Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
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mokraten <strong>auf</strong>getreten. Schellerer, deswegen in der Presse attackiert 103 ,<br />
empfing seine Belohnung durch die Wahl zum Landwehrhauptmann<br />
in Staffelstein Ende 1848 oder im ersten Halbjahr 1849 und die kurz<br />
dar<strong>auf</strong> erfolgte Ernennung zum Major und Bataillonskommandanten<br />
der Landwehr im Landgericht Lichtenfels 104 . Schellerer blieb <strong>das</strong> Ziel<br />
von Angriffen: Ende 1848 bemühten sich die Staffelsteiner Demokraten,<br />
den Stadtschreiber und den gesamten Magistrat durch eine Änderung<br />
des Rechtsstatus von Staffelstein zu entmachten 105 .<br />
Demokratische Blätter sahen in den Ausschreitungen eine geplante<br />
Aktion ihrer Gegner, deren „Werkzeug“ 106 der aus Lichtenfels stammende,<br />
in Bamberg lebende K<strong>auf</strong>mann Johann Baptist Silbermann<br />
(geb. 1813) 107 gewesen sei 108 . Entsprechend urteilte der Nürnberger<br />
Publizist Gustav <strong>Die</strong>zel: „Es ist notorisch, daß er sich in Staffelstein eine<br />
Rotte desperater Gesellen um Geld warb und durch Getränke, die<br />
er bezahlte, und durch <strong>auf</strong>reizende Reden fanatisirte.“ 109 Silbermann,<br />
eine im Hinblick <strong>auf</strong> sein Geschäftsgebaren fragwürdige Figur 110 ,<br />
103 Vgl. Der freie Staatsbürger 1849, S. 161, 304, 833.<br />
104 Vgl. Königlich bayerisches Intelligenz-Blatt für <strong>Oberfranken</strong>. Auf <strong>das</strong> Jahr<br />
1849, S. 652, 924; Hößel: <strong>Die</strong> Lichtenfelser Landwehr, S. 30.<br />
105 Im Oktober 1848 hatte ein großer Teil der Bürgerschaft beantragt, Staffelstein,<br />
damals eine Stadt III. Klasse, zur Ruralgemeinde zurückzustufen. Vom<br />
Landgericht befragt, sprach sich eine überwältigende Mehrheit (124 von 140<br />
Bürgern) dafür aus. Eine Ruralgemeinde hatte allerdings keinen Magistrat,<br />
sondern nur ein kommunales Gremium, die Gemeindeverwaltung. „Der alte<br />
Magistrat [...] war somit gesetzlich gestürzt, in die neue Verwaltung wurden<br />
freisinnige Männer gewählt und verpflichtet.“ Gegen die Umwandlung der<br />
Stadt in eine Ruralgemeinde wandte sich jedoch eine Gruppe von Bürgern,<br />
angeführt von Schellerer. Der freie Staatsbürger 1849, S. 161.<br />
106 <strong>Die</strong>zel: Baiern und die <strong>Revolution</strong>, S. 172 Anm.<br />
107 Über ihn Schwarz: Forchheim im Industriezeitalter, S. 72–75.<br />
108 Vgl. Der freie Staatsbürger 1848, S. 15 f.: „Ueber die Vorgänge in Staffelstein<br />
[...] gehen uns ausführliche Mittheilungen aus bester Quelle zu. [...] Eine Anzahl<br />
Bamberger, welche früh 9 Uhr in Staffelstein angekommen waren, wurden<br />
von einer betrunkenen und offenbar gedungenen Rotte, mit welcher ein<br />
gewisser Silbermann, ein anrüchiges Individuum, Arm in Arm herumgezogen<br />
war, in ein Haus gedrängt und darin eingeschlossen. [...] Jener Silbermann<br />
hatte von Lichtenfels eine weitere, etwa 300 Köpfe starke Rotte herbeigeholt.“<br />
– Dagegen bestritt Silbermann die gegen ihn erhobenen Vorwürfe am<br />
9. Mai 1848. Vgl. Tag-Blatt der Stadt Bamberg 1848, S. 643.<br />
109 <strong>Die</strong>zel: Baiern und die <strong>Revolution</strong>, S. 172 Anm.<br />
110 Der Lichtenfelser Landrichter wußte 1858 zu berichten, Silbermann habe in<br />
Lichtenfels „ein berüchtigtes Schwärzergeschäft“ betrieben – also Schmuggel<br />
organisiert – und durch einen „namhaften Banquerott den meisten seiner<br />
Gläubiger sehr empfindliche Verluste zugefügt“. Zit. nach Schwarz: Forchheim<br />
im Industriezeitalter, S. 74. – Im Jahr 1848 war Silbermann „Geschäftsreisender<br />
für mehrere englische und sächsische Häuser“. Chronik der Familie<br />
Messerschmitt, S. 244.<br />
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