Ausgabe 2/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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funktionieren –<br />
haben keine Lobby<br />
Jahrzehntelang hatte man<br />
deutsch-deutsche Gespräche<br />
geführt, sich - zumindest off<br />
the record – dann bei einem<br />
Gläschen angenähert. So war<br />
auch die Haltung in den Verbands-Etagen<br />
und bei den<br />
zuständigen Vertretern des<br />
Bundesinnenministeriums<br />
(BMI) gegenüber möglichen<br />
Doping- oder Stasitätern unter<br />
den Funktionären sehr großzügig.<br />
Auf Anfrage etwa bei<br />
damals (west-)deutschen<br />
Wintersportverbänden, warum<br />
denn nun diese (Ost-)Trainer so<br />
schnell und ohne Überprüfung<br />
angestellt werden, war die<br />
häufigste Antwort: „Wir kennen<br />
den schon lange, der ist<br />
ein netter Kerl und erfolgreich.“<br />
Das reichte auch dem BMI als<br />
Empfehlung für einen Anstellungsvertrag.<br />
Auch wenn der<br />
damalige <strong>Deutsche</strong> Sportbund<br />
Kommissionen zur Stasi-und<br />
Dopingaufarbeitung einrichtete<br />
und honorige Personen für die<br />
Aufarbeitung gewinnen konnte,<br />
blieben doch viele Fragen<br />
offen. Etwa die: Wie gehen wir<br />
mit denen um, die Opfer dieses<br />
Staatssports wurden?<br />
alle gruseligen Fakten detailliert festgehalten. Doch viele<br />
Akten wurden bei den Volks-Stürmen auf Stasizentralen<br />
während der friedlichen Revolution schnell noch im Reißwolf<br />
vernichtet. Es blieben dennoch genug übrig, um den einen<br />
oder anderen Verantwortlichen im DDR-Sport zu überführen.<br />
Gerichte versuchten aufzuklären, führende Funktionäre<br />
wurden verurteilt, wenn auch das Strafmaß in vielen Fällen<br />
von denen, die unter diesem System litten, oft als zu milde<br />
befunden wurde. Verurteilt, und damit ist die Vergangenheit<br />
erledigt? Bloß nicht noch mehr graben. Und außerdem: Nun<br />
wollten die geeinten <strong>Deutsche</strong>n ja auch von der DDR-Medaillenschmiede<br />
profitieren.<br />
Am liebsten wäre es vielen<br />
Offiziellen aus Sport und Politik<br />
gewesen, das Thema auszublenden,<br />
totzuschweigen. „Man<br />
muss auch mal mit der Vergangenheit<br />
abschließen“, ist ein<br />
Standardsatz von Funktionären<br />
auch heute noch bei Nachfragen<br />
zu diesem Thema. Ansonsten gibt DOSB-Generaldirektor<br />
Michael Vesper viele Sprechblasen-Versprechen. Und Präsident<br />
Thomas Bach ist hier besonders schmallippig.<br />
Nachfragen nicht nur bei den Sportverantwortlichen. Besonders<br />
auch bei dem Mitarbeiter in einem Jobcenter, der eine<br />
schwerbehinderte ehemalige DDR-Athletin, die sich bei ihm<br />
als anerkanntes Dopingopfer vorstellt und um Hilfe bei der<br />
Arbeitsplatzsuche bittet, süffisant mit dem Satz abfertigt: „Sie<br />
haben doch damals gewusst, was sie einwerfen.“<br />
Oder bei den ehemaligen schreibenden Kollegen, die im DDR-<br />
Sport an entscheidender Stelle saßen und heute ehemalige<br />
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