Levitation - Sheydin Design
Levitation - Sheydin Design
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Schlussfolgerung<br />
102<br />
103<br />
Schwebende Dinge richten sich entgegen unserer Erfahrung von der<br />
allgegenwärtigen Schwerkraft von der gewohnten Umwelt. Schweben<br />
ist insofern ein übernatürliches Phänomen, das in der Vorstellung als<br />
Idee stets präsent, jedoch erst mittels Technik reproduzierbar realisierbar<br />
wurde.<br />
In der wissenschaftlichen Anwendung von <strong>Levitation</strong> geht es in erster<br />
Linie darum, den Kontakt zu sensiblen Substanzen zu meiden. In der<br />
Technik wird das Schweben dort angewendet, wo die Verhinderung<br />
von Reibung und die Begünstigung des Gleitens eine Rolle spielen. Es<br />
eignet sich deshalb insbesondere für Transportmittel oder Lagerungen<br />
zwecks Minimierung des mechanischen Widerstands.<br />
Was das Schweben bei Produkten betrifft, befindet das Phänomen in<br />
einem Widerspruch zwischen Erscheinung und Anwendung. Die Menschen<br />
möchten bei Produkten grundsätzlich etwas Solides und Verlässliches.<br />
Das Schweben vermittelt jedoch aufgrund der Kontaktlosigkeit<br />
zum Untergrund eine gewisse Instabilität. Stabilität ist das größte Problem<br />
levitierender Gegenstände und oft das Hindernis beim Einsatz im<br />
Alltag.<br />
Wenn man beispielsweise einen Menschen zum Schweben bringen<br />
möchte, hat man es mit einem relativ großen Gewicht zu tun und hat<br />
insofern mit Stabilität zu kämpfen. Das Problem dabei sind nicht zuletzt<br />
die starken Magnetfelder, die für das Levitieren höherer Gewichte von<br />
Nöten sind, da eine Vielzahl von elektronischen und metallischen Alltagsgegenständen<br />
mit ihnen inkompatibel ist. Die Abschirmung von<br />
magnetischen Feldern auf Distanz ist ein Problem, das sich nicht lösen<br />
lässt, wenn relativ massive Dinge mit der magnetischen Kraftwirkung<br />
eine gewisse Schwebehöhe erreichen sollen. Deshalb sind auf magnetischer<br />
<strong>Levitation</strong> beruhende Konzepte, mit dem Vorhaben schwere<br />
Massen anzuheben, nicht tauglich für eine problemfreie Verwendung im<br />
Alltag. Anstelle der Körpererfahrung, die sich in den aufgezeigten Gestaltungsansätzen<br />
abzeichnet, kann das Schweben jedoch in kleinerem<br />
Maßstab instrumentalisiert werden.<br />
Im Gestaltungszusammenhang von Anzeichenfunktionen ist die <strong>Levitation</strong><br />
als Feedback besonders interessant, denn neben dem Zeichen für<br />
Gewicht, das es automatisch aufgrund von Schwerkraft darstellt, sondern<br />
besetzt mit anderen Bedeutungen. Durch die Variabilität der Höhe<br />
mittels aktiver Feldregelung können durch Rückkopplung kontinuierliche<br />
numerische Werte visualisiert bzw. eingegeben werden.<br />
Differenzierte Parameter wären beispielsweise die Uhrzeit oder der<br />
Ladezustand, die eine Vielzahl an Abstufungen beinhalten können. Besonders<br />
gut eignet sich <strong>Levitation</strong> dort, wo die Werte nicht besonders<br />
genau abgelesen werden müssen, z.B. wäre die Anzeige einer Uhrzeit<br />
weniger gut geeignet als für eine Aussage über den Ladezustand eines<br />
Akkus. Zwecks Erforschung neuartiger Eingabemöglichkeiten könnten<br />
Forschungen dahin gehend betrieben werden, levitierende Objekte als<br />
dreidimensionale physische Eingabemedien zu nutzen.<br />
Die skizzenhaft beschriebenen Ideen für die Anwendung der technischen<br />
<strong>Levitation</strong> haben gezeigt, dass dieses Phänomen insbesondere<br />
eine starke symbolische Wirkung hat. Schweben ist vor allem ein ästhetisches<br />
Mittel, denn die meisten Lösungen für alltägliche Probleme,<br />
könnten auch auf andere Weise gelöst werden. Die psychische Impression<br />
des Schwebens schafft jene emotionale Impression, welche das<br />
Ungewöhnliche als den wesentlichen Anreiz in einer Umwelt darstellt,<br />
die durch und durch mit Schwerkraft geprägt ist.