Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
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erleichtert“ 273 . In der mündlichen Überlieferung, die Emil Marschalk<br />
von Ostheim fast vier Jahrzehnte später <strong>auf</strong>zeichnete, wird ein zusätzliches<br />
Detail von Rimbergers Flucht erwähnt: „Seine Frau wußte<br />
sich Zutritt zu ihm [zu] verschaffen, besprach mit wenig Worten einen<br />
Fluchtplan, und während dieselbe außerhalb der Gefängnißthüre<br />
sich mit <strong>dem</strong> Wärter besprach, sprang Rimberger aus <strong>dem</strong> Fenster.“<br />
274 Möglicherweise verschwieg der Regierungspräsident die<br />
Beteiligung von Theresia Rimberger aus Rücksicht <strong>auf</strong> deren Vater,<br />
Hofrat Dr. Krappmann.<br />
Rimberger 275 rannte aus der Stadt, lief nach Coburg, wo er eine<br />
Nacht im Taubenschlag <strong>auf</strong> einem Dachboden verbrachte, und schlug<br />
sich von dort aus nach Paris durch, wo er als junger Arzt zwei Jahre<br />
lang gelebt hatte. Schließlich schiffte er sich in Le Havre nach Nordamerika<br />
ein. Als er 1851 seine Familie abholen wollte, wurde er, der<br />
nach seiner Flucht steckbrieflich gesucht wurde 276 , <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Leipziger<br />
Bahnhof verhaftet. Dank der Intervention seines einflußreichen<br />
Schwiegervaters wurde er freigelassen und wanderte Anfang 1852,<br />
mit einem bayerischen Paß versehen 277 , in die USA aus, wo er sich<br />
in New Orleans niederließ 278 . Ebenso soll der frühere Staffelsteiner<br />
Arzt Dr. Ott in die USA übersiedelt sein 279 .<br />
273 StAB, K 3 Präs.reg., Nr. 813/VI, fol. 354r.<br />
274 StAB, G 35, Annalen, Kasten 31, Zettel 832.<br />
275 <strong>Die</strong> Geschichte seiner Flucht in die USA, seiner Verhaftung und endgültigen<br />
Auswanderung ebd.<br />
276 Vgl. Allgemeine Zeitung 1849, S. 2956; auch Königlich bayerisches Intelligenz-Blatt<br />
für <strong>Oberfranken</strong>. Auf <strong>das</strong> Jahr 1849, S. 708, 715, 721. Das „Signalement“<br />
lautete wie folgt: „Theodor Rimberger ist 40 Jahre alt, 6 Schuh<br />
groß, von magerer Statur, hat schwarze Haare, schwarzen starken Bart, zur<br />
Zeit seiner Entweichung um <strong>das</strong> ganze Kinn, braune gesunde Gesichtsfarbe,<br />
langes schmales Gesicht, blaugraue Augen, etwas gebogene scharfgezeichnete<br />
Nase.<br />
Kleidung: Trug bei seiner Entweichung einen dunkeln kurzen Überrock neben<br />
mit Taschen, hellgraue Sommerbeinkleider, hellgraue Weste, weißen<br />
runden Filzhut. Besondere Kennzeichen: Trägt eine schwarze Haar-Tour,<br />
dann eine Brille, an der er beständig herumrückt und ist im Gesichte etwas<br />
verwundet.“<br />
Typisch für einen Republikaner ist die Barttracht, die Rimberger mit Titus<br />
und Heinkelmann gemeinsam hatte und die der Parade-<strong>Revolution</strong>är Friedrich<br />
Hecker kultiviert hatte. Vgl. Belting: Mode und <strong>Revolution</strong>, S. 82, 84<br />
u. ö.<br />
277 Vgl. StAB, K 3 A I, Nr. 2390/II, Schreiben vom 29.1.1852.<br />
278 <strong>Die</strong> Familie Rimbergers erkrankte, offenbar nach der Ankunft, „am gelben<br />
Fieber“; Theresia Rimberger starb daran. <strong>Die</strong> drei Töchter Rimbergers wurden<br />
dar<strong>auf</strong>hin zurück nach Deutschland zu ihren Großeltern gebracht. StAB,<br />
G 35, Annalen, Kasten Nr. 31, Zettel 833. In seinem 1863 abgefaßten Testament<br />
bedachte Dr. Michael Krappmann seine drei Enkelinnen, schloß aber<br />
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