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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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sollten wir fragen, welche dieser beiden Möglichkeiten, die gerade oder die ungerade<br />

Wellenfunktion, von wirklichen identischen Teilchen erfüllt wird. Es stellt sich heraus,<br />

dass beide vorkommen, aber jede in einer anderen Klasse von Quantenteilchen. Um das<br />

zu erklären, müssen wir etwas weiter ausholen und den Begriff des Teilchenspins kurz<br />

beschreiben.<br />

Alle Quantenteilchen, wie die Photonen, Elektronen, Protonen, Neutronen und sogar<br />

die Quarks, haben einen definierten Spin oder Eigendrehimpuls. Man kann sie sich wie<br />

kleine rotierende Kreisel vorstellen. Eine bemerkenswerte Folge der speziellen Relativitätstheorie<br />

und der Quantentheorie, die wir hier nicht zu beweisen versuchen wollen, besteht<br />

darin, dass der Spin dieser Quantenteilchen gequantelt ist. Der Spin kann nicht beliebig<br />

sein; er muss diskrete Werte aufweisen. Der Spin dieser Teilchen in bestimmten<br />

Spineinheiten nimmt dann die Werte<br />

0, 1/2, 1, 3/2, 2, 5/2. . .<br />

an. Der Spin ist entweder eine ganze Zahl, 0, 1, 2..., oder die Hälfte einer ganzen Zahl,<br />

1/2, 3/2, 5/2..., eine Unterscheidung von großer Bedeutung in der Quantentheorie. Teilchen<br />

mit ganzzahligem Spin, wie das Photon mit dem Spin 1, und solche mit halbzahligem<br />

Spin, wie das Elektron mit dem Spin 1/2, verhalten sich ganz verschieden.<br />

Wir sehen also, dass es zwei Teilchenfamilien gibt: die mit dem ganzzahligen Spin 0, 1,<br />

2 und die mit dem halbzahligen Spin 1/2, 3/2, 5/2... Bei unserer Erörterung des Platzwechsels<br />

von Teilchenpaaren haben wir festgestellt, dass sich aus dem Ununterscheidbarkeitssatz<br />

für die Wellenfunktion zwei Möglichkeiten ergeben haben: gerade oder ungerade.<br />

In der Quantentheorie gibt es ein berühmtes Theorem, das Spin-Statistik-Theorem,<br />

das wir jetzt anführen können: Für Teilchen mit ganzzahligem Spin muss man immer<br />

die gerade Wellenfunktion wählen, für Teilchen mit halbzahligem Spin immer die ungerade.<br />

Somit sind sowohl die gerade als auch die ungerade Entscheidung physikalisch<br />

von Bedeutung, denn jede gilt für eine andere Teilchenfamilie.<br />

Jetzt lässt sich ohne weiteres erkennen, wie die Identität des Ununterscheidbaren zu<br />

Kräften zwischen identischen Teilchen führen kann. Stellen wir uns vor, wir haben zwei<br />

durch den Abstand x voneinander getrennte identische Photonen. Das Photon hat den<br />

Spin 1, also muss die Wellenform Ψ x = +Ψ −x , die die beiden Photonen beschreibt,<br />

eine gerade Funktion von x, dem Abstand zwischen den beiden Photonen, sein. Weil sie<br />

eine gerade Funktion von x ist, braucht sie bei x = 0 nicht zu verschwinden; das entspricht<br />

der Anordnung von zwei identischen Photonen genau übereinander. Dies lässt also darauf<br />

schließen, dass sich zwei Photonen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit genau<br />

übereinander befinden. Wenn die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sie übereinander<br />

liegen, als dass sie getrennt sind, scheint eine »Kraft« vorzuliegen, die sie gegenseitig<br />

anzieht. Es gibt jedoch keine »reale« Kraft, sondern nur eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />

dafür, dass die Photonen näher beisammen, nicht weiter auseinander sind. Wie kann sich<br />

eine Wahrscheinlichkeit als Kraft äußern?<br />

Erinnern Sie sich an unsere Diskussion über ein rollendes Paar Würfel? Die Wahrscheinlichkeit<br />

war am höchsten für eine Sieben und am niedrigsten für eine Zwei oder<br />

eine Zwölf. Nach vielmaligem Würfeln sieht es so aus, als ob die Würfel mehr zur Sieben<br />

»hingezogen« werden als zur Zwei und zur Zwölf. Dieses Beispiel gilt ganz allgemein:<br />

Wenn ein Ereignis eine hohe Wahrscheinlichkeit aufweist, scheint es durch eine Anziehungs-»Kraft«<br />

bedingt zu sein. Umgekehrt sorgt bei einer niedrigen Wahrscheinlichkeit<br />

für ein Ereignis offenbar eine abstoßende »Kraft« dafür, dass das Ereignis nicht eintritt.<br />

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