausgedruckten Zahlen beliebig lang und damit auch beliebig genau sein. Ich kann mir<br />

vorstellen, dass ich gleichzeitig sowohl den Ort als auch den Impuls des Elektrons mit<br />

unglaublicher Genauigkeit gemessen habe. Um mir aber eine Vorstellung vom Fehler<br />

oder der Unsicherheit in dieser ersten Messung zu verschaffen, wiederhole ich die Messung<br />

und drücke noch einmal auf den Knopf. Wieder werden zwei lange Zahlen ausgedruckt,<br />

die Ort und Impuls des Elektrons angeben. Bemerkenswerterweise sind sie nicht<br />

identisch mit den Zahlen aus der ersten Messung; vielleicht stimmen nur die ersten sieben<br />

Stellen jeder Orts- und Impulsmessung überein. Wenn ich immer wieder auf den Knopf<br />

drücke, bekomme ich immer mehr solche Messungen zusammen. Dann kann ich die<br />

Unschärfe des Orts und des Impulses des Elektrons durch ein statistisches Mittelungsverfahren<br />

über die ganze Menge von Messungen berechnen, so dass die als Δq bezeichnete<br />

Größe die Streuung oder Unschärfe der Ortsmessungen um einen Mittelwert<br />

herum und gleichermaßen Δp die Streuung der Impulsmessungen um einen Mittelwert<br />

herum darstellen. Die Unschärfen Δq und Δp haben nur dann eine Bedeutung, wenn<br />

man sehr viele Messungen durchführt und damit auch die Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Messungen vergleichen kann. Die Heisenbergsche Unschärferelation besagt<br />

nun, dass es nicht möglich ist, einen Apparat zu bauen, für den die so über eine lange<br />

Reihe von Messungen berechneten Unschärfen der Anforderung nicht genügen, dass das<br />

Produkt der Unschärfen (Δq) ∙ (Δp) größer als die Plancksche Konstante h oder ihr<br />

gleich ist. Das wird mathematisch durch folgende Beziehung ausgedrückt:<br />

(Δq) ∙ (Δp) ≥ h.<br />

Eine ähnliche Unschärfebeziehung findet sich für die Energieunschärfe ΔE eines<br />

Teilchens und die Unschärfe der verstrichenen Zeit, Δt:<br />

ΔE ∙ ∆t ≥ h.<br />

Heisenberg leitete diese Formeln direkt aus der neuen Quantentheorie ab.<br />

Um zu sehen, was hinter diesen Beziehungen steckt, wollen wir versuchen, den Ort<br />

eines Elektrons mit beliebig hoher Genauigkeit zu messen. Das bedeutet, dass unsere<br />

Unschärfe beim Ort des Elektrons Null ist, Δq = 0; wir kennen den Ort genau. Aber die<br />

Heisenbergsche Unschärferelation besagt, dass das Produkt aus Δq und Δp, die Unschärfe<br />

im Impuls, größer als eine feste Größe, die Plancksche Konstante, sein muss.<br />

Wenn Δq Null ist, muss folglich Δp unendlich sein, d. h. die Unschärfe in unserer<br />

Kenntnis des Teilchenimpulses ist unendlich. Wenn wir hingegen genau wissen, dass sich<br />

das Elektron im Ruhezustand befindet, so dass die Unschärfe im Impuls Null ist, Δp = 0,<br />

muss die Unschärfe des Ortes, Δq, unendlich sein - wir wissen überhaupt nicht, wo sich<br />

das Teilchen befindet. Wie Heisenberg bemerkte, sind die Unschärfe in Ort und Impuls<br />

wie »der Mann und die Frau im Wetterhäuschen. Wenn einer herauskommt, geht der<br />

andere hinein.« Wenn die Plancksche Konstante h in der wirklichen Welt gleich Null und<br />

nicht eine niedrige Zahl wäre, dann könnten wir gleichzeitig sowohl den Ort als auch den<br />

Impuls eines Teilchens messen, weil die Unschärferelation dann Δq ∙ Δp ≥ 0 wäre und<br />

sowohl Δq als auch Δp Null sein könnten. Aber weil die Plancksche Konstante nicht<br />

Null ist, geht das nicht.<br />

Ich finde, die nassen Samenkerne einer frischen Tomate stellen die Heisenbergsche<br />

Beziehung sehr schön dar. Wenn man einen Tomatenkern auf dem Teller anschaut, kann<br />

man sich einbilden, dass man sowohl seinen Ort als auch seinen Ruhezustand festgestellt<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!