13.11.2013 Aufrufe

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wir uns das Elektron als kleine Kugel vor, dann müssten wir das Kugelbild bekommen.<br />

Das ist aber nicht der Fall. Stellen wir es uns als eine Art Welle vor, müssten wir auf dem<br />

Schirm Wellen nachweisen. Das tun wir aber auch nicht, sondern wir weisen einzelne<br />

Partikeln nach. In unserer Vorstellung besteht hier ein Paradoxon, denn wir versuchen, ein<br />

ausgedachtes Bild der Objektivität an die reale Welt anzupassen. Die Kopenhagener Interpretation,<br />

besonders wie sie von Bohr formuliert wurde, behauptet, dass solche Phantasien<br />

sinnlos sind, weil sie nichts entsprechen, was in der realen Welt verwirklicht<br />

werden kann. Um festzustellen, wie die Welt der Quantenrealität beschaffen ist, darf man<br />

sich keine Phantastereien ausdenken, sondern muss genau angeben, wie man sie beobachtet,<br />

sich also mit den technischen Details abgeben. Werden wir einmal superrealistisch<br />

und untersuchen wir direkt, was an den Löchern vor sich geht.<br />

Wir bauen hinter den beiden Löchern kleine Lichtstrahlen auf. Jetzt können wir sehen,<br />

durch welches Loch das Elektron geht, indem wir das von einem Elektron beim Austreten<br />

aus einem Loch gestreute Licht nachweisen. In dem Moment, in dem wir die kleinen<br />

Lichtstrahlen einschalten, ändern wir aber die ursprünglichen Versuchsbedingungen, und<br />

auch die Verteilung der Elektronen auf dem Bildschirm ändert sich; die trügerische Eigenschaft<br />

der Quantenrealität verhindert ein Paradoxon. Wenn wir genau wissen, durch<br />

welches Loch jedes Elektron geht, wird die Verteilung auf dem Schirm genau die Verteilung<br />

der Maschinengewehrkugeln - eine Teilchenverteilung. Wenn wir im Versuch<br />

nachprüfen wollen, ob das Elektron wirklich ein Teilchen ist, das durch das Loch geht,<br />

verhält es sich auch so.<br />

Stellen wir uns vor, wir dunkeln die Lichtstrahlen ab, so dass wir nur noch ein paar<br />

Elektronen sehen, während sie durch ein bestimmtes Loch gehen. Dann verändert sich die<br />

Teilchenverteilung allmählich kontinuierlich in ein Welleninterferenzmuster. Unser<br />

kleines Experiment mit den Lichtstrahlen zeigt, was unter einer vom Beobachter geschaffenen<br />

Realität zu verstehen ist. Gleichgültig, was wir machen: Wir können nicht<br />

wissen, durch welches Loch das Elektron geht und dabei gleichzeitig das Wellenverteilungsmuster<br />

beibehalten. Einander ausschließende Versuchsanordnungen - entweder hat<br />

man den Lichtstrahl oder man hat ihn nicht - liefern auch Ergebnisse, die sich gegenseitig<br />

ausschließen: Das Elektron verhält sich wie ein Teilchen oder nicht.<br />

Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass es hier um die Natur der physikalischen<br />

Realität geht. Die objektive Existenz eines Elektrons an irgendeinem Punkt im Raum, z.<br />

B. an einem der beiden Löcher, hat keinen Sinn, solange nicht tatsächlich eine Beobachtung<br />

stattfindet. Das Elektron scheint als reales Objekt erst dann existent zu werden,<br />

wenn wir es beobachten! Wir können nicht sinnvoll davon reden, dass es durch ein bestimmtes<br />

Loch geht, wenn wir nicht tatsächlich ein Gerät aufbauen, um es nachzuweisen.<br />

Die Quantenrealität ist vernünftig, aber nicht vorstellbar.<br />

Das Zwei-Löcher-Experiment wird in der Quantentheorie in Borns Wahrscheinlichkeitswellen<br />

beschrieben; das Elektron wird durch eine solche Welle beschrieben. Wenn<br />

die Wahrscheinlichkeitswelle auf die Barriere trifft, geht ein Teil von ihr durch Loch 1<br />

und ein Teil durch Loch 2 - genau wie die Wasserwelle. Die Welle befindet sich tatsächlich<br />

an beiden Löchern; kein einzelnes Teilchen schafft das. Die beiden Wellen, die aus<br />

den Löchern austreten, folgen dem Überlagerungsprinzip; sie addieren sich und erzeugen<br />

auf dem Nachweisschirm das Überlagerungsmuster. Dieses Intensitätsmuster ist die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Nachweis einzelner Elektronen auf dem Schirm.<br />

Die Quanteneigenart liegt in der Erkenntnis, dass sich ein Elektron, solange man es nicht<br />

wirklich nachweist, wie eine Wahrscheinlichkeitswelle verhält. In dem Augenblick, in<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!