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Die Revolution auf dem Lande – das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken

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Jagdfrevel<br />

Neben der Patrimonialgerichtsbarkeit, die im Juni 1848 der Reformgesetzgebung<br />

zum Opfer fiel 51 , erregte <strong>das</strong> adlige Jagdprivileg Ärgernis.<br />

Besonders der allzu große Wildbestand im Banzer Revier des<br />

Herzogs Max in Bayern erzürnte seit langem die umliegenden, vielfach<br />

geschädigten Bauern 52 . Im März 1848 schritten die Untertanen<br />

zur Selbsthilfe. Ein damals in Buch am Forst tätiger Forstbeamter erinnerte<br />

sich in den 1880er Jahren: „Es war [...] <strong>das</strong> Erste der revoltirenden<br />

Bauern, in den Wald zu gehen, mit Buechsen jeden Kalibers<br />

und Zeitalters bewaffnet, und Alles zusammenzuschiessen“ 53 . Auch<br />

eine Bamberger Zeitung meldete am 20. März 1848, um Banz hätten<br />

die „Feldbesitzer [...] ein großes Treibjagen gehalten, viele Haasen<br />

und sieben Rehe erlegt, <strong>das</strong> Wildpret aber nicht mitgenommen“ 54 .<br />

Der Lichtenfelser Landrichter trat zwischen März und Mai 1848 wiederholt<br />

den uml<strong>auf</strong>enden Gerüchten entgegen, es bestehe nun ein<br />

allgemeines Jagdrecht 55 , offenbar mit geringem Erfolg. 1915 konstatierte<br />

der in Brückenau und vormals in Weismain tätige Tierarzt Alfred<br />

Ade: „Der stolze ,Edelhirsch‘ [...] war einst überall in Franken<br />

häufig, bis <strong>das</strong> unheilvolle Jahr 1848 durch Aufgebot sämtlicher bäuerlicher<br />

Schießprügel fast den ganzen Edelwildbestand zum Verschwinden<br />

brachte.“ 56 Geändert wurde <strong>das</strong> Jagdrecht im Juni 1848;<br />

<strong>das</strong> adlige Vorrecht wurde zugunsten der Grundeigentümer und Gemeinden<br />

beseitigt 57 .<br />

51 Vgl. Hofmann: Adelige Herrschaft und souveräner Staat, S. 493 – 498; Hesse:<br />

Gesetzgeber und Gesetzgebung in Bayern, S. 83 – 89; Finken: Gottlieb Freiherr<br />

von Thon-Dittmer, S. 308–318.<br />

52 Vgl. StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 254r–v. – Schon 1831 hatte der Lichtenfelser<br />

Landgerichtsassessor Thomas Rüblein „als Besitzer eines Landgutes“,<br />

nämlich des Gutshofes Frankenthal (Vierzehnheiligen), <strong>dem</strong> Landtag eine<br />

Beschwerde gegen den hohen Wildbestand vorgelegt, für den namentlich<br />

Maximilians Großvater, Herzog Wilhelm in Bayern, verantwortlich war. Vgl.<br />

Jäck: Thomas Rüblein, S. 359; auch Rüblein: Statistische und agrikole Beschreibung,<br />

S. 69 –71, der (S. 69) vom „Jagddespotismus in den herzoglich<br />

Banzer Jagdrevieren“ spricht; Text der Eingabe ebd., S. 113–116.<br />

53 StAB, G 35, Annalen, Kasten Nr. 26, Zettel 172 (Notiz vom 11.7.1886 über Mitteilung<br />

von Oberförster Franz Reuder, Koppenwind).<br />

54 Der Wahrheitsfreund 1848, S. 23; vgl. auch Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1848,<br />

S. 336 (14.3.1848): „<strong>Die</strong> Bauern haben schon mehrere Tage lang alles Wild<br />

zusammen geschossen, was bisher zum Nachtheil ihrer Felder allzu sehr gehegt<br />

worden sein soll.“<br />

55 Vgl. StadtAL, A 990; Meyer: <strong>Die</strong> Einheits- und Freiheitsbewegung, Nr. 1.<br />

56 Ade: <strong>Die</strong> Tierwelt <strong>Oberfranken</strong>s, 3, S. 39.<br />

57 Vgl. Hofmann: Adelige Herrschaft und souveräner Staat, S. 492 f.; Sing: <strong>Die</strong><br />

Memoiren König Maximilians II., S. 158 f.<br />

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