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Geschichte der reliquien in der Schweiz [microform] - thata site

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LXXVIII<br />

wandten kirchlichen Kultusgeräten ; e<strong>in</strong> Heiliger besass und<br />

verwendete zu Lebzeiten e<strong>in</strong>en Kelch, o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>em Leib<br />

wurde e<strong>in</strong> Grabkelch <strong>in</strong> den Sarkophag gelegt: Beide Gegenstände<br />

werden wohl von Je<strong>der</strong>mann gern als ächte Orig<strong>in</strong>al~<br />

<strong>reliquien</strong> anerkannt werden. Wie aber, wenn diese Kelche<br />

zerbrechen und aus dem Metall neue Kelche gefertigt werden?<br />

:B'ür den Gläubigen bleiben sie Reliquien, weil sie aus dem<br />

Metall des Orig<strong>in</strong>als bestehen, für den kritischen Archäologen,<br />

<strong>der</strong> nur <strong>der</strong> äussern Form, des Kunstcharakters gedenkt,<br />

s<strong>in</strong>d sie nicht mehr Orig<strong>in</strong>al. Wird gar von dem ursprünglichen<br />

o<strong>der</strong> dem zweiten Kelch e<strong>in</strong> Abbild gemacht und zwar<br />

aus Metall, <strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong>e Partikel des Orig<strong>in</strong>almetalls enthalten<br />

ist, o<strong>der</strong> es wird das Facsimile rnit dem Orig<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />

Berührung gebracht, so ergibt sich, dass es eben viel verschiedene<br />

Aeehtheitsgrade geben kann. 1)<br />

Gerade um nun den Oharakter <strong>der</strong> Reliquien <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> objektiv zu schil<strong>der</strong>n, hat <strong>der</strong> Verfasser darauf gehalten,<br />

durch Mitteilung von Regesten zu schil<strong>der</strong>n. Dieselben<br />

fügen sich möglichst an die Ausdrucksweise <strong>der</strong><br />

Orig<strong>in</strong>aldokumente und dürfen als zuverlässige Stichproben<br />

gelten. Nichts ist tendenziös ausgeschlossen, nichts beigefügt;<br />

an <strong>der</strong>ri Leser ist, es, zu verstehen, richtig zu lesen.· Derselbe<br />

muss sich daran gewöhnen, h<strong>in</strong>ter Reliquien nicht immer<br />

Reste vom Gebe<strong>in</strong> zu suchen, son<strong>der</strong>n sehr häufig nur Andenken.<br />

Steht doch <strong>in</strong> manchem Verzeichnis· bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Namen ausdrücklich de osse o<strong>der</strong> de ossibus, de c<strong>in</strong>ere, de<br />

c<strong>in</strong>eribus, wodurch klar angedeutet ist, dass die übrigen Posten<br />

des Verzeichnisses an<strong>der</strong>n Oharakters s<strong>in</strong>d, also z. B. de<br />

sarcophago 2), de tumba, de vestimentis o<strong>der</strong> de l<strong>in</strong>team<strong>in</strong>e.<br />

Der Oharakter e<strong>in</strong>er Reliquie erhellt auch aus <strong>der</strong> Herkunft;<br />

diese ist häufig direkt überliefert. Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

1) Der protestantische Prediger Wiek von Zürich erzählt: E<strong>in</strong>e Ratte<br />

hatte Reliquien e<strong>in</strong>es Reliquiars gefressen und sei deshalb, weil angefüllt<br />

mit Reiltum, aufbewahrt worden. Wickiana Ms. F. 14 <strong>der</strong> Stadtbibliothek<br />

Zürich. Dazu e<strong>in</strong> farbiges Bild.<br />

2) Schon im VIII. Jahrhun<strong>der</strong>t vermischte <strong>der</strong> Custos zu S. Gallen<br />

"c<strong>in</strong>eres de sarcophagö et oleum, quod ante ipsum altare ardebat." M. G. H.<br />

I. p. 29. An Sarkophagen Frankreichs wurde seit <strong>der</strong> Zeit Gregors von<br />

rrours geschabt und <strong>der</strong> Staub den Kranken gegeben. V gl. Le Blant, Les<br />

sarcophages chretiens de la Gaule p. 86. Erde von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>siedler Gnadenkapelle<br />

verschenkt u. a. Alb. von Bonstetten 1491. Vgl. P. Odilo R<strong>in</strong>gholz,<br />

1Vallfahrtsgeschichte p. 177 A. 1.

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