29.12.2013 Aufrufe

Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Betriebsrats- oder Personalratsgremium entschieden werden, in<br />

welcher Form die Belegschaft am Prozess beteiligt werden kann.<br />

3. Phase Informationsbeschaffung<br />

Nach dieser Klärung grundsätzlicher Ziele und Vorgehensweisen<br />

beginnt die Feinarbeit. Erstens soll ein möglichst umfassendes<br />

Informationspaket zusammengestellt werden, über das, was<br />

überhaupt möglich ist und realistisch erscheint. Zweitens verhilft<br />

der Blick über den Tellerrand hinaus mit Beispielen guter Praxis<br />

zu neuen Ideen und Anregungen. Und drittens sind umfassende<br />

Informationen über die eigene Belegschaft und die verschiedenen<br />

Beschäftigtengruppen notwendig, um die Arbeitszeitmodelle an<br />

deren Bedürfnisse und Interessen anzupassen.<br />

Wichtige Punkte sind unter anderem:<br />

• Gesetzliche Rahmenbedingungen (Arbeitszeitgesetz, Tarifverträge)<br />

(siehe rechtlicher Überblick in Kapitel 14);<br />

• aktuelle arbeitswissenschaftliche Empfehlungen in Bezug auf<br />

gesundheitliche und sozialverträgliche Schichtgestaltung;<br />

• Praxisbeispiele guter Arbeit;<br />

• Austausch und Information über Literatur, Seminare, Gewerkschaften,<br />

Verbände, Institutionen und andere Beratung.<br />

Ein detaillierter Soll-Ist-Vergleich hat die Aufgabe, die Anforderungen<br />

von Seiten des Betriebes und von Beschäftigtenseite<br />

genauer zu erfassen.<br />

Anforderungsbereiche des Betriebes/der Verwaltung können<br />

folgende sein:<br />

• Tätigkeiten, Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen;<br />

• Personalstrukturen (Alter und Qualifi kation);<br />

• externe Rahmenbedingungen und Infrastruktur;<br />

• besondere Anforderungen an das Unternehmen/die Verwaltung<br />

(z. B. saisonale Schwankungen, Bereitschaftsdienste);<br />

• zukünftige Planungen (Produkterweiterungen, Standortausdehnung).<br />

Betriebliche Orientierungs- und Analyseinstrumente<br />

Um „gute Arbeit“ im Betrieb/in der Dienststelle zu realisieren,<br />

benötigt man Informationen von den Beschäftigten. Dazu gehören<br />

einerseits die Leistungs- und Qualifi kationsprofi le der Beschäftigten,<br />

als auch die verschiedenen Tätigkeitsanforderungen der<br />

jeweiligen Stelle. Auf dieser Grundlage lassen sich Maßnahmen<br />

zur Arbeitsgestaltung bzw. zur Qualifi kation auch für spezielle<br />

Beschäftigtengruppen (Eltern, pfl egende Beschäftigte, ältere oder<br />

behinderte Beschäftigte) ableiten. Hier eine Übersicht über Orientierungs-<br />

und Analyseinstrumente:<br />

a) Altersstrukturanalyse<br />

Sie enthält eine:<br />

• Darstellung der betrieblichen Altersstruktur nach Abteilung,<br />

Geschlecht, Qualifi kation und weiteren Merkmalen;<br />

• Durchführung einer alternskritischen Gefährdungsbeurteilung<br />

(Aufl istung der altersgerechten Arbeitsplätze und der Arbeitsplätze,<br />

die kurz- und mittelfristig in altersgerechte umgewandelt<br />

werden können);<br />

• Zukunftsszenario (Altersstruktur in fünf und/oder zehn Jahren)<br />

sowie Berücksichtigung der Altersstruktur in der Personalplanung.<br />

b) Belegschaftsbefragungen<br />

Im Rahmen von betrieblicher Gesundheitsförderung sind anonym<br />

durchgeführte Belegschaftsbefragungen ein gutes Instrument um:<br />

• zu erfahren, wie die Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen<br />

wahrnehmen;<br />

• gesundheitliche „Brennpunkte“ festzustellen;<br />

• individuelle und durch den Betrieb/die Dienststelle bedingte<br />

Gesundheitsrisiken festzustellen;<br />

• für das Thema Gesundheit und Vereinbarkeit zu sensibilisieren<br />

und ins Gespräch zu kommen.<br />

c) Gefährdungsbeurteilungen<br />

Durch das Arbeitsschutzgesetz sind Betriebe und Dienststellen<br />

verpfl ichtet, ihren Arbeits- und Gesundheitsschutz permanent zu<br />

verbessern. Dabei gilt es, arbeitsbedingte Erkrankungen präventiv,<br />

also vorausschauend zu verhindern. Gefährdungsbeurteilungen<br />

bilden hierbei ein wichtiges und umfangreiches Analyse instrument,<br />

um ganzheitliche und demografi esensible Maßnahmen zu<br />

entwickeln. In Betrieben und Verwaltungen mit mehr als zehn<br />

Beschäftigten ist die Dokumentation der Gefährdungsbeurteilungen<br />

gesetzlich vorgeschrieben. Darüber hinaus können weitere Informationsquellen<br />

für die Bestandsaufnahme von Gesundheitsrisiken<br />

genutzt werden:<br />

• Gesundheitsbericht,<br />

• Arbeitsplatzbeschreibungen,<br />

• Belastungsanalysen,<br />

• Arbeitsstättenbegehungen,<br />

• arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen und Informationen<br />

der Betriebsärzte,<br />

• Fehlzeiten- und Krankenstandsanalysen,<br />

• Betrieblicher Gesundheitsbericht der Krankenkassen,<br />

• Unfall- und <strong>Beruf</strong>skrankenanzeigen,<br />

• Sicherheitstechnische Informationen der Sicherheitsfachkräfte,<br />

• Vorsorgeuntersuchungen,<br />

• Jährliche Berichte der Krankenkassen über Krankenstandsentwicklung,<br />

• Daten der Fachkraft für Arbeitssicherheit über Arbeitsunfälle<br />

und arbeitsplatzbezogene Gefährdungen,<br />

• anonymisierte Ergebnisse arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen,<br />

• Arbeits- und Arbeitsplatzanalysen, Arbeitssituationsanalysen.<br />

d) Arbeitsbewältigungsindex (ABI, Work-Ability-Index)<br />

Der Arbeitsbewältigungsindex (ABI) ist ein Messinstrument, das<br />

mittels eines Fragebogens die individuelle Arbeitsfähigkeit/-<br />

belastung der Beschäftigten ermittelt. Erfragt werden Krankheiten<br />

und das individuelle gesundheitliche Wohlbefi nden. Anschließend<br />

wird ein individueller ABI-Wert ermittelt, der Aufschluss über<br />

mögliche Veränderungen der Arbeitsfähigkeit geben soll. Der ABI<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!