April - Euroregion Elbe/Labe

dreimal täglich fährt der Fahrradbus von Decin auf den Sneznik (Hoher Schneeberg).
Bad Schandau
Eierschecke auf Tschechisch
Freitag, 19.04.2013
Sächsische Zeitung
Tschechische Koch-Azubis lernen für vier Wochen in Bad Schandau. Sie hoffen auf
einen Job in Deutschland.
Von Katrin Richter
Eierschecke – mit der Aussprache hapert es zwar noch. Hauptsache ist jedoch dass die
Ausführung gelingt. Das Ergebnis soll den Gästen des Elbhotels schließlich schmecken.
Zubereitet wird die sächsische Kuchenspezialität nämlich diesmal in tschechischer Regie unter
deutscher Aufsicht. Radka Konupkova ist eine von sechs tschechischen Lehrlingen, die noch bis
Ende nächster Woche ein Praktikum in der Bad Schandauer Hotellerie absolviert.
Hintergrund der Kooperation ist eine Mitte des vergangenen Jahres unterzeichnete
Vereinbarung zwischen der Berufsschule Decin und dem regionalen Hotel- und
Gaststättenverband der Sächsischen Schweiz (Dehoga). Noch muss zwar kein Urlauber um
sein leckeres Menü bangen. Dennoch kann längst nicht mehr jede Stelle im Hotel- und
Gaststättengewerbe besetzt werden. Der Tourismusbranche fehlen Fachkräfte. Das Gewerbe
klagt auch über zu wenig Nachwuchs.
Noch 127 offene Lehrstellen
Nach Auskunft der Arbeitsagentur Pirna sind im Landkreis Ende März 144Arbeitsstellen in der
Gastronomie bislang nicht besetzt. Außerdem gibt es 127offene Ausbildungsangebote. „Die
Nachfrage nach Fachkräften der Gastronomie und des Hotelgewerbes ist nach wie vor hoch“,
kommentiert Dehoga-Geschäftsführer Gunter Claus. Um diese Situation zu ändern, sollen
schrittweise tschechische Lehrlinge und Fachkräfte in der Gastronomie der Sächsischen
Schweiz eingesetzt werden. In Bad Schandau startete dafür am 2.April ein erster Test Azubi-
Köche aus dem Nachbarland für vier Wochen anzulernen. Langfristig ist geplant, Lehrlinge
auszubilden und anschließend als Fachkräfte einzustellen.
Der Deciner Schuldirektor Milan Soukup ist mit seinem Stellvertreter und einer Deutsch-
Lehrerin selbst vor Ort gekommen, um sich von der Leistung seiner Schüler zu überzeugen.
Eine duale Berufsausbildung, außerhalb der Schule, ist in Tschechien unüblich. Im Fall der
Deciner Berufsschule wird diese europäische Besonderheit bereits durch eine Kooperation mit
der Arbeiterwohlfahrt Naundorf gepflegt.
Größte Hürde ist bislang die deutsche Sprache. Tschechische Jugendliche hätten wenig
Interesse am Erlernen. Vorbereitend auf den Auslandsaufenthalt musste drei Monate Deutsch
gepaukt werden. So sind zumindest einige Grundvokabeln parat. Für den Rest bei
Verständigungslücken werden Hände und Füße eingesetzt. Ab und zu kämen auch noch ein
paar Brocken Englisch dazu, erklärt Reina Dietze, Köchin im Elbhotel Bad Schandau. Koch-
Azubi Radka Konupkova sei sehr aufmerksam und beobachte jede ihrer Handgriffe genau. Von
Heimweh ist bei Radka keine Spur. Über E-Mail und den Internet-Videotelefonie-Dienst Skype
hält sie den Kontakt in die Heimat. Die Kollegen seien alle hilfsbereit und nett. Kartoffelpuffer
bereite sie schon beinahe alleine zu, genauso wie Napfkuchen, sagt die 17-Jährige stolz.
Mittlerweile steht fest: Im September dieses Jahres wird der Versuch, tschechische Lehrlinge
zu finden, noch ausgeweitet. Kost, Logis und Lehrgeld werden von der Dehoga und dem
zuständigen Betrieb übernommen. Insgesamt sollen dann zehn Jugendliche aus Decin über die
Sächsische Schweiz verteilt lernen. Danach gibt es ein Zertifikat, das vielleicht einmal in einen
Arbeitsvertrag übergeht.