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Ausgabe 2/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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kritisch an: „Sport hat eigentlich immer mit Koordination zu<br />

tun.“ Unter diesem Rubrum werden zum Beispiel Leistungen<br />

im Hochsprung, Weitsprung, Seilspringen und in neuen<br />

Übungen wie dem Zonenweitwurf und Zonenweitsprung<br />

angeboten, bei dem aus einer Zone heraus jeder Proband erst<br />

zweimal mit rechts, dann zweimal mit links aus einer Zone<br />

heraus in die Sandgrube springen muss. Gerade diese Übung<br />

beansprucht die Gelenke und birgt vor allem für in die Jahre<br />

gekommene Teilnehmer vier Mal die Gefahr von Muskelverletzungen.<br />

Der Sportmediziner Wildor Hollmann warnt schon<br />

seit langem: „Schnellkraftübungen sind für ältere Menschen<br />

nicht sinnvoll und verletzungsgefährlich.“ Das gilt gerade<br />

auch für die Sprints, die den Sportabzeichen-Bewerbern bis<br />

ins hohe Alter abgefordert werden. Über 75-Jährige haben<br />

zum Beispiel für Gold 30 Meter in 5,7 Sekunden zurückzulegen.<br />

Um dies zu schaffen, müssen sogar erfolgreiche Senioren-Leichtathleten<br />

ausgiebig trainieren.<br />

Unter den 70.000 oft überalterten Prüfern, die an 3.000<br />

Sportabzeichen-Treffs die Leistungen abnehmen, herrscht<br />

erheblicher Unmut. Viele finden das neue Verfahren zu kompliziert.<br />

So müssen sie jetzt die Punktzahlen ermitteln, die<br />

jeder Freizeit-Athlet sammelt. In jeweils einer Übung kann der<br />

Teilnehmer für Bronze einen Punkt, für Silber zwei und für<br />

Gold drei Punkte erhalten. Für 4 bis 7 Punkte wird Bronze,<br />

für 8 bis 10 Silber und für 11 bis 12 Punkte Gold vergeben.<br />

Marchlowitz nennt die Bronze-Kategorie, „ein reines Mitmachabzeichen,<br />

das jeder Gesunde schaffen kann. Die ‚Silber-<br />

Leistungen’ entsprechen dem Niveau des bisherigen Sportabzeichens.<br />

Und Gold dürfte künftig nur noch von trainierten<br />

Athleten erreicht werden.“ Dennoch werden die meisten<br />

Bewerber die Gold-Stufe erreichen wollen. Das Ziel Gold ist<br />

ein hoher Reiz. Es kann Ansporn sein, kann aber auch zu<br />

Selbstüberschätzung und zu Überforderung führen. Walter<br />

Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung,<br />

erhofft sich von der Einführung der drei Leistungsstufen<br />

„eine Steigerung der Attraktivität und einen Anreiz zur kontinuierlichen<br />

Vorbereitung gerade auch im Altersmittelbau“.<br />

Wenn die Sportabzeichen-Aspiranten mit Blick auf Gold<br />

trainierten, wäre das ein wichtiger Effekt. Denn bisher üben<br />

nur Wenige für die Prüfungen. Viele versuchen, die Disziplinen<br />

aus dem Stand zu absolvieren, oft noch, ohne sich richtig<br />

„warm zu machen“ oder die Muskeln zu dehnen. Und zu<br />

wenige Prüfer halten sie dazu an.<br />

Die Bilanz des <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens wird rein statistisch<br />

sicherlich erfreulich ausfallen. Schon deshalb, weil die<br />

meisten Teilnehmer nicht mit leeren Händen, sondern<br />

zumindest mit Bronze heimkehren werden. Eine noch deutlichere<br />

Steigerung wäre zu erreichen, wenn die 91.000 Turnund<br />

Sportvereine im Lande, die sich nur in geringem Umfang<br />

für das Sportabzeichen engagieren, zu aktivieren wären. Und<br />

das müsste doch mit Wettbewerben und dem Ausloben von<br />

Preisen möglich sein. Die Millionen-Marke wird wahrscheinlich<br />

im Jubiläumsjahr geknackt werden. Damit ist aber noch<br />

nichts über die Qualität des neuen <strong>Deutsche</strong>n Sportabzeichens<br />

gesagt, das dauerhaft einer kritischen Überprüfung<br />

bedarf.<br />

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