Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH
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c) Sonderschichten<br />
Eine andere Variante der Teilzeitbeschäftigung in relativ festen<br />
Schichten sind Sonderschichten, die entweder zusätzlich zum<br />
herkömmlichen Schichtmodell angeboten werden oder sich auf<br />
eine Schicht (oder ein spezielles Modell) beschränken. Im ersten<br />
Fall werden quer zu den normalen Schichten verkürzte Tagesoder<br />
Sonderschichten für bestimmte Beschäftigtengruppen (mit<br />
Kinderbetreuung oder Pfl ege) angeboten. Dann kann beispielsweise<br />
täglich von 8 bis 14 Uhr gearbeitet werden. So wurde im<br />
Krankenhaus Delmenhorst ein Mitteldienst speziell für Eltern<br />
eingeführt, der die vormals starren Arbeitszeiten stärker fl exibilisiert<br />
hat. Der Frühdienstbeginn um 5:48 Uhr wurde zunächst in einer<br />
Abteilung auf 8:00 Uhr verschoben und ermöglichte es Eltern<br />
ihre Kinder noch vor Arbeitsbeginn in einer Kinderbetreuungseinrichtung<br />
unterzubringen. Mittlerweile wird die Mittelschicht<br />
auch in weiteren Abteilungen praktiziert.<br />
Im zweiten Fall arbeiten Beschäftigte nur in einer bestimmten<br />
Schicht, die entweder verkürzt ist (z. B. Nachtschichten von<br />
sechs Stunden) oder die über zusätzliche Freischichten in Teilzeit<br />
angeboten wird (z. B. Tagschicht von Montag bis Donnerstag).<br />
Problematisch sind besonders die Dauernachtschichten, die von<br />
vielen alleinerziehenden Müttern praktiziert werden, um Kinderbetreuung<br />
und Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen. Es liegt<br />
auf der Hand, dass diese Vereinbarkeitslösung mit starken gesundheitlichen<br />
Belastungen erkauft wird.<br />
Schließlich lassen sich über spezielle Schichtfolgen, mit einem<br />
bestimmten Schichtverhältnis (z. B. zwei Drittel Frühschichten, ein<br />
Drittel Spätschichten) Flexibilisierungs- und Teilzeitmöglichkeiten<br />
vergrößern.<br />
d) Verzicht auf Einbringschichten<br />
In vielen Schichtsystemen sind die Arbeitszeiten so organisiert,<br />
dass die Schichtrhythmen nicht mit den vertraglichen oder tariflichen<br />
Arbeitszeiten übereinstimmen. Sind die Schichtzeiten länger<br />
als die vertraglichen Arbeitszeiten, dann müssen Freischichten<br />
genommen werden, die meist über ein Überstundenkonto gebucht<br />
werden. Im umgekehrten Fall müssen sogenannte Einbringschichten<br />
in den bestehenden Plan eingebracht werden, um auf<br />
das erforderliche Vollzeitvolumen zu kommen. Hier wird quasi<br />
auf dem Präsentierteller eine Teilzeitoption angeboten. Wird auf<br />
die Einbringschichten verzichtet, kann die Arbeitszeit zu einem<br />
kleinen Teil reduziert werden und gleichzeitig bleiben die Vorteile<br />
des jeweiligen Schichtmodells (mit den entsprechenden Freizeitblöcken)<br />
erhalten.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Firma Rasselstein, die später<br />
ausführlicher vorgestellt wird. Über 90 Prozent der Beschäftigten<br />
arbeitet hier Teilzeit in einem festen Schichtmodell mit 32 Wochenstunden.<br />
Teilzeitbeschäftigte haben den Vorteil, dass die 4-tägigen<br />
Freizeitblöcke nicht durch Bringschichten unterbrochen werden.<br />
Außerdem wurden durch geschickte Planung die Schichten so<br />
gelegt, dass die Schichtzulagen optimal ausgeschöpft wurden und<br />
die fi nanziellen Nachteile der Teilzeit begrenzt werden konnten.<br />
e) Ausgedünnte Schichten<br />
Eine weitere Möglichkeit Teilzeitarbeit in ein festes System zu<br />
integrieren sind ausgedünnte Schichten. Wenn es Produktion oder<br />
Kundenaufkommen zulassen, können unter Umständen bestimmte<br />
Schichten (Nachtschicht oder Spätschicht) mit reduziertem Personal<br />
gefahren werden. So bietet das Schichtsystem die Möglichkeit auch<br />
Teilzeitangebote zu integrieren, wenn sich aus den ausgedünnten<br />
Schichten für einen Teil der Beschäftigten Freischichten ergeben.<br />
In Verbindung mit ausgedünnten Schichten kann auch ein ganz<br />
spezielles Verhältnis der Schichtfolgen vereinbart werden, das<br />
insgesamt die negativen Folgen von Spätschicht oder Nachtschichten<br />
vermeidet.<br />
f) Versetzte Arbeitszeiten<br />
Unproblematisch ist die Schaffung von Teilzeitstellen in Schichtmodellen,<br />
in denen versetzte Arbeitszeiten realisiert werden können.<br />
Bei der Polizei oder in Krankenhäusern, Verkehrseinrichtungen<br />
(Flughafen, Häfen) oder öffentlichen Verwaltungen lassen sich<br />
beliebige Teilzeitmodelle und Varianten kreieren.<br />
Auch die Variationen über ausgedünnte Schichten, Sonderschichten,<br />
überlappende Schichten usw. sind hier wesentlich größer<br />
als in festen Schichtsystemen.<br />
Bei der Flughafen München Gesellschaft (FMG) werden unterschiedlichste<br />
Zeitoptionen über den Tag verteilt angeboten, die<br />
zum einen die Schwankungen im Fluggastaufkommen auffangen,<br />
zum anderen auch den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten<br />
entgegen kommen. Am Vormittag werden teilweise halbstündig<br />
gestaffelte Anfangszeiten organisiert.<br />
Diskussion um Teilzeit<br />
In verschiedenen Betrieben sind wir bei der Recherche zu dieser<br />
Broschüre auf ähnliche Diskussionen zur Teilzeit in Schichtsystemen<br />
gestoßen. Die Einführung von Teilzeit war in vielen Fällen ein<br />
wesentlicher Türöffner für die Bereitschaft zu größerer Flexibilität<br />
und individuellen Zeitoptionen. Darüber hinaus hat die Etablierung<br />
von Teilzeit dazu beigetragen, die Betriebs- oder Dienststellenkultur<br />
zu verändern und auch von der Norm abweichende<br />
Zeit vorstellungen zuzulassen. Oft werden diese Veränderungsprozesse<br />
mit Betriebsthemen verbunden. Im Krankenhaus Delmenhorst<br />
ging es auch um die Stärkung der Beschäftigteninteressen<br />
( ver.di Kampagne „Mein Frei gehört mir“). In einem Chemiebetrieb<br />
wurden mittels eingeschränkter Leiharbeit, die Bedenken<br />
ausgeräumt, dass mit der Teilzeit Qualifi kationen nicht mehr<br />
zur Verfügung stehen. Hier einige wichtige Argumente in der<br />
Diskussion um die Einführung von Teilzeit:<br />
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