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Die Revolution auf dem Lande – das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken

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Als die Gruppe aus Bamberg in Staffelstein angekommen war,<br />

fand im Wirtshaus von Joseph Schmelzing eine vorbereitende Besprechung<br />

statt. Um 1 Uhr sollte die Volksversammlung beginnen. Als<br />

am späten Vormittag die Leute aus der Kirche kamen und sich <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Marktplatz unterhielten, begann Dr. August Geyer eine Ansprache,<br />

um für die bevorstehende Versammlung zu werben.<br />

Geyer, Assistenzarzt im Bamberger Krankenhaus, war 1816 in Lichtenfels<br />

als uneheliches Kind eines Zollbeamten und einer Bürgerstochter<br />

zur Welt gekommen; er starb im September 1848 in Frankfurt<br />

an den Folgen einer Schußwunde, die er beim Barrikadenkampf erlitten<br />

hatte 90 .<br />

Der König solle hoch leben, sagte er, doch die schlechten Beamten<br />

und Pfaffen solle <strong>das</strong> Volk fortjagen. Da widersprach ihm der<br />

Nachtwächter: „Wir brauchen keine Republik, wir haben einen Koenig,<br />

unser Herr Landrichter belehrt uns schon, was wir zu thun haben.“<br />

91 Mit Regenschirmen schlugen die Leute <strong>auf</strong> Geyer ein und<br />

auch <strong>auf</strong> Dr. Heinkelmann, der <strong>dem</strong> Bedrängten zu Hilfe kommen<br />

wollte. Beide zogen sich in <strong>das</strong> Wirtshaus zurück, in <strong>dem</strong> die übrigen<br />

führenden Republikaner saßen. Als sie zusagten, keine Versammlung<br />

abzuhalten, ließ die Menge sie abziehen; etliche Männer<br />

aber liefen ihnen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Weg zum Bahnhof 92 nach. „<strong>Die</strong> Jüngeren<br />

[...] kamen unversehrt davon, Dr. Heinkelmann, Heger und Dr. Geyer<br />

wurden aber erreicht und, des Abwehrens der Magistratsmitglieder<br />

und der Gendarmen ohnegeachtet, geschlagen und mit Steinen geworfen,<br />

bis sie endlich auch Schutz im Bahnhof fanden.“ 93 Es fuhr<br />

gerade ein Zug nach Bamberg ein, den die Bamberger Republikaner<br />

bestiegen. Eine wütende Menge drängte in den Waggon, doch der<br />

mit <strong>dem</strong> Zug angekommene Landgerichtsassessor Johann Friedrich<br />

Schneider (1804 –1852) hielt sie ab, bis der Zug abfuhr.<br />

Eine kleinere Gruppe der Bamberger Republikaner hatte sich frühzeitig<br />

in <strong>das</strong> Wirtshaus zum „Grünen Baum“ begeben und verließ<br />

Staffelstein ohne Aufsehen zu Fuß, als sie erfahren hatten, was ihren<br />

Gesinnungsgenossen widerfahren war 94 .<br />

90 Vgl. AEB, Kirchenbücher Lichtenfels, Bd. 5, pag. 54; zu seinem Tod vgl. auch<br />

einen Brief von Nikolaus Titus, auszugsweise zit. in: Der Freund der Wahrheit<br />

und des Volkes 1848, S. 176.<br />

91 StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 337v.<br />

92 Erst nach 1868 wurden allmählich an der Bahnhofstraße Häuser errichtet. Vgl.<br />

Staffelstein und seine Dörfer, S. 36.<br />

93 StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 373v–374r. Darüber, wie schwer die ihnen<br />

zugefügten Verletzungen waren, gibt es unterschiedliche Angaben. Von erheblichen<br />

Wunden berichtet Dresch: <strong>Die</strong> Umtriebe in Bamberg, S. 9; vgl. dagegen<br />

den Bericht des Landrichters: StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 375v.<br />

94 Vgl. StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 375v.<br />

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