Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>dem</strong> <strong>dem</strong>okratisch dominierten Landtag zurückgetreten 236 – <strong>auf</strong><br />
Druck des Königs hatte sich die Regierung geweigert, die Grundrechte<br />
anzuerkennen –, am 18. April 1849 aber durch König Maximilian<br />
II. von Bayern zum Minister des Äußern und des Königlichen<br />
Hauses berufen worden 237 .<br />
Weiter brachte der Landrichter über Heinkelmanns Rede folgendes<br />
in Erfahrung: „Ueber die Geistlichen, die er mit <strong>dem</strong> Namen<br />
Schwarze oder Pfaffen bezeichnete, soll er geäußert haben, daß sie<br />
weder <strong>das</strong> Seelen- noch <strong>das</strong> irdische Wohl ihrer Pfarrkinder, sondern<br />
lediglich nur ihren eigenen Säckel vor Augen hätten, und eiferte <strong>das</strong><br />
Volk an, besorgt zu sein, die elende Lage des armen Volkes zu verbessern.<br />
Endlich soll er auch über die Grundrechte gesprochen, sie<br />
als Stützpunkte der Demokratie anerkannt und die Annahme derselben<br />
als nothwendig dargestellt haben.<br />
Advokat Prell soll ebenso in sehr <strong>auf</strong>fallenden Ausdrücken gegen<br />
die Civilliste des Königs, gegen die Ministerien und gegen die bisherigen<br />
Kammern gesprochen und <strong>das</strong> Volk <strong>auf</strong>gefordert haben, fest<br />
wie ein Mann zusammen zu treten und so zu wirken, daß diesem<br />
Unwesen gesteuert werde.<br />
Auch soll er den geistlichen Stand sehr unsanft berührt und dieser<br />
sowohl als Heinkelmann <strong>das</strong> Volk <strong>auf</strong>gefordert haben, bis zur Erlangung<br />
ihrer gerechten Wünsche die Steuern zu verweigern, insoweit<br />
sie nicht durch die Stände des Reiches genehmigt seyen. Letzteres<br />
soll von einem großen Theil des Volkes, <strong>das</strong> eine unbedingte Aufforderung<br />
zur Steuerverweigerung entnommen haben will, besonders<br />
begrüßt worden seyn.“ 238<br />
<strong>Die</strong> Volksversammlung in Lichtenfels am 17. Mai 1849<br />
<strong>Die</strong> größte Versammlung der <strong>Revolution</strong>sjahre im Obermaingebiet<br />
fand am 17. Mai – am Feiertag Christi Himmelfahrt – 1849 in Lichtenfels<br />
statt 239 , und zwar <strong>auf</strong> Einladung der Volksvereine von Lichtenfels<br />
und Schney 240 . 6000 bis 8000 Menschen waren <strong>dem</strong>okratischen<br />
Presseberichten zufolge trotz ungünstiger Witterung zusammengeströmt,<br />
unter ihnen die Volkswehren der sächsischen Dörfer Ebersdorf,<br />
Sonnefeld und Weidhausen 241 . <strong>Die</strong> amtlichen Schätzungen lagen<br />
236 Zur politischen Situation vgl. den Überblick bei Rupieper: Sachsen, S. 79 f.<br />
237 Zu den Erwägungen vgl. Valentin: Geschichte der deutschen <strong>Revolution</strong>,<br />
Bd. 2, S. 443.<br />
238 Vgl. StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/V, fol. 274v–275v.<br />
239 Der ausführlichste Bericht in Bamberger Volks-Blatt 1849, S. 369–371.<br />
240 Vgl. Der freie Staatsbürger 1849, S. 536.<br />
241 Neue Deutsche Dorfzeitung vom 22.5.1849.<br />
237