PDF-Datei - Öko-Institut eV
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3.3 Nachhaltige Entwicklung in der Waldwirtschaft: Ein spannungsreiches<br />
Handlungsfeld<br />
BRITTA HARTARD & THOMAS WALDENSPUHL<br />
Innerhalb der Waldwirtschaft besitzt die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit eine lange, sich<br />
über Jahrhunderte entwickelte Tradition. Während sich der Gedanke der Nachhaltigkeit zunächst<br />
auf die nachwachsenden Ressourcen im Sinne eines ressourcen-ökonomischen Ansatzes<br />
konzentrierte, erweiterte er sich im Laufe des letzten Jahrhunderts auch auf ökologische<br />
und soziale Aspekte (vgl. „Helsinki-Prozess“ mit der ersten Ministerkonferenz in Straßburg,<br />
1990; RAMETSTEINER & MAYER, 2004). Auch in deutschen Bundesländern orientiert sich<br />
die Waldbewirtschaftung seither zunehmend an der Gleichrangigkeit der drei Dimensionen<br />
der Nachhaltigkeit, der <strong>Öko</strong>logie, <strong>Öko</strong>nomie und der sozialen Dimension.<br />
Gleichzeitig haben die Forderungen nach einer vermehrten Mobilisierung von Energieholz<br />
aus dem Wald in den vergangenen Jahren beständig zugenommen (vgl. BMELV, 2009;<br />
HAHN, 2010). Die Mehrheit der Bundesländer nutzt bereits heute gezielt das Energieholzpotenzial<br />
ihrer Wälder (WIRTH, unveröfftl.). Im Hinblick auf die verschiedenen Dimensionen der<br />
Nachhaltigkeit können dabei unterschiedliche Effekte der Energieholznutzung gesehen werden:<br />
Aus ökonomischer Sicht ist dies im Wesentlichen das mit der Nutzung einhergehende<br />
zusätzliche wirtschaftliche Einkommen. Aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht<br />
zeigen sich sowohl positive als auch negative Auswirkungen: So leistet eine vermehrte Holznutzung<br />
zur Energiegewinnung einen aktiven Beitrag zur Einsparung von Kohlendioxid-<br />
Emissionen und zum Ausbau Erneuerbarer Energien; auf der anderen Seite kann sich die<br />
vermehrte Holzmobilisierung negativ z.B. auf den Nährstoff- und Basenhaushalt (z.B.<br />
MEIWES ET AL., 2008), auf die Bodenqualität im Wald (Gefahr der Bodenverdichtung) sowie<br />
auf die Biodiversität (Totholz, Habitate, Strukturen) auswirken (z.B. RODE ET AL., 2005). Einige<br />
Lebensräume, wie z.B. lichte Waldstrukturen, können durch eine verstärkte Energieholznutzung<br />
auch gefördert werden (ebd.). Aus sozialer Sicht kann derzeit angenommen werden,<br />
dass sich eine verstärkte Energieholzgewinnung aus dem Wald z.B. auf Erholung und Tourismus<br />
eher negativ auswirken wird. So wird z.B. vermutet, dass mögliche Einbußen in der<br />
Waldästhetik oder aufgrund von Ernteeingriffen erforderliche Wegsperrungen Akzeptanzschwierigkeiten<br />
in der Bevölkerung mit sich bringen können (z.B. SCHMITHÜSEN, 2002;<br />
BAFU, 2008; HÖLTERMANN, 2011).<br />
Eine Analyse der aktuellen Koordinierung der Energieholznutzung der deutschen Landesforstverwaltungen<br />
(WIRTH, unveröfftl.) lässt jedoch vermuten, dass in Deutschland bislang<br />
kein umfassendes Konzept vorhanden ist, welches die betroffenen Aspekte einer umfassenden<br />
nachhaltigen Entwicklung der Wälder in erforderlichem Maße anspricht und berücksichtigt.<br />
3.3.1 Elemente eines integrativen Nachhaltigkeitskonzepts<br />
Ausgehend vom derzeitigen gesellschaftlichen Verständnis (vgl. BRUNDTLAND-BERICHT;<br />
HAUFF, 1987), erfordert nachhaltige Entwicklung in der Waldwirtschaft ein integratives Konzept,<br />
das sehr verschiedene Ebenen beinhaltet (Abbildung 14). Tragende Elemente dieses<br />
Konzeptes sind die inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit, eine anthropozentrische und<br />
ganzheitliche Perspektive und Partizipation. Gleichzeitig muss ein solches Konzept auch<br />
eine normative Orientierung schaffen. Hierzu wurden in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene<br />
Ansätze entwickelt wie z.B. das Konzept der Starken und Schwachen Nachhaltig-<br />
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