Gewalt auf den Strassen von Rio - CARITAS - Schweiz
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Reportage: <strong>Strassen</strong>kinder in <strong>Rio</strong> de Janeiro<br />
Brenda, 13 Jahre<br />
«Ich habe keinen Vater. Meine Mutter nimmt Drogen. Wir sind<br />
alle süchtig in der Familie. In der Favela wur<strong>den</strong> wir <strong>von</strong> Drogendealern<br />
bedrängt, die uns verjagt haben. Also bin ich mit meinen<br />
Geschwistern <strong>auf</strong> die Strasse geflüchtet. Wir haben uns alle<br />
aus <strong>den</strong> Augen verloren.»<br />
Diogo, 15 Jahre<br />
«Ich leide weniger <strong>auf</strong> der Strasse als zu Hause. Mein Vater ist<br />
ein Säufer und raucht Marihuana. Er hat uns verlassen, als ich<br />
noch ein Baby war, kommt aber manchmal zurück, um mich zu<br />
verprügeln. Das Leben in der Favela ist zu hart. Manchmal gehe<br />
ich zurück, aber ich will nicht mehr dort leben. Wir schlafen jede<br />
Nacht an einem anderen Ort, aus Angst, dass die Polizei uns in<br />
ein Heim bringt. In unserer Gruppe nehmen alle Drogen.»<br />
besten. Ist die familiäre Situation zu hoffnungslos,<br />
so suchen wir nach Verwandten,<br />
die das Kind <strong>auf</strong>nehmen können, wie beispielsweise<br />
im Fall <strong>von</strong> Andressa.»<br />
Drogenabhängige Mutter<br />
Andressa lebte in einem besetzen Haus, zusammen<br />
mit ihrer drogenabhängigen Mutter<br />
und sieben Geschwistern. Die Mutter<br />
verschwand des Öfteren während mehrerer<br />
Tage. Das Gebäude wird <strong>von</strong> rund hundert<br />
Personen besetzt und verfügt nur über ein<br />
einziges Badezimmer. Reste <strong>von</strong> Lebensmitteln,<br />
die <strong>auf</strong> dem Bo<strong>den</strong> herumliegen, ziehen<br />
Ratten an. Die Kinder lebten dort in einem<br />
Klima der <strong>Gewalt</strong>, zwischen Drogenhandel<br />
und Polizeirazzien. Das besetzte Haus befindet<br />
sich im Zentrum <strong>von</strong> <strong>Rio</strong>, nur einige<br />
Blocks <strong>von</strong> São Martinho entfernt. Ein Cousin<br />
brachte Andressa zum ersten Mal zu São<br />
Martinho. Dort bat das Mädchen die Sozialarbeiterinnen,<br />
ihm dabei zu helfen, zu seiner<br />
Grossmutter und in die Schule zurückzukehren.<br />
Nach zwei Stun<strong>den</strong> Fahrt gelangen wir<br />
zur Grossmutter Rosemary Oliveira Moura.<br />
Sie wohnt in Parque Anchieta, einem beschei<strong>den</strong>en,<br />
aber ruhigen Quartier <strong>von</strong> <strong>Rio</strong><br />
de Janeiro. «Andressa kam im Mai zu mir.<br />
Ihre jüngere Schwester Amanda lebt schon<br />
seit Ende 2012 hier», erzählt die 53-jährige<br />
Bild rechts oben: Favela in <strong>Rio</strong> de Janeiro –<br />
wegen der Immobilienspekulation im Vorfeld<br />
der Fussball-Weltmeisterschaft wer<strong>den</strong> viele<br />
Einwohner aus ihren Häusern vertrieben.<br />
Bilder rechts unten: Nach der Schule gehen<br />
Andressa und ihre kleine Schwester zu ihrer<br />
Grossmutter. Sie wohnen heute in einem<br />
sicheren Aussenquartier <strong>von</strong> <strong>Rio</strong> mit Spielplatz.<br />
10 Caritas «Menschen» 3/13