Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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wir uns das Elektron als kleine Kugel vor, dann müssten wir das Kugelbild bekommen.<br />
Das ist aber nicht der Fall. Stellen wir es uns als eine Art Welle vor, müssten wir auf dem<br />
Schirm Wellen nachweisen. Das tun wir aber auch nicht, sondern wir weisen einzelne<br />
Partikeln nach. In unserer Vorstellung besteht hier ein Paradoxon, denn wir versuchen, ein<br />
ausgedachtes Bild der Objektivität an die reale Welt anzupassen. Die Kopenhagener Interpretation,<br />
besonders wie sie von Bohr formuliert wurde, behauptet, dass solche Phantasien<br />
sinnlos sind, weil sie nichts entsprechen, was in der realen Welt verwirklicht<br />
werden kann. Um festzustellen, wie die Welt der Quantenrealität beschaffen ist, darf man<br />
sich keine Phantastereien ausdenken, sondern muss genau angeben, wie man sie beobachtet,<br />
sich also mit den technischen Details abgeben. Werden wir einmal superrealistisch<br />
und untersuchen wir direkt, was an den Löchern vor sich geht.<br />
Wir bauen hinter den beiden Löchern kleine Lichtstrahlen auf. Jetzt können wir sehen,<br />
durch welches Loch das Elektron geht, indem wir das von einem Elektron beim Austreten<br />
aus einem Loch gestreute Licht nachweisen. In dem Moment, in dem wir die kleinen<br />
Lichtstrahlen einschalten, ändern wir aber die ursprünglichen Versuchsbedingungen, und<br />
auch die Verteilung der Elektronen auf dem Bildschirm ändert sich; die trügerische Eigenschaft<br />
der Quantenrealität verhindert ein Paradoxon. Wenn wir genau wissen, durch<br />
welches Loch jedes Elektron geht, wird die Verteilung auf dem Schirm genau die Verteilung<br />
der Maschinengewehrkugeln - eine Teilchenverteilung. Wenn wir im Versuch<br />
nachprüfen wollen, ob das Elektron wirklich ein Teilchen ist, das durch das Loch geht,<br />
verhält es sich auch so.<br />
Stellen wir uns vor, wir dunkeln die Lichtstrahlen ab, so dass wir nur noch ein paar<br />
Elektronen sehen, während sie durch ein bestimmtes Loch gehen. Dann verändert sich die<br />
Teilchenverteilung allmählich kontinuierlich in ein Welleninterferenzmuster. Unser<br />
kleines Experiment mit den Lichtstrahlen zeigt, was unter einer vom Beobachter geschaffenen<br />
Realität zu verstehen ist. Gleichgültig, was wir machen: Wir können nicht<br />
wissen, durch welches Loch das Elektron geht und dabei gleichzeitig das Wellenverteilungsmuster<br />
beibehalten. Einander ausschließende Versuchsanordnungen - entweder hat<br />
man den Lichtstrahl oder man hat ihn nicht - liefern auch Ergebnisse, die sich gegenseitig<br />
ausschließen: Das Elektron verhält sich wie ein Teilchen oder nicht.<br />
Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass es hier um die Natur der physikalischen<br />
Realität geht. Die objektive Existenz eines Elektrons an irgendeinem Punkt im Raum, z.<br />
B. an einem der beiden Löcher, hat keinen Sinn, solange nicht tatsächlich eine Beobachtung<br />
stattfindet. Das Elektron scheint als reales Objekt erst dann existent zu werden,<br />
wenn wir es beobachten! Wir können nicht sinnvoll davon reden, dass es durch ein bestimmtes<br />
Loch geht, wenn wir nicht tatsächlich ein Gerät aufbauen, um es nachzuweisen.<br />
Die Quantenrealität ist vernünftig, aber nicht vorstellbar.<br />
Das Zwei-Löcher-Experiment wird in der Quantentheorie in Borns Wahrscheinlichkeitswellen<br />
beschrieben; das Elektron wird durch eine solche Welle beschrieben. Wenn<br />
die Wahrscheinlichkeitswelle auf die Barriere trifft, geht ein Teil von ihr durch Loch 1<br />
und ein Teil durch Loch 2 - genau wie die Wasserwelle. Die Welle befindet sich tatsächlich<br />
an beiden Löchern; kein einzelnes Teilchen schafft das. Die beiden Wellen, die aus<br />
den Löchern austreten, folgen dem Überlagerungsprinzip; sie addieren sich und erzeugen<br />
auf dem Nachweisschirm das Überlagerungsmuster. Dieses Intensitätsmuster ist die<br />
Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Nachweis einzelner Elektronen auf dem Schirm.<br />
Die Quanteneigenart liegt in der Erkenntnis, dass sich ein Elektron, solange man es nicht<br />
wirklich nachweist, wie eine Wahrscheinlichkeitswelle verhält. In dem Augenblick, in<br />
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