30.12.2013 Aufrufe

Wind des Geistes

Wind des Geistes

Wind des Geistes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gebet und Streben<br />

WENN WIR GEFRAGT WERDEN: „Beten Theosophen?” so antworte ich:<br />

„Ja und Nein.” Es hängt davon ab, was der Fragesteller unter Gebet<br />

versteht. Wenn er damit meint, daß man niederkniet und eine Bitte an<br />

einen Gott richtet, der außerhalb von uns ist, rein imaginär, von dem sich<br />

der Verstand nur sehr mühsam eine Vorstellung bilden kann, und der<br />

<strong>des</strong>halb vom menschlichen Herzen instinktiv nicht als wirklich empfunden<br />

wird, dann müssen wir antworten: „Nein, ein Gebet dieser Art<br />

nicht.” Das wäre eine Absage an den Gott im Innern <strong>des</strong> Menschen, der<br />

damit auf seine eigenen Rechte verzichten und sich nach außen um Hilfe<br />

wenden würde. Es wäre nur ein Bittstellen, bloßes Fordern, ein Betteln<br />

um Vorteile. Es wäre rein äußerlich.<br />

Wahres Gebet ist die herrliche, tiefe, geistige Demut <strong>des</strong> menschlichen<br />

Selbst im Erahnen <strong>des</strong> unaussprechlich Erhabenen. Es ist das<br />

Streben, dem himmlischen Vater gleich zu werden oder wie es Jesus<br />

formulierte: das Streben, ein Sohn <strong>des</strong> Göttlichen zu werden. Es ist fast<br />

ein an sich selbst gerichteter Befehl <strong>des</strong> Menschen, sich zu erheben und<br />

zu höheren Dingen fortzuschreiten, empor zum Göttlichen, von dem in<br />

jeder menschlichen Seele ein Funke pulsiert. Wenn wir zu diesem inneren<br />

Herzschlag, zu dieser Schwingung <strong>des</strong> Göttlichen eine gleichgestimmte<br />

Beziehung identischer Schwingungsfrequenzen herstellen, dann wird<br />

unser Leben erneuert; wir werden völlig umgewandelt; wir werden zu<br />

Menschen, die nicht länger um Vergünstigungen bitten und sich dadurch<br />

schwächen. Wir erkennen allmählich unsere Identität mit dem Göttlichen.<br />

In aller Stille legt sich Würde um uns und umhüllt uns wie ein<br />

Gewand. Und welches Gebet ist edler als dies: daß der Sohn danach<br />

verlangt, seinem göttlichen Elter gleich zu werden?<br />

Soweit es mich betrifft, schlafe ich abends nie ein und stehe morgens<br />

nie von meinem Bett auf, ehe ich mich nicht zumin<strong>des</strong>t einmal aufgerichtet<br />

und diese Erfahrung gemacht habe. Ein derartiges Gebet ist nicht<br />

bloß eine geistige Einstellung. Es ist ein Weg <strong>des</strong> Lebens, eine Verhal-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!