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Ausgabe 2/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Dr. Helmut Pabst, Prof. Eike Emrich, Tobias Barnerssoi, Katja Mühlbauer, Philippe Crone<br />

turm begrüßten Dr. Stephan Thewalt,<br />

Geschäftsführer der Arena One GmbH, und<br />

Joachim Ebener, Vorsitzender der DOG<br />

Stadtgruppe München rund 50 Gäste. Im<br />

Anschluss daran eröffnete der frühere<br />

Skirennfahrer Tobias Barnerssoi als Moderator<br />

die Diskussionsrunde.<br />

Zu den Podiumsgästen zählten Regierungsdirektorin<br />

Katja Mühlbauer, ehemalige<br />

Gruppenleiterin der Schwerpunktstaatsanwaltschaft<br />

Doping in München, Philipp<br />

Crone, langjähriges Mitglied der deutschen<br />

Hockey-Nationalmannschaft, Professor Eike<br />

Emrich, Leiter der Abteilung Sportökonomie<br />

und Sportsoziologie der Universität des<br />

Saarlandes sowie ehemaliger Vizepräsident<br />

des DLV und Dr. Helmut Pabst, Präsident des<br />

Bayerischen Sportärzteverbandes und<br />

Dopingkontrolleur, Gründer der PWC GmbH.<br />

Das Geständnis von Lance Armstrong und<br />

der Prozess um den deutschen Radprofi<br />

Stefan Schumacher zeigen, wie hoch der<br />

Handlungsbedarf beim Thema Doping ist.<br />

Der Sport scheint noch nicht die richtigen<br />

Antworten gefunden zu haben. Grund<br />

genug für Arena One und die DOG Stadtgruppe<br />

München, die den „Talk im Olympiaturm“<br />

als Veranstaltungsreihe etablieren<br />

wollen, ein Zeichen zu setzen und dieses<br />

schwierige Thema unter dem Titel „Was<br />

lehrt der Fall ‚Armstrong‘? Ist Leistungssport<br />

ohne Doping überhaupt noch möglich?“ zu<br />

diskutieren.<br />

Katja Mühlbauer, Regierungsdirektorin im<br />

Bayerischen Ministerium der Justiz und<br />

Mitglied der Antidopingkommission des DLV<br />

gab eindrucksvolle Einblicke in ihre Erlebnisse,<br />

als sie noch bei der Schwerpunktstaatsanwaltschaft<br />

Doping in München arbeitete.<br />

Razzien im Drogenmilieu ergaben, dass<br />

Dopingmittel unter haarsträubenden hygienischen<br />

Bedingungen zusammengepantscht<br />

werden. Und sie beklagt eine „Mauer des<br />

Schweigens“ in der Dopingszene, die den<br />

Ermittlern die Arbeit erschwert. Mühlbauer<br />

unterstreicht die Notwendigkeit eines Anti-<br />

Doping-Gesetzes in Deutschland.<br />

Dopingkontrolleur Dr. Helmut Pabst berichtet<br />

aus dem Alltag des langjährigen Dopingjägers<br />

und verdeutlicht wie schwierig es ist<br />

Dopingkontrollen effektiv zu gestalten: „Die<br />

vorgegebenen Slots, in denen die Kontrollen<br />

durchgeführt werden dürfen, variieren<br />

teilweise so stark, dass zwischen der ersten<br />

und zweiten Kontrolle bis zu 36 Stunden<br />

liegen. Bei diesen großzügigen Zeiträumen<br />

ist die Abklingquote vieler Medikamente<br />

bereits überschritten. Sie sind somit nicht<br />

mehr nachweisbar.“ Daher fordert er: „Wir<br />

brauchen Kontrollen zur richtigen Zeit. Wir<br />

müssen Sportler testen, wenn es Sinn<br />

macht zu dopen. Dazu kommt, dass die<br />

Dopingsünder in vielen Fällen durch ein<br />

ausgeklügeltes System den Kontrolleuren<br />

immer wieder voraus sind.“ Ein Anti-Doping-Gesetz<br />

im Sinne von Katja Mühlbauer<br />

befürwortet er durchaus.<br />

Der ehemalige Hockey-Rekord-Nationalspieler<br />

Philip Crone ist sehr froh darüber,<br />

während seiner aktiven Zeit mit Doping<br />

nicht in Kontakt gekommen zu sein. „Im<br />

Mannschaftssport, wie es Hockey ist, kommt<br />

es auf das Team an. Geschwindigkeit ist<br />

wichtig, aber was zählt ist die Cleverness in<br />

der Spieltaktik. Die kann man nicht dopen“;<br />

berichtet er aus seiner aktiven Sportlerzeit.<br />

Umso mehr traf ihn zu Beginn seiner<br />

beruflichen Laufbahn als Journalist die<br />

Verallgemeinerung seiner neuen Kollegen,<br />

dass es doch so viele gäbe, die Doping<br />

abstreiten und dennoch davon betroffen<br />

sind. Als „sauberer“ Sportler, der sich noch<br />

nie Gedanken über das Dopen gemacht hat,<br />

überkommt ihn in solchen Momenten eine<br />

Riesenwut: „Sie werden mit denjenigen in<br />

einen „Topf“ geworfen, die sich nicht an die<br />

Regeln halten.“ Daher lautet auch seine<br />

klare Forderung: „Sportler, die mit verbotenen<br />

Mitteln erwischt werden, gehören in<br />

meinen Augen viel härter bestraft.“<br />

Professor Eike Emrich, Leiter der Abteilung<br />

Sportökonomie und Sportsoziologie der<br />

Universität des Saarlandes, berichtet von<br />

seinen Studienergebnissen. Nach einer<br />

anonymen Befragung hatten 23 bis 48<br />

Prozent der deutschen Kaderathleten<br />

Kontakt mit Dopingmitteln. Für Erstaunen<br />

sorgte die sog. „Glühbirnentheorie“: Manche<br />

Sportler würden für den schnellen sportlichen<br />

Erfolg sogar lebensgefährliche Nebenwirkungen<br />

in Kauf nehmen, nach dem Motto:<br />

„Lieber kurz hell strahlen, als lange Zeit<br />

nur dahin-funzeln.“<br />

Der ehemalige Vize-Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Leichtathletikverbands gab sich als<br />

vehementer Verfechter von Transparenz und<br />

machte spektakuläre Vorschläge. Schmunzelnd<br />

fordert er in der Runde: „Warum steht<br />

auf den Trikots, wie beispielsweise bei den<br />

100m Sprintern, nicht einfach die Anzahl<br />

der stattgefunden Dopingkontrollen?“ Dann<br />

stünde bei den deutschen Athleten eine<br />

Zahl über 100, bei Usain Bolt dagegen<br />

höchstens eine „zwei“.<br />

Tobias Barnerssoi<br />

Odenwaldkreis<br />

DOG ehrt<br />

Juniorsportlerin 2012<br />

Anlässlich des Kreisverbandstages der<br />

Odenwälder Leichtathleten ließ es sich die<br />

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