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April - Euroregion Elbe/Labe

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Im europäischen Vergleich sind die 11.000 Kronen rund 429 Euro seiner tschechischen Rente<br />

nicht viel. Doch er hat in den vier Jahren, in denen er nun einen Teil des Jahres in Griechenland<br />

verbringt, gelernt, wie er ohne größere Sorgen am Meer leben kann. Für 2000 Euro mietet er<br />

vier Monate lang ein Häuschen mit Garten. Seine Rente würde dafür nicht reichen, doch Šubrt<br />

hat eine, wie er es nennt, „unkonventionelle Lösung“ gefunden. Er hat seine recht teure Prager<br />

Mietwohnung aufgegeben und lebt nun bei Freunden auf dem Land. Im Gegenzug für<br />

gelegentliche kleine Arbeiten lebt er dort während des „tschechischen Teil“ des Jahres völlig<br />

kostenfrei.<br />

70.000 tschechische Rentner leben im Ausland, 20.000 seit den letzten fünf Jahren. Die Top-<br />

Ten-Destinationen sind die europäischen Nachbarländer. Dort leben vor allem Tschechen, die<br />

schon vor dem Rentenalter ausgewandert sind. Aber mehr und mehr Tschechen wollen das<br />

Image des grauhaarigen Rentners mit den bunten Farben des Abenteuers aufhellen. Einige<br />

wagen sich sogar in tropische Gefilde vor. Ein Phänomen, wie es bisher aus reichen Ländern<br />

bekannt ist. Man nennt die reisefreudigen Senioren „die Winternomaden“, weil sie beim ersten<br />

Nordwind des Winters die Segel setzen.<br />

Winternomadismus<br />

Aber noch kann man nicht vom Winternomadismus als von einem Trend reden. Es sind eher<br />

Einzelfälle. „Solange es nicht eine tiefgreifende Verränderung in der Einstellung zur beruflichen<br />

Mobilität gibt, solange es nicht als normal angesehen wird, dass junge Menschen oder Familien<br />

aus professionellen Gründen auswandern, solange wird das erst recht bei Senioren als<br />

ungewöhnlich betrachtet werden“, meint Matěj Lejsal, Leiter der Abteilung innovative Pflege im<br />

Seniorenheim Domov Sue Ryder. „Die aktuelle Generation der Vierzigjährigen steht der<br />

Möglichkeit, die Rente im Ausland zu verbringen, viel offener gegenüber. Bei den Senioren<br />

heute rührt die Zurückhaltung aus der Isolation des Landes während ihrer Jugendzeit her.“<br />

Die Geschichte der Eheleute Inka und Petr Frištenský, respektive 62 und 67 Jahre, ist der<br />

Beweis, dass der Winternomadismus nicht an erster Stelle eine Geldfrage ist. Sie zeigt sogar,<br />

dass es durchaus möglich ist, unter Palmen zu leben und gleichzeitig Geld zu sparen,<br />

schließlich sind tschechische Renten im Durchschnitt nicht gerade üppig.<br />

„Das Wetter hat sich ein wenig abgekühlt. 28 Grad“, verkündet via Skype Petr Frištenský aus<br />

seinem Ferienwohnsitz in der nähe von Galle, einer Stadt auf Sri Lanka. Das Paar hat seine<br />

Prager Wohnung im Oktober verlassen und wird erst im <strong>April</strong> zurückkehren. Seit vier Jahren<br />

halten sie es so und sind überglücklich, „den Winter hinter sich zu lassen“.<br />

Verzicht auf Komfort<br />

Zunächst waren sie jahrelang einen Monat nach Sri Lanka gereist, ohne Reisebüro, als einfache<br />

Rucksacktouristen. Sie mochten das Land so sehr, dass sie beschlossen haben, sich dort<br />

niederzulassen. „Wir leben in einem Dorf. Der Ort hat nichts Besonderes, doch im Gegensatz<br />

zu Tschechien sind hier 95 Prozent der Menschen äußerst sympathisch, vor allem die<br />

Deutschen und Australier.“<br />

Grundkenntnisse in Englisch reichen ihnen, um sich zu verständigen.<br />

Um ihren Traum zu verwirklichen haben Oldřich Šubrt und die Frištenskýs etwas hinter sich<br />

gelassen, was man landläufig als Komfort bezeichnet. Šubrt hat seine Prager Mietwohnung<br />

aufgegeben und die Frištenskýs verzichten, wenn sie in Tschechien sind, auf Kino, Theater oder<br />

Restaurantbesuche. Sie machen jetzt lieber Radtouren im Grünen. „Unsere<br />

Freizeitbeschäftigungen kosten nicht viel“, erklärt Frau Frištenská. „Unserer Altersgenossen<br />

besitzen ein Landhaus und ein Auto. Wir besitzen nichts dergleichen.“<br />

Im Web<br />

Originalartikel aus Respekt cs<br />

Das Foyer von Sue Ryder en<br />

Wirtschaft<br />

Schnelle Lösung oder langfristiger Plan?<br />

„Drei Millionen Tschechen leben in einem Zustand der Ungewissheit über ihre Renten“, titelt<br />

Hospodářské noviny. Jeder Einwohner zwischen 35 und 55 Jahren hat drei Monate Zeit, um<br />

sich für ein zweites, privates Zusatzrentensystem zu entscheiden, das am 1. Januar

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