Gewalt auf den Strassen von Rio - CARITAS - Schweiz
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Gastkolumne<br />
Armut zerstört Chancen<br />
Man kann sich nicht aussuchen, wo man<br />
zur Welt kommt. Es gibt viele Flecken <strong>auf</strong><br />
unserer Erde, wo Kinder nur unter widrigsten<br />
Bedingungen überleben und ihr Wohl<br />
massiv verletzt wird: Bilder <strong>von</strong> Kriegsgebieten,<br />
wo Familien auseinandergerissen<br />
wer<strong>den</strong> und <strong>auf</strong> der Flucht sind, oder <strong>von</strong><br />
Ländern, die <strong>von</strong> Hungersnöten gebeutelt<br />
wer<strong>den</strong>, tauchen vor unseren Augen <strong>auf</strong>,<br />
wenn wir an Kinderarmut <strong>den</strong>ken. Wer<br />
diese Bilder vor sich sieht und im Kontrast<br />
dazu an unsere Kinderstuben <strong>den</strong>kt, zieht<br />
schnell <strong>den</strong> Schluss: Unsere Kinder wachsen<br />
glücklich <strong>auf</strong>! Bei uns gibt’s keine Not.<br />
Doch dieser Schein trügt. Jedes zehnte<br />
Kind in der <strong>Schweiz</strong> lebt unter oder knapp<br />
an der Armutsgrenze. Einverstan<strong>den</strong>: Diese<br />
Kinder haben ein Dach über <strong>den</strong> Kopf und<br />
ihre Leben ist nicht unmittelbar bedroht.<br />
Die Situation dieser Kinder jedoch zu verharmlosen,<br />
nur weil es anderen Kindern<br />
noch viel schlechter geht, wäre fatal. Denn<br />
das Leid <strong>von</strong> Armut liegt im Einzelschicksal.<br />
Wenn sich der 14-jährige Max mit seinen<br />
bei<strong>den</strong> jüngeren Geschwister ein kleines<br />
Zimmer teilen und die 6-jährige Lara mehrmals<br />
in der Woche Spaghetti ohne Sauce<br />
essen muss, dann misst sich ihr Alltag am<br />
Alltag der hier gültigen Normen und nicht<br />
an jenen eines Landes in der Sahelzone. Wir<br />
sind es deshalb diesen Kindern schuldig, das<br />
Kinder lei<strong>den</strong> als erste und am stärksten unter Armut.<br />
Problem der Armut in Familien auch in der<br />
<strong>Schweiz</strong> anzuerkennen.<br />
Im Jahre 1997 hat die <strong>Schweiz</strong> die Kinderrechtskonvention<br />
ratifiziert und somit<br />
die Bereitschaft gezeigt, die Rechte der<br />
Kinder in unserer Gesellschaft zu stärken.<br />
Die Bekämpfung der Kinderarmut ist eines<br />
der wichtigen Ziele der Konvention. Denn<br />
Armut beeinträchtigt die Bildungschancen,<br />
sie grenzt aus und verringert das Selbstwertgefühl.<br />
Armut steigert zudem die Gefahr,<br />
krank oder Opfer <strong>von</strong> <strong>Gewalt</strong> und Misshandlung<br />
zu wer<strong>den</strong>. Kurz gesagt: Armut<br />
zerstört Chancen.<br />
Wir müssen <strong>den</strong> Kindern diese Chance<br />
zurückgeben, indem wir die Armut bekämpfen.<br />
Dazu haben wir gute Instrumente:<br />
1. Kinder in Armut sollen Anrecht<br />
<strong>auf</strong> Ergänzungsleistungen haben, um aus<br />
der finanziellen Not herauszukommen.<br />
2. Mindestlöhne sollen ihre Eltern vor<br />
Armut schützen und verhindern, dass weiterhin<br />
eine halbe Million Menschen in unserem<br />
reichen Land Vollzeit arbeiten und keinen<br />
existenzsichern<strong>den</strong> Lohn dafür erhalten.<br />
3. Es müssen im ganzen Land genügend<br />
Bild: Jacqueline Fehr ist Nationalrätin und<br />
Vizepräsi<strong>den</strong>tin der SP <strong>Schweiz</strong>. Sie wohnt in<br />
Winterthur.<br />
Plätze in Kindertagesstätten und Tagesschulen<br />
in guter Qualität und zu bezahlbaren<br />
Preisen zur Verfügung stehen, in <strong>den</strong>en<br />
die Kinder altersgerecht gefördert und betreut<br />
wer<strong>den</strong> und die <strong>den</strong> Eltern eine faire<br />
Chance geben, für ihre Existenz selber <strong>auf</strong>zukommen.<br />
Kinder lei<strong>den</strong> als erste und am stärksten<br />
unter Armut. Überall <strong>auf</strong> der Welt und auch<br />
hier in der <strong>Schweiz</strong>. Bekämpfen wir sie deshalb<br />
wirksam und geben wir <strong>den</strong> armutsbetroffenen<br />
Kindern ihre Chancen zurück!<br />
Jacqueline Fehr<br />
Bild: zVg<br />
«Menschen» 3/13 Caritas 25