Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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Es war für die Royal Society gar nicht einfach, Einstein in Berlin die Ergebnisse dieses<br />
entscheidenden Experiments zu übermitteln, denn der erste Weltkrieg war gerade erst zu<br />
Ende. Das aus London abgesandte Telegramm erreichte zuerst den Physiker Hendrik<br />
Lorentz in Holland, einem damals neutralen Land. Lorentz schickte es dann an Einstein in<br />
Berlin weiter. Eine von Einsteins Studentinnen saß gerade bei ihm im Büro; Einstein<br />
unterbrach sein Gespräch mit ihr und reichte ihr das Telegramm vom Fensterbrett mit der<br />
Bemerkung: »Das interessiert Sie vielleicht.« Als sie las, die britische Sonnenexpedition<br />
habe Einsteins Theorie bestätigt, rief sie aus, das sei doch eine höchst wichtige Mitteilung.<br />
Aber Einstein war gar nicht aufgeregt und erklärte: »Ich wusste, dass die Theorie stimmt.<br />
Hatten Sie etwa Zweifel?« Die Studentin protestierte. Was hätte Einstein gedacht, wenn<br />
das Versuchsergebnis seine allgemeine Relativitätstheorie nicht bestätigt hätte? Einstein:<br />
»Dann hätte mir Gott leid getan. Die Theorie stimmt.« Der direkte Draht zum »Alten«<br />
existierte noch.<br />
Diese klassische Nachprüfung der Relativität liegt schon lange zurück. Aber erst im<br />
letzten Jahrzehnt ist eine Reihe von neuen Versuchen angestellt worden, die die allgemeine<br />
Relativität sehr präzis nachprüfen. Diese Technik gab es zehn Jahre vorher noch<br />
nicht.<br />
Irwin Shapiro und seine Mitarbeiter am MIT haben einen schönen Test der allgemeinen<br />
Relativität entwickelt. Mit Hilfe eines kräftigen Radarstrahls und mit computergestützten<br />
Geräten zur Signalverarbeitung lassen sie den Radarstrahl von einem Planeten wie dem<br />
Merkur oder der Venus reflektieren, bevor er auf seinem Weg, von der Erde aus betrachtet,<br />
hinter der Sonne verschwindet. Wenn der Planet verdeckt ist, kommt kein Radarstrahl<br />
zurück, aber ganz kurz vor der Verfinsterung lässt sich messen, wie lange das<br />
Radarsignal (das einem Lichtstrahl entspricht) braucht, um die Erde zu verlassen, von<br />
dem fernen Planeten reflektiert zu werden und wieder zur Erde zurückzukehren. Nach der<br />
allgemeinen Relativität muss ein Lichtstrahl wegen der Raumkrümmung schwach gebeugt<br />
werden, während er ganz dicht am Rand der Sonne vorbeigeht. Dadurch verlängert<br />
sich die Laufzeit des Lichtstrahls im Vergleich zu der Zeit, die es dauert, wenn er den<br />
Sonnenrand nicht streift. Wenn der Planet, von der Erde aus gesehen, den Rand der Sonne<br />
erreicht, braucht das Radarsignal zur Rückkehr länger, und diese Verzögerung lässt sich<br />
mit der allgemeinen Relativität genau vorhersagen. Bis auf geringfügige, versuchsbedingte<br />
Abweichungen wird diese Voraussage bestätigt.<br />
Mit dem Aufkommen der Satellitentechnik und der Erforschung des Sonnensystems<br />
durch unbemannte Raumsonden haben sich neue Möglichkeiten zur Überprüfung der<br />
allgemeinen Relativität ergeben. Jetzt umkreist eine Raumstation den Planeten Mars und<br />
sendet Signale zur Erde. Gerade in dem Augenblick, in dem die Raumstation und der<br />
Mars, von der Erde aus gesehen, hinter der Sonne verschwinden, brauchen die Signale zur<br />
Erde immer länger, weil der Raum in Sonnennähe gekrümmt ist. Die Wissenschaftler<br />
können die effektiven Signalverzögerungen ganz genau messen, und auch dadurch wird<br />
Einsteins Theorie bestätigt.<br />
Vielleicht der schlagendste Beweis für die Lichtbeugung war 1979 die Entdeckung<br />
einer Gravitationslinse. Eine Masse verursacht in ihrer Umgebung eine Krümmung des<br />
Raums, und deshalb wird der Weg von Lichtstrahlen in der Nähe großer Massen genauso<br />
gekrümmt wie in einer normalen Glaslinse, wenn man einen Fokussierungs- oder Verzerrungseffekt<br />
erzielen will. Einstein hat den gravitationsoptischen Effekt 1937 vorhergesagt.<br />
Er sagte damals, wenn sich eine große Masse, die sich wie eine optische Linse<br />
verhält, in der direkten Sichtverbindung zwischen uns und einer noch entfernteren<br />
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