Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
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[...] zu geben“. Eine Volksversammlung bedürfe nun einmal keiner<br />
Genehmigung „vom Magistrat oder Landgericht, von gespreizten<br />
Räthen oder Herren, die Räthe werden wollen“. „Doch warum so<br />
ernstlich kämpfen gegen den guten lieben Stadtmagistrat in Staffelstein?<br />
Wenn <strong>das</strong> Volk Geister zu unterscheiden weiß, dann weiß es<br />
auch, daß die Geister dieses Rathscollegiums keine bösen und keine<br />
guten, daß sie gar keine Geister sind.“ 130 Da der Bürgermeister Finzel<br />
hieß, sahen sich auch drei Bamberger Bürger dieses Familiennamens<br />
genötigt, öffentlich dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, daß zwischen ihnen und <strong>dem</strong><br />
Staffelsteiner Stadtoberhaupt keine Verwandtschaft bestehe 131 .<br />
Der Annoncenkrieg macht deutlich, daß die Haltung der Staffelsteiner<br />
Bürgerschaft keineswegs so eindeutig anti-republikanisch<br />
war, wie es die Vorfälle vom Ostermontag hätten glauben machen<br />
können. Es gab zumindest eine größere Minderheit von Anhängern<br />
der Bamberger Demokraten; unter den Unterzeichnern der Erklärung<br />
vom 8. Mai war mit Joseph Schmelzing sen. (geb. 1788) sogar ein<br />
Landrat (was mutatis mutandis einem heutigen <strong>Bezirk</strong>srat entspricht).<br />
In seinem Wirtshaus fand im April 1848 die Besprechung der Republikaner<br />
statt, im folgenden Jahr war dort ein „Demokratenball“ geplant<br />
132 .<br />
Der Staffelsteiner Magistrat schritt bald gegen den Demokraten ein,<br />
dessen er sich am einfachsten entledigen konnte. Im Sommer 1848,<br />
als auch in Bamberg einige profilierte Demokraten in Haft saßen,<br />
wies der Staffelsteiner Magistrat Dr. Ott „wegen revolutionären Tendenzen“<br />
aus; die Regierung von <strong>Oberfranken</strong> bekräftigte den Beschluß<br />
als zweite Instanz 133 . Der Hinweis der Bamberger Zeitung DER<br />
FREUND DER WAHRHEIT UND DES VOLKES, es handle sich bei der Ausweisung<br />
um einen glatten Rechtsbruch, blieb ohne Wirkung.<br />
Hingegen war Andreas Stark weiterhin aktiv. Er trat am 17. September<br />
1848 bei einer Volksversammlung zu Rossach im Itzgrund, also<br />
im Herzogtum Sachsen-Coburg, als Redner <strong>auf</strong> 134 . Auch später<br />
muß er noch im Landgericht Lichtenfels in Erscheinung getreten sein,<br />
denn er gab offenbar <strong>dem</strong> Landrichter von Lichtenfels Anlaß zu „heftigen<br />
Invectiven“, gegen die er sich im Februar 1849 öffentlich verwahrte<br />
135 .<br />
131 Vgl. Der Wahrheitsfreund 1848, S. 256.<br />
132 Bamberger Volks-Blatt 1849, S. 28.<br />
133 Der Freund der Wahrheit und des Volkes 1848, S. 85.<br />
134 Vgl. Der Freund der Wahrheit und des Volkes 1848, S. 127. – An der Volksversammlung<br />
sollen „6000 Männer aus <strong>dem</strong> Herzogthume“ Sachsen-Coburg<br />
teilgenommen haben. Vgl. Coburger Tageblatt vom 7.10.1848.<br />
135 Der freie Staatsbürger 1849, S. 166.<br />
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