PDF-Datei - Öko-Institut eV
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auch Reisig und Rinde sein. Schwachholz fällt im Rahmen von Pflegemaßnahmen an. Für<br />
Waldrest- und Schwachholz wird häufig auch die Bezeichnung „Waldenergieholz“ verwendet<br />
(ARETZ UND HIRSCHL 2007).<br />
Auf Grundlage einer umfangreichen Literaturrecherche und Fachdiskussionen innerhalb des<br />
Projektteams sowie mit weiteren Experten unterschiedlicher Gremien wurde – mit einem Fokus<br />
auf Naturschutzanforderungen – eine Liste zu Anforderungen an die Bewirtschaftung<br />
von Wäldern erstellt (siehe Tabelle 5).<br />
Ein zentrales Anliegen war es dabei, durch Habitatschutz und einer Förderung der Strukturvielfalt<br />
den Lebensraum für bestandestypische Arten zu erhalten und zu fördern. Der Schutz<br />
von Biotopbäumen (z.B. Horstbäume und höhlenreiche Altbäume) und der Erhalt eines ausreichenden<br />
Alt- und Totholzanteils soll Lebensraum für entsprechende Spezialisten bieten.<br />
Lichtungen, Waldwiesen, Saumbiotope und gestufte Waldränder sind für ihren hohen Naturschutzwert<br />
bekannt und sollen entsprechend erhalten und gepflegt werden. Entnahmeobergrenzen<br />
für Waldrest- und Schwachholz, ein Mindestalter für Endnutzbestände sowie ein<br />
Vermeiden von großflächigen Kahlschlägen sollen dem Schutz von Habitaten dienen (vgl.<br />
WINKEL & VOLZ 2003).<br />
Die Förderung einer naturnahen Waldentwicklung soll diese Maßnahmen flankieren. Der<br />
Erhalt von seltenen Baumarten sowie eine Bestockung mit heimischen und standortgerechten<br />
Arten stellt eine direkte Förderung einheimischer Biozönosen dar und sichert die genetische<br />
Vielfalt. Auf Reinbestände mit standortwidrigen oder fremdländischen Baumarten auf<br />
mehr als 3 ha Fläche sollte verzichtet werden (WINKEL & VOLZ 2003).<br />
Ein Verzicht auf ertragssteigernde Düngung und Einsatz von Pestiziden unterstützt diesen<br />
Schutz und ermöglicht eine standortgerechte Entwicklung des Lebensraums Wald (vgl. RODE<br />
ET AL. 2005, FSC und NATURLAND). Dabei sind aber explizit Ausnahmemaßnahmen möglich,<br />
die zur Sicherung eines Bestandes nötig sind. Beispielsweise kann eine Düngung stattfinden,<br />
wenn es sich um einen Ausgleich eines anthropogen bedingten Nährstoffmangels handelt<br />
(vgl. WINKEL & VOLZ 2003). Vor dem Hintergrund der Eutrophierungsproblematik sollte<br />
dabei grundsätzlich auf stickstoffhaltige Kunstdünger verzichtet werden. Naturland räumt<br />
beispielsweise eine Ausnahmeregelung für Kompensationskalkungen ein. Eine Ausrichtung<br />
der Waldbewirtschaftung an naturnahe und traditionelle Bewirtschaftungsformen kann zudem<br />
als Leitbild hilfreich sein, um das Ziel einer naturnahen Waldentwicklung zu erreichen.<br />
Es wurden zudem zum Schutz des Bodens und des Nährstoffhaushalts weitere Maßnahmen<br />
identifiziert. Um den Nährstoffhaushalt von Beständen zu erhalten, soll Nicht-Derbholz (Holz<br />
< 7cm im Durchmesser) in der Fläche verbleiben. Dies liegt darin begründet, dass gerade<br />
diese Holzfraktion hohe Nährstoffgehalte aufweist. Schon eine konventionelle Derbholz-<br />
Nutzung kann zu erheblichen Nährstoffverlusten führen. Eine Intensivierung der Nicht-<br />
Derbholz-Nutzung sollte deshalb nicht oder wenn überhaupt nur auf denjenigen Standorten<br />
erfolgen, auf denen nachhaltige Nährstoffkreisläufe gesichert sind (KLINCK ET AL. 2011). Zwar<br />
ist diese Entnahmebegrenzung auf sehr gut nährstoffversorgten Böden nicht notwendig, da<br />
aber derzeit keine ausreichende räumliche Datenverfügbarkeit zum Nährstoffhaushalt von<br />
Waldbeständen vorliegt, wird für alle Waldbestände diese Entnahmegrenze empfohlen. Zudem<br />
fördert der Verbleib des Nicht-Derbholzes den Bodenkohlenstoffhaushalt. Die Nutzung<br />
von Wurzelholz bzw. eine Stockrodung stellt eine massive Störung des Bodens dar mit negativen<br />
Auswirkungen auf den Nährstoff- und Kohlenstoffhaushalt und ist zu unterlassen. Um<br />
Bodenverdichtungen in der Fläche zu vermeiden, sollen bei der Holzentnahme nur wiederauffindbare<br />
Erschließungslinien befahren werden. Zudem sind ein Wegebau im steilen Ge-<br />
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