Ausgabe 2/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Ein kleines Foto nur. Sechs mal<br />
neun, schwarz-weiß, mit Büttenrand.<br />
Und unscharf. Nicht reproduzierbar.<br />
Leider. Das Motiv, Mann mit<br />
Kind auf dem Arm, ist kaum auszumachen.<br />
Wertlos eigentlich. Nicht für<br />
Ulrike Harbig. Sie bewahrt das Bild als<br />
Kostbarkeit auf. 1943 entstanden, ist es<br />
die einzige Aufnahme, die sie, erst einige Monate alt, mit<br />
ihrem Vater zeigt.<br />
Rudolf Harbig starb, als seine Tochter noch nicht einmal ein<br />
Jahr alt war. Gefallen im Zweiten Weltkrieg am 5. März 1944<br />
als Soldat bei Olchowez in der Ukraine. Mit 30 Jahren. Eine<br />
Grabstelle gibt es nicht, und niemanden, der berichten konnte,<br />
wie Harbig gestorben ist. Den Zenit seiner sportlichen Laufbahn<br />
hatte der Ausnahmekönner auf den Mittelstrecken noch<br />
nicht erreicht. Alle Pläne, alle Hoffnungen, alle Träume waren<br />
auf die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele 1940 ausgerichtet. Spiele,<br />
die – ebenso wie die von 1944 – dem Krieg zum Opfer fielen.<br />
In diesem Jahr, am 8. November, wäre Harbig 100 Jahre alt<br />
geworden. Jener Harbig, der zwischen 1939 und 1941 gleichzeitig<br />
die Weltrekorde über 400 Meter (46,0 Sekunden), 800<br />
Meter (1:46,6 Minuten) und 1000 Meter (2:21,5 Minuten) hielt.<br />
Jener Harbig, der zwischen 1936 und 1941 in 47 Rennen über<br />
die zwei Stadionrunden ungeschlagen blieb. Jener Harbig, der<br />
als Schlussläufer der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel 1936<br />
Olympia-Bronze und 1938 EM-Gold sowie den EM-Titel über<br />
800 Meter holte. Jener Harbig, der mit der Aufnahme in die<br />
Hall of Fame des deutschen Sports geehrt wird.<br />
Gedächtnispreis für Bartels eine<br />
große Ehre<br />
Eins-sechsundvierzig-sechs:<br />
Von Jochen Frank<br />
(Freiluft und Halle), doch „bedeutet mir dieser wertvolle Preis<br />
sehr viel“, sagt Bartels. „Er ist etwas Besonderes und die Auszeichnung<br />
eine große Ehre für mich.“ Zu seinen Vorgängern<br />
zählen unter anderem Heinz Fütterer, Ulrike Meyfarth, Hans<br />
Grodotzki, Heike Henkel, Lars Riedel und Frank Busemann.<br />
Wer von Rudolf Harbig spricht, denkt meist zuerst an den<br />
„historischen“ Weltrekord von 1:46,6 Minuten über 800<br />
Meter, aufgestellt am 15. Juli 1939 in Mailand auf einer 500-<br />
Meter-Bahn. Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten die<br />
Fabelzeit euphorisch nicht in Ziffern, sondern in Buchstaben:<br />
eins-sechsundvierzig-sechs. 16 Jahre lang hielt er allen<br />
Attacken stand. Erst 1955 wurde er vom Belgier Roger Moens<br />
in Oslo um 0,9 Sekunden auf 1:45,7 Minuten verbessert.<br />
Harbig hatte die Bestmarke seines britischen Rekordvorgängers<br />
Sydney Wooderson gar um 1,8 Sekunden unterboten.<br />
Eine für die Mittelstrecke schier unglaubliche Leistung, die<br />
der Dresdner in einem Ländervergleich mit Italien schaffte.<br />
Sein Dauerrivale Mario Lanzi, der die ersten 400 Meter in 52,5<br />
Sekunden zurücklegte (Harbig in 52,8), hatte sich nach vermeintlichem<br />
Fehlstart, gewollt oder ungewollt, als idealer<br />
Tempomacher erwiesen.<br />
Gewissenhafte Chronisten haben sogar Harbigs 100-Meter-<br />
Abschnitte festgehalten, die mit Zeiten zwischen 12,2 und<br />
Und jener Harbig, dessen Name die<br />
wichtigste Auszeichnung trägt, die<br />
der <strong>Deutsche</strong> Leichtathletik-Verband<br />
alljährlich vergibt, den Rudolf-Harbig-<br />
Gedächtnispreis. Seit 1950 wird er als<br />
ewiger Wanderpreis in jedem Jahr an<br />
einen langjährig verdienten Athleten<br />
verliehen, „der in Haltung und Leistung<br />
als Vorbild für die Jugend“<br />
gelten kann. Zurzeit - und noch bis<br />
zu den <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften im<br />
Juli in Ulm - darf sich Kugelstoßer<br />
Ralf Bartels zu Hause in Groß Teetzleben<br />
als „aktueller“ Preisträger daran<br />
erfreuen. Der Mecklenburger brachte<br />
es als Aktiver bereits auf die stattliche<br />
Sammlung von acht Medaillen<br />
bei Welt- und Europameisterschaften<br />
und 14 deutschen Meistertiteln<br />
46<br />
Im Dress des Dresdner Sport-Clubs<br />
Dauerrivalen: Rudolf Harbig (links) und Mario<br />
Lanzi im ...