Ausgabe 2/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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werden müsste der Vergabeprozess<br />
durch strikte Überwachung und Sanktionierung<br />
von Regelverletzungen.<br />
Kenner der Verhältnisse sprechen<br />
gegenwärtig von einem (nicht erlaubten)<br />
Tourismus der Bewerber Istanbul,<br />
Madrid und Tokio zu den IOC-Mitgliedern<br />
in einem nie dagewesenen Ausmaß.<br />
OLYMPIAPROGRAMM: Rogge ist mit seiner Politik der Erneuerung<br />
weitgehend gescheitert, auch deshalb, weil der Lobbyismus<br />
für Sportarten maßlos ist. Er hinterlässt seinem Nachfolger<br />
kein verlässliches Verfahren der Modernisierung. Bach<br />
und auch sein Schweizer Mitbewerber Oswald wollen mit<br />
„Flexibilität“ erneuern. Die 28 muss demnach nicht unbedingt<br />
die Maximalzahl sein. Raum für Neues soll unter der Vorgabe<br />
von 10 500 Sportlern über die Reduzierung von Disziplinen<br />
geschaffen werden.<br />
OLYMPISCHE WERTE: Das IOC immer mehr und vor allem ein<br />
Konzern, der seine Unterhaltungsware mit großem Erfolg<br />
verkauft? Oder aber eine Organisation, der es gelingt, das<br />
<strong>Olympische</strong> neu und glaubwürdig zu definieren im Spannungsbereich<br />
von Markt oder Tempel, Markt und Tempel,<br />
Markt im Tempel oder Tempel als Markt?<br />
Dabei reicht es nicht aus, die Werbung aus olympischen<br />
Arenen auch weiterhin zu verbannen, Olympiasiege nicht zu<br />
prämieren und IOC-Präsidenten nicht zu entlohnen. Die<br />
Neudefinition von Olympisch setzt ein<br />
eindeutiges Regelwerk voraus, dessen<br />
Grundlage Fairplay bildet. Fairplay als<br />
globales olympisches Grundprinzip für<br />
Erziehung und Soziales, für demokratisches<br />
Verhalten und Transparenz. Dabei<br />
ist Gewinnstreben erlaubt und sogar<br />
gefordert, solange es dem Fairplay<br />
dient. Ein solches olympisches Komitee müsste seine Selbstbeschränkung<br />
und Genügsamkeit, die auch als Isolation wirkt,<br />
aufgeben.<br />
Als eine Weltorganisation, die sich selbst für bedeutend hält,<br />
ist das IOC bisher kaum vernehmbar, bietet sich viel zu wenig<br />
als Gesprächs- und Kooperationspartner an und betreibt dazu<br />
eine kaum wahrnehmbare Öffentlichkeitsarbeit. Die Aufnahme<br />
in die UN mit Beobachterstatus erschöpft sich weitgehend<br />
in dem gemeinsamen Aufruf zum „olympischen Frieden“<br />
während <strong>Olympische</strong>r Spiele. Als sich jüngst 137 Länder in<br />
Berlin zur 5. UNESCO-Weltsportministerkonferenz trafen,<br />
glänzte das IOC durch Abwesenheit. Eine engere Kooperation<br />
mit der Umwelt-Unterorganisation UNEP kam bisher nicht<br />
zustande. Auch deshalb konnte deren ehemaliger Vorsteher<br />
Klaus Töpfer im Zusammenhang mit den bevorstehenden<br />
Winterspielen in Sotschi sagen, er vermisse „jegliches Gespür<br />
für Nachhaltigkeit“. Es gäbe „eine Dissonanz zwischen Ökologie,<br />
Ökonomie und sozialer Verantwortung“. Die „Kurzfristigkeit<br />
und Kurzsichtigkeit“ sei beklagenswert. Präziser ist kaum<br />
zu kritisieren, warum das IOC sich öffnen muss für einen<br />
Informations-, Wissens- und Ideentransfer.<br />
D<br />
ie IOC-Vollversammlung wird gegenwärtig von 100 persönlichen<br />
Mitgliedern gebildet. Am Wahltag des 10. September<br />
in Buenos Aires wird sich die Zahl auf maximal 103 erhöhen.<br />
Anfang Juli werden bei einer Sonder-Session in Lausanne die<br />
vier bei den London-Spielen von den Olympia-Teilnehmern<br />
gewählten Athletenvertreter Danka Bartekova (Slowakei),<br />
James Tomkins (Australien), Kirsty Coventry (Zimbabwe) und<br />
Tony Estanguet (Frankreich) in das IOC aufgenommen werden.<br />
In Buenos Aires selbst wird die Session formal den Antrag des<br />
frisch gekrönten Königs der Niederlande, Willem-Alexander,<br />
auf Rückgabe der Mitgliedschaft annehmen.<br />
Die Entscheider<br />
Die dann 103 Mitglieder verteilen sich auf 73 (von 205) NOK-<br />
Länder, wovon 53 mit jeweils einem Olympier vertreten sind.<br />
Die Mehrfach-Länder werden von der Schweiz (5) und Großbritannien<br />
(4) angeführt. Aus China, Russland, Spanien, Italien,<br />
USA, Frankreich und Australien kommen jeweils drei Mitglieder.<br />
Deutschland zählt mit Thomas Bach und Claudia Bokel zu<br />
den zehn Ländern mit je zwei olympisch Auserwählten.<br />
Mit 43 Mitgliedschaften wird Europa in Buenos Aires weiterhin<br />
über die meisten Stimmen verfügen. Im Kontinental-<br />
Vergleich folgen Asien (25), Amerika (18 - je fünf aus Nordund<br />
Südamerika, 8 aus Mittelamerika und Karibik), Afrika (11)<br />
und Ozeanien (6).<br />
Bei der Abstimmung dürfen jene Ländervertreter nicht mitwählen,<br />
die noch einen Kandidaten im Präsidentschaftsrennen<br />
haben. Der neue Präsident benötigt die absolute Mehrheit<br />
der abgegebenen Stimmen. Bis dahin scheidet jeweils der<br />
Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus.<br />
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