Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Die Revolution auf dem Lande â das Beispiel ... - Bezirk Oberfranken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
clamiren, und was dann geschehen könnte, wenn sie von Seite einzelner<br />
Staaten nicht angenommen würde, ist schwer vorauszusehen.“ 202<br />
<strong>Die</strong> ablehnende Haltung Bayerns gegenüber den Grundrechten<br />
wie der Reichsverfassung, die in der Erklärung des Königs vom 23.<br />
April 1849 gipfelte, Bayern erkenne beide nicht an 203 , bewog die Demokraten<br />
zu Demonstrationen in Form von Volksversammlungen.<br />
<strong>Die</strong> zugrundeliegenden Absichten faßt ein Aufruf zusammen, den der<br />
„Congreß der fränkischen Demokraten“ am 29. April 1849 in Bamberg<br />
204 verabschiedete und der im folgenden als Flugbatt verbreitet<br />
wurde 205 :<br />
„Mitbürger! Als <strong>das</strong> deutsche Volk im März des vorigen Jahres sich<br />
erhob, als die Throne zitterten und wankten, da sprach man zu Euch:<br />
,Ueberstürzt Euch nicht; sendet nach Eurer freien Wahl Männer nach<br />
Frankfurt, diese sollen über <strong>das</strong> neu zu schaffende freie und einige<br />
Deutschland entscheiden, und was sie beschließen, soll als Gesetz<br />
gelten, sowohl für Fürsten als Volk.‘<br />
Jetzt, da diese Männer, die in ihren Beschlüssen oft weit genug<br />
hinter den Wünschen und Erwartungen des deutschen Volkes<br />
zurückbleiben, beschlossen haben; sagt uns die Regierung keck ins<br />
Gesicht: ,Auch dieses Wenige sollt Ihr nicht haben; was in Frankfurt<br />
beschlossen ist, erkennen wir nicht an.‘ Kann man ein frecheres Spiel<br />
mit <strong>dem</strong> Volke treiben?<br />
Mitbürger! Der Augenblick ist da, wo wir zeigen müssen, daß <strong>das</strong><br />
Volk mündig ist und sich nicht in die alte, schmachvolle Knechtschaft<br />
zurückwerfen läßt. Niemand ist unter Euch, der nicht <strong>das</strong> undeutsche<br />
und freiheitsfeindliche Treiben dieser Regierung verdammt. Aber wir<br />
dürfen nicht dabei stehen bleiben, wir müssen hanndeln [!]. Und was<br />
haben wir zu thun? <strong>Die</strong> Antwort ist einfach: Wir müssen die Regierung<br />
zu unbedingter Anerkennung der deutschen Reichsverfassung<br />
zwingen.<br />
Mitbürger! Wir stehen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Boden des Gesetzes, denn die von<br />
<strong>dem</strong> deutschen Parlamente verkündete Reichsverfassung ist Gesetz<br />
für Deutschland. Unsere Regierung steht <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Boden der Rebellion,<br />
denn sie hat sich empört gegen dieses Gesetz.<br />
202 StadtAL, A 992, Schreiben vom 30.5.1848.<br />
203 Zum Streit um die Anerkennung der Reichsverfassung in Bayern vgl. Doeberl:<br />
Bayern und die Deutsche Frage, S. 124 –152, bes. S. 151; Valentin: Geschichte<br />
der deutschen <strong>Revolution</strong>, Bd. 2, S. 490 – 494; Zimmermann: <strong>Die</strong><br />
Einheits- und Freiheitsbewegung, S. 398.<br />
204 Über den Kongreß vgl. Brunner: Politische Bewegungen in Nürnberg, S.<br />
136 f.; Doeberl: Bayern und die Deutsche Frage, S. 188 f.; Zimmermann: <strong>Die</strong><br />
Einheits- und Freiheitsbewegung, S. 399.<br />
205 Zur Rezeption dieses Aufrufs vgl. Zimmermann: <strong>Die</strong> Einheits- und Freiheitsbewegung,<br />
S. 400 f.<br />
229