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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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Ältere Beschäftigte: „Kompetenzmodell“<br />

statt „Defizitmodell“<br />

Die Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter wurde lange Zeit<br />

meist im Sinne eines Defi zitmodells betrachtet, also unter<br />

der Perspektive, dass Ältere im Laufe der Zeit immer weniger<br />

leistungsfähig werden und ihnen jüngere Beschäftigte deshalb<br />

prinzipiell vorzuziehen sind.<br />

Die Leistungs- und Lernfähigkeit, die Arbeitsproduktivität und<br />

die Motivation älterer Arbeitnehmer/innen sind jedoch individuell<br />

sehr unterschiedlich. Wissenschaftliche Studien konnten<br />

zeigen, dass die Leistungsunterschiede innerhalb einer Altersgruppe<br />

weitaus größer sind als zwischen den verschiedenen<br />

Altersgruppen. Zwar treten chronische Erkrankungen (vor allem<br />

Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen) bei älteren Arbeitnehmer/innen<br />

gehäuft auf. Viele Defi zite lassen sich aber durch geeignete<br />

Hilfsmittel kompensieren.<br />

Darüber hinaus gibt es genügend Hinweise darauf, dass ältere<br />

Beschäftigte über Vorteile gegenüber Jüngeren verfügen, z. B.<br />

sind sie ihnen überlegen an Erfahrungswissen und Arbeitsdisziplin,<br />

in der Einstellung zur Qualität, an Zuverlässigkeit,<br />

Loyalität und Führungsfähigkeit.<br />

Damit Unternehmen besser mit dem Alterungsprozess ihrer<br />

Belegschaften umgehen lernen, ist deshalb ein Wechsel vom<br />

Defi zit- zu einem Kompetenzmodell, vom Risiko- zum Chancenmodell,<br />

notwendig. Auf diese Weise kann die Leistungsfähigkeit<br />

von Älteren differenzierter beachtet werden und ihre speziellen<br />

Fähigkeiten werden stärker anerkannt. Im Kompetenzmodell<br />

steht nicht mehr die Frage im Mittelpunkt, was Beschäftigte<br />

nicht (mehr) können, sondern wird gefragt, was sie können.<br />

Quelle: Huber u. a., 2006<br />

und Interessenvertretungen verstärkt damit auseinandersetzen wie<br />

Arbeitsplätze ausgestaltet werden, damit auch Über-50jährige dort<br />

ohne Schwierigkeiten arbeiten können.<br />

Handlungsansätze alternsgerechter<br />

Personalpolitik<br />

Formale<br />

Weiterbildung<br />

Persönliche<br />

Entwicklungsplanung<br />

Quelle: Huber u. a., 2006<br />

Wertschätzende<br />

Unternehmenskultur<br />

Förderung der<br />

Arbeits- und<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Am Erwerbsverlauf<br />

orientierte<br />

Arbeitszeitgestaltung<br />

Vereinbarkeit<br />

von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong><br />

gestalten<br />

Alternsgerechte<br />

Personaleinsatzplanung<br />

Horizontale<br />

Laufbahngestaltung<br />

Allerdings wird die alternsgerechte Arbeitsgestaltung in<br />

bestimmten Branchen und an einigen Arbeitsplätzen an Grenzen<br />

stoßen und kaum zu einer Beschäftigungsfähigkeit bis zur Rente<br />

reichen 5 . Gerade hier müssen besondere Anstrengungen unternommen<br />

werden, Karriereplanung und berufl iche Laufbahnen zu<br />

überdenken und z. B. <strong>Schichtarbeit</strong>, wie in einigen Bundesländern<br />

bereits eingeführt, zu faktorisieren, um einen früheren Ausstieg aus<br />

der Erwerbsarbeit zu ermöglichen.<br />

In Zukunft müssen alle Überlegungen zur Nacht- und <strong>Schichtarbeit</strong><br />

vor dem Hintergrund des Wandels der Arbeitsbevölkerung getroffen<br />

werden. Die Ausgrenzung bestimmter Beschäftigtengruppen macht<br />

keinen Sinn, da der Arbeitskräftebedarf nicht aus einer Altersgruppe<br />

allein gedeckt werden kann. In Zukunft müssen sich Arbeitgeber<br />

5 „2004 erreichten etwa 97 Prozent der Ärzteschaft, 92 Prozent des Hochschullehrpersonals,<br />

93 Prozent der Rechtsberater und -beraterinnen und 91 Prozent<br />

der Ingenieurinnen und Ingenieure das gesetzliche Rentenalter im <strong>Beruf</strong>. Dagegen<br />

gingen 86 Prozent der Bergleute, 37 Prozent der Maurer, 32 Prozent der Schweißer<br />

und 36 Prozent der Rohrinstallateure gesundheitsbedingt vorzeitig in Rente.“<br />

(Initiative Neue Qualität der Arbeit 2010)<br />

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