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2/20<strong>06</strong> Kultur und Soziales Cultura e società 21<br />
BA: HISTORISCHER SPAZIERGANG<br />
Ansitze und Höfe<br />
öffnen die Tore<br />
Froh darüber, dass ihre zweite<br />
Ehe nun auch von der Kirche anerkannt<br />
war, bedankte sich Margarethe<br />
bei den Habsburgern mit<br />
einem Vertrag, in dem sie erklärte:<br />
Sollten ihr Mann und ihr Sohn<br />
vor ihr sterben, so werde sie das<br />
Land dem Hause Habsburg vermachen.<br />
Die Schenkungsurkunde<br />
wurde in Bozen am 26.1.1363<br />
ausgestellt. Margarethe bekam in<br />
diesem Erbvertrag dafür Einkünfte<br />
und Besitzungen zugesprochen<br />
(Schloss Gries bei Bozen, Ambras<br />
bei Innsbruck, St. Martinsberg<br />
bei Zirl und Stein am Ritten).<br />
Margarethes Mann Ludwig starb<br />
am 18.9.1361, ihr Sohn Meinhard<br />
III. am 13.1.1363, und so trat der<br />
Schenkungsvertrag in Kraft. Im<br />
September 1363 dankte Margarethe<br />
endgültig ab und zog nach<br />
Wien, wo sie in einem Haus in<br />
der Nähe der Minoritenkirche<br />
wohnte. Am 3.10.1369 verstarb<br />
sie in Wien und fand dort ihre<br />
letzte Ruhestätte.<br />
VIELE GERÜCHTE<br />
Schon bald nach ihrem Tod wurde<br />
sie zu einer sagenhaften Gestalt.<br />
Die Menschen des 14. und 15. Jahrhunderts<br />
waren wohl nicht anders<br />
als wir heute. Tratschereien über<br />
das Privatleben bekannter und<br />
höher stehender Personen werden<br />
gierig aufgenommen, weitererzählt<br />
und ausgemalt. In Sage<br />
und Dichtung tritt sie als kriegslustige<br />
und männersüchtige Frau<br />
auf. Man munkelte weiters, sie habe<br />
ihren zweiten Mann und auch<br />
ihren Sohn vergiftet, doch nichts<br />
davon ist erwiesen. Man sagte ihr<br />
auch nach, sie sei eine hässliche<br />
Frau gewesen mit einem großen,<br />
ungestalten Mund. Bilder aus der<br />
Zeit von ihr gibt es nicht mit Ausnahme<br />
eines Porträtsiegels, wohl<br />
aber bezeichnet sie der Zeitgenosse<br />
Johann von Winterthur, ein<br />
Franziskaner, als überaus schön<br />
(„pulchra nimis“) Der Scheltname<br />
„Maultasche“ geht wohl darauf<br />
zurück, dass die Entlassung<br />
eines Mannes und die Wiederverheiratung<br />
ohne kirchliche Erlaubnis<br />
damals als unerhört galten<br />
und sie deshalb als sexgierige,<br />
skrupellose Frau hingestellt wurde.<br />
Vor allem die geschmähten<br />
Luxemburger und die kirchliche<br />
Propaganda dürften den Ruf Margarethes<br />
verunglimpft haben.<br />
Der Persönlichkeit der Margarethe<br />
gerecht zu werden, ist sicher<br />
nicht leicht. Beweise für ein sittenloses<br />
Leben und ihre Hässlichkeit<br />
gibt es nicht. Sie war wohl eine<br />
energische Frau mit Mut und<br />
Selbstbewusstsein in einer Zeit,<br />
die von Männern beherrscht war.<br />
Beendet sei dieser Artikel mit<br />
einem Satz von Alfons Huber:<br />
„Man kann von Margaretha Maultasch<br />
mit voller Überzeugung sagen:<br />
sie war besser als ihr Ruf.“<br />
(Margaretha Maultasch und die<br />
Vereinigung Tirols mit Österreich,<br />
NOI Jänner/Juni 1978, S. 29).<br />
Literatur:<br />
Wilhelm Baum: Margarte Maultasch.<br />
Erbin zwischen den Mächten,<br />
Graz-Wien-Köln 1994<br />
Alfons Huber: Margaretha Maultasch<br />
und die Vereinigung Tirols<br />
mit Österreich, In: NOI Jänner –<br />
Juni 1978<br />
Michael Forcher: Tirols Geschichte<br />
in Wort und Bild, Innsbruck<br />
1984<br />
Walter Pichler/ Paul Meraner: Die<br />
überaus schöne Herzogin Margarethe<br />
Maultasch. In: „Maultasch“<br />
Ferienbote 1987<br />
Idem: Mein Herz, das schreit<br />
nach Liebe und nach Krieg. In:<br />
„Maultasch“ Ferienbote 1988<br />
TEXT: MARTINA RAINE<br />
Zu einem „historischen Spaziergang”<br />
durch den Ortsteil Winkl lädt der Bildungsausschuss<br />
Terlan an zwei Samstagen<br />
im Mai ein. Ziel dieser Initiative<br />
ist es, der Bevölkerung einen Teil ihres<br />
Dorfes bzw. ihrer Gemeinde näher zu<br />
bringen.<br />
Verschiedene Ansitze und Höhe werden<br />
im Rahmen dieses „historischen<br />
Spaziergangs“ ihre Tore öffnen. Den<br />
Anfang machen am 13. Mai die Ansitze.<br />
Der Spaziergang beginnt mit<br />
einer kurzen Führung durch die historischen<br />
Keller der Kellerei Terlan.<br />
Danach geht es weiter zum Ansitz<br />
Köstenholz, zum Ansitz Liebeneich<br />
sowie abschließend zum Ansitz Lehenegg<br />
in der Kirchgasse. Der zweite<br />
Teil des historischen Spaziergangs<br />
durch den Winkl ist den Höfen gewidmet<br />
und findet am 20. Mai statt.<br />
Besichtigt werden dabei der Meitingerhof<br />
der Familie Runer sowie der<br />
Linslhof der Familie Elsler. Auf dem<br />
Programm steht zudem eine Führung<br />
in der alten Mühle.<br />
Der genaue Zeitplan der Spaziergänge<br />
wird noch termingerecht auf Plakaten<br />
bzw. in den Medien bekannt<br />
gegeben. Aus organisatorischen<br />
Gründen ist eine telefonische Anmeldung<br />
erforderlich.<br />
Diese nimmt der Tourismusverein<br />
Terlan unter der Rufnummer<br />
0471 257165 entgegen.