Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
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nur dank seiner Leibesfülle, meinte ein Beobachter, habe er überlebt<br />
115 – und ins Wachlokal gebracht. <strong>Die</strong> Bürger wüteten weiterhin.<br />
Da Oberst v. Stetten nicht <strong>auf</strong> sie schießen ließ, ihrer aber nicht Herr<br />
wurde, mußte schließlich der Advokat Titus geholt werden, der die<br />
<strong>auf</strong>gebrachte Menge mit einer Ansprache beruhigte – ein Auftritt, der<br />
weithin Aufsehen machte und wohl mitverantwortlich für die beinahe<br />
einstimmige Wahl von Titus zum Abgeordneten für die Nationalversammlung<br />
wenige Tage später. Für die <strong>auf</strong>gewühlte Stimmung<br />
jener Tage spricht, daß man in Staffelstein mit Racheakten der Demokraten<br />
rechnete 116 , während in Bamberg am 25. April <strong>das</strong> Gerücht,<br />
3000 Flößer wollten die Stadt plündern, um Silbermann zu rächen,<br />
für Aufregung sorgte 117 . Bahninspektor Löhner verließ Bamberg, um<br />
„<strong>dem</strong> Schicksal des K<strong>auf</strong>mann Silbermann zu entgehen“ 118 .<br />
Einige Täter, die Silbermann mißhandelt hatten, wurden bestraft,<br />
hingegen blieben die in Staffelstein eingeleiteten Untersuchungen<br />
ohne Ergebnis, so daß DER FREUND DER WAHRHEIT UND DES VOLKES fragte,<br />
„warum denn eigentlich die Bamberger Bürger in der Silbermann’schen<br />
Sache sitzen, während die Staffelsteiner frei herumgehen“<br />
119 . Angeblich ruhte die Untersuchung gegen die Täter, so daß<br />
ein Jahr nach der gescheiterten Volksversammlung in einer Coburger<br />
Zeitung „Mehrere der hierbei Mißhandelten“ den zuständigen Staatsanwalt<br />
<strong>auf</strong>forderten, endlich weiterzuermitteln 120 .<br />
In Staffelstein wandte sich die öffentliche Meinung zunächst offenbar<br />
gegen die einheimischen Demokraten. Am 9. Mai 1848 meldete<br />
der Regierungspräsident an <strong>das</strong> Innenministerium, es halte sich „keines<br />
dieser Individuen mehr in Staffelstein <strong>auf</strong>, weil sie allgemein mit<br />
Unwillen und Verachtung angesehen und behandelt werden“ 121 . Dr.<br />
Ott waren schon am Vorabend der geplanten Volksversammlung Fensterscheiben<br />
eingeschlagen worden 122 ; nach der Vertreibung der<br />
Bamberger Demokraten verließ er vorübergehend Staffelstein 123 .<br />
115 Vgl. StAB, G 35, Annalen, Kasten Nr. 26, Zettel 451 (Mitteilung von Oberförster<br />
Franz Reuder an Emil Marschalk von Ostheim, 11.7.1886)<br />
116 Vgl. Hößel: <strong>Die</strong> Lichtenfelser Landwehr, S. 19.<br />
117 Vgl. Chronik der Familie Messerschmitt, S. 245; StAB, G 35, Annalen, Kasten<br />
Nr. 26, Zettel 462– 475.<br />
118 Allgemeine Zeitung 1848, S. 1922.<br />
119 Der Freund der Wahrheit und des Volkes 1848, S. 133. Ähnliche Äußerungen<br />
in: Der Wahrheitsfreund 1848, S. 417– 419; Der freie Staatsbürger 1849, S. 8,<br />
397. Über <strong>das</strong> Urteil gegen mehrere Bamberger berichtet der Nürnberger Kurier<br />
1848, Nr. 301.<br />
120 Neue Deutsche Dorfzeitung vom 16.4.1849.<br />
121 BayHStA, MInn 46044, Schreiben vom 9.5.1848.<br />
122 Vgl. Luthardt: Mein Werden und Wirken, S. 73.<br />
123 Vgl. StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/I, fol. 340v.<br />
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